Die nordamerikanische Eishockey-Liga (NHL) hat die für Donnerstag (Ortszeit) angesetzten Play-off-Spiele abgesagt. Mit der auf der Homepage verkündeten Entscheidung folgte die Liga anderen US-Profiligen, die mit dem Aussetzen der Partien auf die jüngste Gewalttat von Polizisten gegen einen Afroamerikaner reagiert hatten.

Der 29 Jahre alte Familienvater Jacob Blakewar am Sonntag im US-Staat Wisconsin durch Schüsse der Polizei in seinen Rücken schwer verletzt worden. Der NHL-Entscheidung vorausgegangen waren Gespräche zwischen der Liga und den Spielern.

Der Co-Chef der Hockey Diversity Alliance, Evander Kane, hatte einen formellen Antrag der Gruppe an die NHL gestellt, alle Play-off-Spiele am Donnerstag auszusetzen. "Wir sind der festen Überzeugung, dass dies eine klare Botschaft aussendet, dass die Menschenrechte Vorrang vor dem Sport haben", schrieb er bei Twitter. Die Hockey Diversity Alliance war im Juni nach dem Tod des Aframerikaners George Floyd durch Polizeigewalt in Minnesota von schwarzen Spielern gegründet worden.

Die Protestwelle hatten am Mittwoch die Basketballer der Milwaukee Bucks ausgelöst, die nicht zum Spiel gegen die Orlando Magic angetreten waren. Auch Spiele der Major League Baseball, der Major League Soccer und der Basketballerinnen in der WNBA waren Mittwochabend aus Protest gegen die Rassenungerechtigkeit verschoben worden. Dagegen hatte die NHL ihre Mittwoch-Spiele durchgeführt.

Raffl-Club betroffen

Von der aktuellen Entscheidung der NHL betroffen ist auch die dritte Partie der Philadelphia Flyers mit dem Kärntner Michael Raffl gegen die New York Islanders. Das Spiel hätte um 1.00 Uhr MESZ in Toronto stattfinden sollen, in der Serie steht es 1:1. Das ist auch der Stand bei dem in Edmonton ausgetragenen "best of seven"-Duell der Vancouver Canucks und der Vegas Golden Knights. Wann die Begegnungen nachgeholt werden sollen, war vorerst nicht klar.

Bei einem eindrucksvollen Auftritt voller Geschlossenheit begründeten die NHL-Profis die Play-off-Pause im Kampf gegen Rassismus in den USA. "Das hier ist eine viel stärkere Botschaft als alles, was ein oder zwei Spieler auf dem Eis machen könnten", sagte Ryan Reaves von den Las Vegas Golden Knights.

"Es ist toll, dass die NBA und die MLB und die WNBA das gemacht haben, aber die haben viele schwarze Spieler in diesen Ligen. Dieses Statement ist sehr stark, insbesondere aus dieser Liga", sagte der schwarze Eishockey-Profi am Donnerstag (Ortszeit). "Das Gespräch hat angefangen mit weißen Spielern von anderen Teams, die sprechen wollten. Das ist stark."

Einen Tag nach der beispiellosen Protestwelle in der NBA, WNBA, MLS und MLB entschied die NHL auf die für Donnerstag und Freitag geplanten Play-off-Partien zu verzichten. "Der Grund, warum wir hier sind, ist, dass niemand im Raum glücklich ist darüber, was passiert", sagte Pierre-Edouard Bellemare von den Colorado Avalanche. Mehrere Dutzend Profis der in der NHL-Blase in Edmonton aktiven Teams der Las Vegas Golden Knights, der Colorado Avalanche, der Vancouver Canucks und Dallas Stars standen hinter den Sprechern in dem vollen Raum und verliehen der Video-Pressekonferenz damit eine bemerkenswerte Atmosphäre.

Dass die NHL im Gegensatz zu den anderen Ligen tags zuvor noch gespielt hatte, begründeten die Spieler mit der Kurzfristigkeit der Entwicklungen. Man habe sich seither austauschen und die gemeinsame Entscheidung treffen können.