Im Grazer Straflandesgericht ist am Mittwoch der Prozess um den größten österreichischen Wettbetrug fortgesetzt worden. Die Befragung von Ex-Spieler Sanel Kuljic nahm eine überraschende Wendung als der Angeklagte angab, er habe für seine Mitwirkung an drei Spiel-Manipulationen nie Geld bekommen. Mit sieben weiteren Fällen will er ebenso wenig zu tun haben wie mit Erpressung und Nötigung.
Am vierten Prozesstag stand der Ex-Bundesliga- und -ÖFB-Team-Spieler im Mittelpunkt der Befragungen. Der 37-Jährige soll laut Anklage an der Manipulation von zehn Matches beteiligt gewesen sein, teilweise als Spieler, teilweise soll er nur Abläufe organisiert haben. Angeklagt ist in seinem Fall auch Erpressung und Nötigung.
Spannend wurde es, als Kuljic nach stundenlanger Befragung, bei der penibel die einzelnen Spiele besprochen wurde, plötzlich angab, er habe nie Geld für seine Mitwirkung bekommen. Zunächst hatte er nämlich erklärt, mit 5.000 Euro entlohnt worden zu sein. "Sie haben ja gar nichts gemacht, wieso bekommen sie da Geld?", wunderte sich Richterin Elisabeth Juschitz. Nach einigem Hin und Her kam die überraschende Antwort: "Ich hab' das bei meiner Einvernahme nur gesagt, weil mich die Staatsanwältin ausgelacht hat", so die interessante Variante, die bisher keiner gehört hatte.
"Und was habe ich gemacht, dass Sie mir das jetzt noch einmal erzählen?", fragte die Richterin. "Es ist wichtig, dass es berichtigt wird", versuchte der Angeklagte, die Kurve zu bekommen. "Haben Sie jetzt Geld bekommen, ja oder nein?", zeigte sich die Richterin schon etwas ungehalten. Kuljic: "Nein." "Warum haben Sie denn an den Manipulationen teilgenommen?", fragte die Richterin. "Weil ich helfen wollte", so der Angeklagte. "Wenn ich Sie mir so anschaue in den letzten Tagen, ist von Herzlichkeit zwischen Ihnen und den anderen aber nichts zu spüren", stellte Juschitz trocken fest.
Dominique Taboga und die anderen Spieler haben Kuljic bisher massiv belastet, er soll maßgeblich an den Manipulationen beteiligt gewesen sein und auch kassiert haben. "Ich habe keine finanziellen Probleme gehabt", meinte Kulic und verwies unter anderem auf eine Sonderzahlung von 175.000 Euro, die er am Anfang einfach "vergessen" habe zu erwähnen. Die Richterin konfrontierte ihn mit zahlreichen Exekutionen, die gegen ihn geführt worden waren. Er gab zu, dass er gelegentlich gespielt habe "im Casino oder Poker auf Trainingslagern", von Spielsucht wollte er aber nichts wissen. "Das haben immer nur die Medien verbreitet", erklärte er.
"Wer hatte denn die Idee zu den Manipulationen?", wollte Juschitz wissen. "Ich glaube, die Initiative ist von Taboga ausgegangen, aber ich will niemanden beschuldigen", antwortete Kuljic. Taboga hatte seinerseits angegeben, die Erpressung von Kuljic habe dazu geführt, dass er letztendlich zur Polizei gegangen und die Sache 2013 bekannt geworden ist.
Der Prozess wird am Donnerstag um 9.00 Uhr fortgesetzt.