Österreichs Eishockey-Supertalent Marco Rossi könnte schon bald an seinem Traumziel NHL angelangt sein. "Ich bin zu 100 Prozent für den Sprung in die NHL bereit. In meinem Kopf habe ich mein letztes Spiel in der Ontario Hockey League (OHL) gespielt", sagte Rossi gegenüber der in Ottawa ansässigen Tageszeitung "Le Droit".
Der 18-jährige Vorarlberger will künftig Erwachsenenhockey spielen. "Das Team, das mich im Draft zieht, wird über mein Schicksal entscheiden. Ich sehe mich in der NHL, aber wenn das nicht passiert, würde ich, um mich zu verbessern, lieber für Profis in Europa spielen", erklärte Rossi. Im nächsten Draft, bei dem sich die NHL-Clubs die Rechte an Talenten sichern, ist Rossi ein heißer Kandidat für die Top Ten. Die eigentlich für Ende Juni angesetzte Ziehung ist aber aufgrund der Coronavirus-Pandemie vertagt.
Die Liga kaputtgeschossen
Auch die kanadische Juniorenliga OHL brach ihre Saison noch vor den Play-offs ab. Der auf der Centerposition spielende Rossi beendete den Grunddurchgang als erster europäischer Spieler als Topscorer. Er habe die Liga, so "Le Droit", in seiner zweiten Saison kaputtgeschossen. Die Zahlen stützen diese Behauptung: In 56 Spielen sammelte Rossi 120 Zähler, das sind 2,14 Punkte pro Spiel. Damit verbuchte er den besten Durchschnittswert in der Liga seit dem nunmehrigen Chicago-Superstar Patrick Kane in der Saison 2006/07.
Rossi war auch die Nummer eins in der Plus/Minus-Wertung, mit +69 (bei Toren bzw. Gegentoren auf dem Eis) schaffte er den fünftbesten Wert seit Einführung der Statistik vor 24 Jahren. "Meine zweite Saison war viel einfacher", meinte Rossi rückblickend. "Letztes Jahr musste ich viel lernen. Alles war neu für mich. Aber ich wusste immer, dass ich der beste Scorer der Liga sein kann. Meine Saison zeigt, dass es das Richtige war, nach Kanada zu kommen und dort zu spielen. Es war meine Entscheidung. Meine Eltern zögerten, aber sie unterstützten mich. Das Ergebnis war die Mühen wert."
Trainer rechnet nicht mit Rückkehr
Andre Tourigny, Cheftrainer der Ottawa 67's, rechnet nicht mehr mit einer Rückkehr des Hochtalentierten. "Er hat mit 18 Jahren das kanadische Juniorenhockey dominiert. Er ist bereit für den nächsten Schritt." Rossi selbst dankte auf sozialen Netzwerken bereits allen Weggefährten. "Ich schulde den 67's ein großes Dankeschön. Sie haben mich zu einem besseren Spieler gemacht. Die Professionalität der Organisation ist außergewöhnlich."
Rossi habe sich, so Tourigny, in allen Facetten als Perfektionist herausgestellt. Eines aber vermag auch Schweiß und Talent nicht zu ändern: Mit 1,76 m hat er größenmäßig einen Nachteil. Der im September 2001 Geborene lernte früh, damit umzugehen. "Meine Größe hat mir auch geholfen. Ich hörte, dass mir meine Größe hinderlich sein könnte und deshalb arbeite ich härter, um körperlich stark zu sein." Das Ergebnis: "Niemand behandelt mich schlecht auf dem Eis."
Leibgericht Wiener Schnitzel
Das "Schaufenster" Play-off, das die NHL-Scouts sicher noch gerne verfolgt hätten, blieb aufgrund des Coronavirus zu. Rossi hatte den Liga-Abbruch erwartet. "Ich habe gesehen, was in Europa passiert ist. Ich wusste, dass Kanada irgendwann betroffen sein würde und wir Probleme haben würden, unsere Saison zu beenden. Damit musst du umgehen."
Rossi habe bereits seinen Personaltrainer angerufen und - mittlerweile zuhause in Feldkirch - sein Sommertraining für die Saison 2020/21 begonnen. Er freue sich, wieder einmal vermehrt Zeit mit seinen Eltern und den zwei Schwestern verbringen zu können. Kulinarisch zahlt es sich ebenfalls aus. Von Mama Claudia bekomme er sein Leibgericht aufgetischt: Wiener Schnitzel.