Im Sommer war beim LASK die Freude über die Verpflichtung von Jerome Boateng riesengroß. „Es ist ein absoluter Wahnsinn und unfassbar, dass wir mit Jerome Boateng einen international derart begehrten Ausnahmespieler und Vorzeigeathleten zum LASK holen konnten“, jubelte LASK-Boss Siegmund Gruber. Der Beigeschmack war fahl, immerhin musste sich der Weltmeister von 2014 mehrfach wegen mutmaßlicher Körperverletzung vor Gericht verantworten. Der Ex-Nationalspieler hatte alle Vorwürfe, seinen Partnerinnen gegenüber gewalttätig geworden zu sein, zwar stets zurückgewiesen. Im Juli 2024, nach der Verpflichtung des LASK, wurde Boateng wegen vorsätzlicher Körperverletzung verwarnt. Opfer war seine ehemalige Lebensgefährtin Kasia Lenhardt. Auslöser für das im Februar 2021 wieder aufgenommene Ermittlungsverfahren ist der Suizid Lenhardts.
Die Vorwürfe und das Verfahren führten nicht nur zu Pfeifkonzerten von Fans des LASK und Gästefans, bei einem Spiel der LASK-Frauen gegen jene von BW Linz trug eine Assistenztrainerin von Blau-Weiß eine Jacke mit der Aufschrift „Kasia Lenhardt“. Während der Partie waren Banner zu lesen: „Keine Bühne für Täter“. Die Fanszene des LASK kritisierte die Vereinsführung aufgrund des Transfers, der eine „höchst problematischen Symbolwirkung“ habe. „Nicht nur für viele der zahlreichen Frauen, die sich mit dem LASK identifizieren, sondern auch in einer Gesellschaft, in der etwa jede sechste Frau in Österreich Opfer häuslicher Gewalt wird. Fußballvereine wie der LASK tragen durch ihre Strahlkraft eine besondere gesellschaftliche Verantwortung, der in diesem Fall nicht nachgekommen wurde.“
Sportlich spielt Boateng beim LASK bisher eine untergeordnete Rolle. „Namen spielen nicht“, hat LASK-Sportchef Markus Schopp erklärt. Boatengs einziger Startelfeinsatz war gegen den WAC – beim 1:5. Der Innenverteidiger steht beim LASK am Abstellgleis, hat aber nicht vor, den Verein zeitnah zu verlassen. Im Gegenteil: Er baut bei den Linzern für die Karriere nach der Karriere vor. Nach bestandener B-Lizenz-Prüfung steigt er bei der U19 der Linzer ins Trainergeschäft ein. „Viele große Trainer, wie zum Beispiel Thomas Tuchel, haben als Co-Trainer bei den Junioren angefangen. Ich will dort Erfahrungen sammeln, lernen, aber natürlich auch meine Erfahrung an die jüngeren Spieler weitergeben“, sagte Boateng unlängst bei Sport1. Über die bestandene Prüfung wäre er jedenfalls „erleichtert und auch ein Stück weit stolz“, sagte der 36-Jährige. „Wir haben beim Bayerischen Fußball-Verband tolle Ausbilder kennenlernen dürfen, die unterschiedliche Ansatzpunkte haben. Das hat mich letztlich bestärkt, weiterzumachen und meine eigene Philosophie zu entwickeln. Wo der Weg hingeht, werden wir sehen. Noch spiele ich ja!“
Boatengs Spielervertrag beim LASK läuft noch bis Sommer 2026.