Drei Niederlagen in den jüngsten vier Bewerbspielen. Eine ungewohnte Situation für den zuletzt erfolgsverwöhnten SK Sturm. Die Grazer verlieren aktuell Spiel für Spiel Substanz, weil jede einzelne Begegnung den Akteuren Limitleistungen abverlangt, um erfolgreich zu sein. Selten wird ein Match klar gewonnen, selten sorgt ein Spielverlauf für einen „entspannten“ Sieg. Selten kann Trainer Christian Ilzer Spieler vorzeitig vom Platz nehmen, um sie zu entlasten. Der Aufwand in jeder Partie ist hoch.
Rufen die Grazer nicht annähernd hundert Prozent ihres Leistungsvermögens ab, ist ein Erfolg unwahrscheinlich. Die überaus intensive Spielweise und das dicht gedrängte Programm mit Meisterschaft, Cup und Europacup rauben zusätzlich Energie, körperlich ebenso wie mental. Die Trainings- und einhergehend die Belastungssteuerung wird exakt geplant. Und doch macht es einen eklatanten Unterschied, ob am Ende eines Spiel ein positives oder ein negatives Resultat steht. Die psychische Verfassung wirkt sich direkt auf die physische Befinden aus.
Trainer greift unterstützend ein
„Jetzt muss sich wieder in den Kreis steigen“, sagt Christian Ilzer. Der Sturm-Trainer lässt seinen Kader sich mehr oder weniger selbst verwalten. Die Spieler besprechen und klären etwaige Probleme intern. Da braucht es keinen Input von außen. Damit entwickelt sich ein Team, entsteht ein Mannschaftsgefüge, eine Hierarchie. Ortet Ilzer eine Disbalance, greift er unterstützend ein, beobachtet die Gruppe nicht mehr, sondern begibt in den Kreis, um mitzuwirken. Mittendrin, statt nur dabei.
In der Saison 2012/22 hatte Sturm ein Tief, kassierte in acht Spielen sechs Niederlagen, spielte zweimal Unentschieden. Das war im Herbst 2021 zwischen 21. Oktober und 28. November. Der Herbst ist stets herausfordernd. Aufgrund dessen hat Sturm einen größeren Kader wie Liga-Konkurrenten. „Mit ein oder zwei Ausfällen aufgrund von Verletzungen musst du immer rechnen. Deshalb ist die Größe des Kaders auch so gewählt“, sagt Andreas Schicker. Entspannung ist keine in Sicht, auch nicht in der Länderspielpause. Denn Sturm stellt zwischen 12 und 14 Spieler ihren zur Verfügung. Das heißt zum einen, dass es keine Entlastung gibt und zum zweiten, dass auch eine mannschaftliche Weiterentwicklung - Stichwort Automatismen - nur beschränkt machbar ist.
Fehlende Durchschlagskraft
Sturm fehlt es in der Offensive an Durchschlagskraft. „Das begleitet uns schon die ganze Saison. Wir arbeiten weiter daran“, sagt Ilzer. Fehlende Effizienz, bedeutet mehr Aufwand, erhöhter Aufwand, kostet mehr Energie. In dieser Belastungsspirale befinden sich die Schwarz-Weißen aktuell. Am Sonntag (14.30 Uhr) im Auswärtsspiel gegen Austria Klagenfurt will man wieder auf die Siegerstraße zurückkehren und damit zumindest für eine mentale Entlastung zu sorgen. „Auf uns wartet eine sehr schwierige Aufgabe“, sagt Schicker. Er denkt aber auch schon an das Europa-League-Spiel am 30. November gegen Rakow. Holt Sturm gegen die Polen einen Punkt, überwintern die Schwarz-Weißen erstmals seit der Saison 2000/01 wieder international. Die Belastung würde damit hoch bleiben.