Ein großes Ziel des SK Sturm in der heurigen Saison ist das Überwintern auf dem internationalen Fußball-Parkett. In der vergangenen Spielzeit haben die Grazer dieses Ziel denkbar knapp verpasst, als Gruppenletzter war im Herbst Schluss mit Spielen in Europa. Tränen der Enttäuschung sind damals geflossen. Man hatte gleich viele Punkte (8) wie der Tabellenerste Feyenoord Rotterdam erspielt, das Torverhältnisse war für das Aus ausschlaggebend. Sturm schrieb damit Europa-League-Geschichte, zuvor ist noch nie ein Verein mit acht Punkten nach der Gruppenphase ausgeschieden. Es war nicht das erste Mal, dass die Grazer für ein Novum auf internationalem Parkett gesorgt haben – aber dazu später mehr.
In dieser Saison hat Sturm abermals die Chance auf ein Frühjahr mit internationalen Spielen. Ein Unentschieden am Donnerstag (18.45 Uhr) im Heimspiel gegen Rakow reicht für das ausgegebene Etappenziel. „Wir haben uns mit vier Punkten eine sehr gute Ausgangsposition geschaffen, erreicht ist aber noch nichts“, sagt Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker. Ein Weiterkommen wäre für Sturm Graz „wahrlich etwas Großartiges“, sagt Schicker.
Damit hat der Obersteirer nicht unrecht. Sturm überwinterte international zuletzt in der Saison 2000/01 – also vor 23 Jahren. Die Grazer hatten die erste Gruppenphase sensationell gewonnen, ließen Galatasaray Istanbul, Glasgow Rangers und AS Monaco hinter sich. Gruppensieger mit negativer Tordifferenz – auch das war historisch. An den legendären Nicht-Angriffspakt in den letzten Minuten in Istanbul beim Spiel zwischen Galatasaray und Sturm (2:2) können sich wohl nur noch Sturm-Fans im Alter um die 30 Jahre und älter erinnern. Sturms derzeitiger Entwicklungscoach Günther Neukirchner war damals auf dem Spielfeld mit dabei. Den Einzug ins Viertelfinale verpassten die Schwarz-Weißen, mussten in der damals gespielten zweiten Gruppenphase Valencia und Manchester United den Vortritt lassen. Panathinaikos Athen konnte zweimal besiegt werden – auch dank Frankreich-Heimkehrer Mario Haas, der in beiden Spielen traf.
Über die Vergangenheit wird geredet, in der Gegenwart wird gearbeitet und so bereitet sich Sturm aktuell intensiv auf Rakow vor. Otar Kiteishvili und „Europacup-Willi“ William Böving haben Teile des Mannschaftstrainings mitgemacht. Ob das Duo gegen die Polen Einsatzminuten erhält, ist unklar. „Wir müssen die Reaktionen auf die Trainings abwarten und dieser dann richtig einordnen“, sagt Schicker. Abwarten heißt es auch bei Kjell Scherpen, der in der vergangenen Woche eine schwere Erkrankung hatte und im Spiel gegen Austria Lustenau fehlte. „Auch bei ihm kann man noch nicht sagen, ob er nach dem Infekt am Donnerstag die notwendige Energie aufbringen kann“, erklärt Schicker. Es ist also durchaus möglich, dass wieder Luka Maric zum Zug kommt.