Wenn "Air" Abby Wambach im WM-Finale gegen Japan durch den Strafraum schwebt, hält ganz Fußball-Amerika die Luft an. Angeführt von ihrem Kopfball-Ungeheuer wollen die US-Girls am Sonntag (20.45 Uhr/live ARD, Eurosport und ORF Sport Plus) mit dem lange ersehnten dritten WM-Titel die Vormachtstellung im weiblichen Nationalsport "Soccer" zurückerobern. "Davon haben wir alle geträumt, seit wir kleine Kinder waren", sagte Wambach vor dem Finale in Frankfurt.

Gegen die spielstarken, aber kleingewachsenen Japanerinnen könnte das Sprungwunder Wambach zum größten Vorteil der Amerikanerinnen werden. Von 121 Länderspieltoren erzielte sie 49 per Kopf und setzte sich auch in den vergangenen drei WM-Partien jeweils einmal im Luftzweikampf durch.

"Abby ist ganz besonders und ein großartiger Bonus für uns", schwärmte Trainerin Pia Sundhage, nachdem Wambach die USA mit dem 2:1 im Halbfinale gegen Frankreich (3:1) auf Siegkurs gebracht hatte. "Sie hat die Kraft und das Timing und macht den anderen Teams das Leben sehr schwer."

Mit insgesamt zwölf WM-Toren liegt Wambach, die mit den Amerikanerinnen 2003 und 2007 nur den dritten Platz erreicht hatte, nun neben Michelle Akers an der Spitze der US-internen Bestenliste. Dank ihrer Fähigkeit, für wenige Sekundenbruchteile "in der Luft zu stehen", verpassten ihr amerikanische Kommentatoren während des Turniers in Anlehnung an Basketball-Ikone Michael "Air" Jordan den Spitznamen "Her Airness".

Bis zu ihrem Premierentreffer bei diesem Turnier, als sie zwei Schwedinnen förmlich über den Haufen rannte, befand sich die 31-Jährige allerdings eher im Sinkflug. Das ganze Jahr hatte sie sich mit Achillessehnenproblemen geplagt und war auch bei den ersten beiden WM-Einsätzen nur ein Schatten ihrer großen Vergangenheit.

Sundhage ließ Wambach ob ihrer Führungsqualitäten dennoch weiter auf dem Feld. "Abby motiviert mich jeden Tag aufs Neue", sagte die neun Jahre jüngere Alex Morgan. "Sie ist eine unglaubliche Persönlichkeit. Es ist eine Ehre, mit ihr spielen und von ihr lernen zu dürfen."

Zwei Tore fehlen für WM-Rekordliste

Zwei Tore fehlen Wambach noch, um in der ewigen WM-Rekordliste auf die Deutsche Birgit Prinz und die Brasilianerin Marta aufzuschließen. Persönliche Bestmarken geraten allerdings bei der nationalen Aufgabe zur Nebensache. "Für mich zählt nur, ganz oben auf dem Podest zu stehen und die Trophäe in die Luft zu heben", sagte die Spielerin von Boca Raton magicJack aus Florida. "Wir werden den Pokal nach Hause bringen."