Obwohl in unmittelbarer Nachbarschaft arbeitend, ist er ein Exot in der österreichischen Trainerlandschaft. Rene Pauritsch absolviert am Mittwoch seinen ersten Einsatz als Teamchef Liechtensteins, Gegner in Vaduz ist Malta. Der Steirer ist aktuell der einzige Österreicher, der eine Nationalelf unter seinen Fittichen hat. Die Mannschaft aus dem Fürstentum wird Pauritsch vorerst bis zum Ende der Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien betreuen.
Die Bestellung zum Teamchef des Fußball-Zwergs folgte auch für ihn einigermaßen überraschend. Wegen Strukturanpassungen löst der Liechtensteiner Fußballverband (LFV) Ende Oktober den eigentlich bis Mitte 2013 laufenden Vertrag mit dem Schweizer Hanspeter Zaugg (60) auf.
Pauritsch, der seit Mitte 2008 als U21- und U18-Trainer in Liechtenstein angestellt war, übernahm. Österreichische Teamchefs im Ausland waren zuletzt nur in Asien zu finden. Weltenbummler Alfred Riedl betreute bis Juli 2011 Indonesien, Hans-Peter Schaller war bis Februar Coach von Laos.
"Eigentlich nie damit spekuliert"
"Zaugg ist ein in der Schweiz bekannter Mann, deshalb war es überraschend. Ich habe eigentlich nie damit spekuliert, hier Nationaltrainer zu werden", sagte Pauritsch rückblickend. Beim LFV hat er einen bis 2015 gültigen Vertrag und besaß dabei auch die Oberhoheit über den Nachwuchsbereich. Dies soll ihm auch in seiner jetzigen Arbeit entgegenkommen.
"Der Verband will den Weg neu ausrichten, wir wollen das Rad dabei aber jetzt nicht neu erfinden. Es geht auch darum, alte Strukturen aufzubrechen", erklärte der ehemalige Stürmer sein Aufgabengebiet. Dem früheren Spieler des GAK und des DSV Leoben liegt vor allem die Nachwuchsförderung am Herzen. Bei einer Einwohnerzahl von etwas mehr als 36.000 Menschen hat der 157. im FIFA-Ranking rund 2.000 lizenzierte Fußballer, Vorzeigeverein ist der in der 2. Schweizer Liga (Challenge League) engagierte FC Vaduz.
Im Nachwuchsbereich ist Liechtenstein bis zu U18 stark in das Schweizer System integriert. Danach klafft laut Pauritsch ein Loch, das es zu überwinden gebe. Positiv sei dabei, dass man im beschaulichen Ländle in Ruhe und sehr individuell arbeiten könne.
Nach der Partie gegen Malta und einem weiteren Freundschaftsspiel im Februar wird es für Liechtenstein im kommenden März wieder ernst. In der WM-Qualifikation geht es gegen Lettland und damit um die Chance, erstmals anzuschreiben. Nach vier Spielen in Gruppe G mit Bosnien-Herzegowina, Griechenland, Slowakei, Litauen und Lettland hält der traditionelle Prügelknabe der Fußball-Welt bei null Zählern - dies soll sich wenn möglich ändern.
"Der Stamm kann sich sehen lassen"
"Wir haben einen guten Kern von Profis in bestem Fußballeralter. Der Stamm der Mannschaft kann sich sehen lassen", sagte Pauritsch. In Österreich bekannteste Namen sind WAC-Legionär Michele Polverino, der Ex-Rieder Martin Stocklasa (FC St. Gallen) oder der 19-jährige Hoffenheim-Jungprofi Sandro Wieser.
Unter dem langjährigen Teamchef Zaugg holte Liechtenstein in 45 Spielen fünf Siege und sechs Remis bei 34 Niederlagen und einem Torverhältnis von 21:112. Ein Nachbarschaftsduell gab es zuletzt im Oktober 2006 und endete mit einem 2:1 für die ÖFB-Elf. "Vielleicht ergibt sich ja wieder einmal die Chance", meinte Pauritsch.
Das Teamchef-Amt ebnete ihm ein Abstecher zum USV Eschen/Mauren. 2000 heuerte er dort für drei Jahre als Coach an. Nach einem darauf folgenden Engagement in der Akademie Vorarlberg arbeitete der Steirer ab Sommer 2005 als Co-Trainer von Heinz Fuchsbichler bei Austria Lustenau. Vor vier Jahren erfolgte dann der neuerliche Sprung über die Grenze. "In Liechtenstein ist alles überschaubar, deshalb bleiben solche Dinge hängen", erklärte Pauritsch.