Der wichtigste Titel, mit dem man sich im nordamerikanischen Profi-Sport schmücken darf, lautet MVP (Most Valuable Player). Also der Wertvollste unter den Besten. Der Deutsche Leon Draisaitl erhielt nun diese Auszeichnung für die abgelaufene NHL-Saison, die bekanntlich Play-off strikt vom Grunddurchgang trennt. Für die Edmonton Oilers erzielte der 24-Jährige und Sohn der deutschen Eishockey-Legende Peter Draisaitl sagenhafte 110 Scorerpunkte (43 Tore und 67 Assists). Und damit darf der Mann, dessen NHL-Vertrag pro Jahr 8,5 Millionen US-Dollar abwirft, nun in einem Atemzug mit Dirk Nowitzki genannt werden. Auch ihm wurde einst diese Ehre zuteil. „The German Wunderkind“, wie die Basketball-Ikone der Dallas Mavericks genannt worden ist, war einer der ersten Gratulanten.
Mit 17 Jahren, also für einen Eishockey-Spieler relativ spät, wanderte Draisaitl nach Kanada aus. 2014 wurde er von Edmonton an der dritten Position gedraftet. Mit Connor McDavid, dem wohl talentiertesten Spieler der Gegenwart, bildet er bei den Oilers ein kongeniales Sturm-Duo. Die nun verliehene Auszeichnung wurde gleich dreifach untermauert.
Neben der Hart-Trophäe für den MVP erhielt er auch die Art-Ross-Trophy (bester Scorer) und den Ted-Lindsay-Award (MVP, der von der Spielergewerkschaft gewählt wird), also von seinen Gegnern auf dem Eis. „Ich fühle mich geehrt“, zeigte sich der Kölner gewohnt wortkarg. Wie so viele Athleten in diesen Sphären, würde er all diese Pokale ohne zu zögern für den Stanley Cup, also den Gewinn der Meisterschaft, opfern. „Binnen eines Herzschlages würde ich sie hergeben.“
Draisaitl ist der erste Deutsche in der NHL, der den Titel Superstar führen dürfte. Denn eigentlich behagt ihm diese Rolle so gar nicht. Er scheut die Öffentlichkeit und scheint ein Kölner Junge geblieben zu sein. Wo nun gehofft wird, dass er aufgrund der Corona-Verschiebungen ein Gastspiel gibt. Sofern in der DEL überhaupt gestartet wird und die Oilers ihrem MVP die Freigabe erteilen.