Das verflixte siebente Jahr liegt hinter Ihnen. Sie spielen seit acht Jahren in der NHL. Was hat sich im Vergleich zu damals gerändert, als sie frisch aus Schweden gekommen sind?
Ich bin einfach älter geworden, es gibt keine Partys mehr. Neben dem Eishockey steht die Familie im Vordergrund. In der Kabine bin ich mittlerweile der drittälteste, keine Ahnung wie es so weit kommen konnte (lacht). Und es gibt Corona.
Welche Teamkollegen von damals sind noch dabei?
Couturier, Voracek, Giroux, Laughton - das wars glaub ich.
Schafft das Verbindungen?
Mit Scott Laughton bin ich extrem eng befreundet, ihn zähle ich zu einen meiner besten Freunde. Ein ganz Großer. Und derzeit spielen wir sogar in der selben Linie.
Welche Vorstellungen hatten Sie, wie Ihre Karriere verlaufen könnte?
Zumindest hätte ich mir nicht erträumt, dass ich acht Saisonen in der NHL spiele. Es fühlt sich sogar jetzt irgendwie komisch an.
Sie meinten damals, dass Sie von Eindrücken überwältigt waren, überbordenden Respekt vor den NHL-Stars hatten. Welches Gefühl begleitet Sie jetzt, wenn Sie die Kabinentür öffnen?
Der Respekt ist nach wie vor da. Jetzt sieht man, wie viele junge Spieler in die Liga drängen. Enormes Talent drückt von unten nach. Sie bringen einen zum Staunen in den Trainingscamps. Man setzt in der NHL nicht auf Spieler, weil sie jung sind. Schlussendlich spielt die beste zur Verfügung stehende Mannschaft. Und der Trainer ist eben gefordert, das zusammenzustellen.
In den ersten Jahren haben Sie gezittert, ob Sie es ins NHL-Team schaffen. Mittlerweile sind Sie gesetzt. . .
Für mich hat sich aber nichts geändert. Wie gesagt, es gibt so viele junge - auch bei den Flyers. Trainer Alain Vigenault will gewinnen, ihm ist es egal, wen er aufstellt. Also kann man nicht locker lassen, ich muss mein Bestes geben. Diese Einstellung habe ich in all den Jahren nie abgelegt.
Die Routine spielt keine Rolle?
Natürlich weiß man mehr, man hat mehr Erfahrung. Heuer haben die Flyers einen gewissen Linus Sandin unterschrieben. Ein Schwede. Seine Geschichte ähnelt meiner. Es ist interessant zu beobachten, wie er mit der Situation umgeht.
Wollen die Neuen Ihre Ratschläge hören?
Mit dem Schweden habe ich schon geratscht, ich habe ihm Tipps gegeben. Er meinte, ich sei sein großes Vorbild, wie man es in die NHL schafft. Das ehrt einen, so etwas zu hören.
Welchen Tipp hätten Sie für Marco Rossi parat?
Er ist ein völlig anderer Spielertyp, als ich es bin. Marco kann sein Eishockey in höhere Dimensionen tragen. Ich weiß nicht, ob ich der richtige bin, ihm Tipps zu geben. Aber ich traue ihm sehr viel zu. Schließlich ist er bei Thomas Vanek gut aufgehoben.
Vor einer NHL-Saison ist es immer schwierig, Erfolgs-Prognosen abzugeben. Heuer wegen Corona umso mehr. Ihr Gefühl?
Es ist gut. Wir verfügen über eine starke Mannschaft, sind durch die Bank gut besetzt und haben einen talentierten Torhüter. Unsere Verteidiger sind jung und trotzdem erfahren.
Welche physischen Auswirkungen hatte das kurze Engagement beim VSV?
Ich habe nur profitiert, die Pause war eh lang genug. Vom ersten Tag im Camp an war ich sofort voll in Schuss. In den Trainings herrschte von Anfang an Vollgas. Es blieb keine Zeit, sich in Ruhe einzufinden. Und jetzt geht es auch schon los.
Was erwartet sich Trainer Vigneault von Ihnen?
Ich kenne ja meine Rolle. Er erwähnte nichts, dass ich etwas ändern müsste. Nach so vielen Jahren weiß man: ein gutes Zeichen.
Wie beeinflusst Corona den Betrieb?
Wir halten uns an die Regeln. Entweder sind wir in der Eishalle oder in Quarantäne. Und ich will ja nicht derjenige sein, der den Virus einschleppt. Aber es wird sicher eine große Herausforderung. Ich habe in Villach gesehen, was passieren kann, wenn Corona in eine Mannschaft dringt. Das wird früher oder auch die NHL beschäftigen. Wenn es einmal los geht, ist zwei Wochen Pause. Und wenn ich mir den Spielplan ansehe, alle zwei Tage ein Spiel, das könnte interessant werden.
Werden der NHL Impfungen in Aussicht gestellt?
Davon habe ich noch nichts gehört, das war noch kein Thema.
Aufgrund von Corona wurde die Liga neu geordnet. Die Mannschaften spielen vorerst nur in ihren Divisions. Was denken Sie über dieses Format?
Es sind im Grunde vier Ligen in der Liga. Erst in der zweiten Play-off-Runde bekäme man ein anderes Team zu Gesicht. Und wir haben obendrein ganz starke Mannschaften in unserer Division. Normalerweise haben wir solche "big games" alle drei Spiele. Jetzt ist jede Partie ein Kracher.
Da könnte sich einiges an Aggression aufstauen?
Tja, die Partien werden sicher eine hohe Intensität erfahren: weniger Spiele und alle wollen ins Play-off.
Sie spielen öfters gegen Sidney Crosby, Alexander Ovechkin & Co. Verursacht das noch ein Kribbeln?
Es hat jede Mannschaft seine Superstars. Wichtig ist, dass wir ein gutes Team haben. Das ändert einfach so vieles. Der Start bekommt heuer vielleicht noch mehr Gewichtung.
Sie sind kürzlich zum zweiten Mal Papa geworden. Ist Ihre Familie bei Ihnen?
Nein. Aufgrund des Lockdowns haben die Botschaften geschlossen, wir warten noch immer auf ein Visum für den Kleinen. Ich bin derzeit alleine hier in Philadelphia.
NHL-Spieler konnten sich entscheiden, ob sie diese Saison dabei sind oder nicht. Haben Sie darüber nachgedacht?
Ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass es für mich kein Thema war. Vor allem aus familiären Gründen. Das hat sich aber geändert. Ich bin auch deswegen alleine hier, weil ich mir ein Bild vor Ort machen wollte. Seit ich hier bin, habe ich eine ganz andere Sicht. Ich fühle mich sicher.
Sie sind ein Typ, der diesen Mannschaftsgeist lebt. Was hat es ausgelöst, als Teamkollege Oskar Lindblom an Krebs erkankt war?
Das war letztes Jahr eine richtig grausige Nachricht, es hinterließ in der Mannschaft Spuren. Mittlerweile ist er geheilt, bei uns herrscht riesengroße Erleichterung. Es ist bemerkenswert, wie er das gemeistert hat. Er war im Grunde alleine eingesperrt mit seiner Freundin, und dann kam ja erst das ganze Corona-Thema dazu. Er war alleine auf dem Eis und sieht jetzt richtig gut aus.