Mit 14 Jahren ist Thomas Vanek ausgezogen, um die große Eishockey-Welt zu erobern. Als begnadeter Torjäger machte er in der stärksten Liga der Welt Karriere. Nach 14 Jahren in der National Hockey League (NHL) trat der 36-Jährige nun als renommiertester österreichischer Eishockey-Spieler der Geschichte ab.
Die Erfolge von Vanek werden aus österreichischer Sicht noch lange einzigartig bleiben. Er absolvierte über 1.000 Spiele in der NHL, war zweimal fünftbester Torschütze (2006/07 und 2008/09), ist mit 373 Treffern im Grunddurchgang die Nummer 120 in der 102-jährigen NHL-Geschichte und bei den Powerplay-Toren (137) sogar auf Platz 73.
Im Dress der Buffalo Sabres war 2007 sein Highlight-Jahr: Vanek beendete die Saison mit 43 Toren und als Sieger der Plus/Minus-Wertung (bei Toren der eigenen Mannschaft auf dem Eis/plus bzw. bei Gegentreffern/minus), stand mit den Sabres im Conference-Finale und erhielt am 6. Juli eine Vertragsverlängerung. Buffalo ließ sich seine Dienste für sieben Jahre 50 Millionen Dollar kosten. Mit einem Jahresgehalt von 10 Mio. Dollar war er weltweit der Top-Verdiener im Eishockey. Im Oktober folgte die Ehrung zu Österreichs Sportler des Jahres 2007. "Ich kann auf eine komplette Karriere zurückblicken. Vom Eishockey her würde ich nichts ändern. Das war unglaublich", hatte Vanek zu Jahresbeginn 2019 im Interview mit der APA - Austria Presse Agentur anlässlich seines 1.000 Spiels im NHL-Grunddurchgang erklärt.
Der im Jänner 1984 in Baden bei Wien geborene Vanek hatte das Eishockey-Gen im Blut. Sein Vater Zdenek, der mit seiner Mutter Jarmila 1982 aus der Tschechoslowakei nach Österreich gekommen war, war selbst Profi. Zdenek Vanek spielte in Zell am See und Graz, wo auch Thomas seine ersten Schritte auf dem Eis machte. International aufmerksam wurden die Scouts beim Pee-Wee-Turnier in Quebec, dem größten Nachwuchsturnier der Welt. 1998 schoss sich Vanek mit 21 Toren in 14 Partien als erster Österreicher ins All-Star-Team, worauf sich kanadische Zeitungen an den jungen Mario Lemieux erinnert fühlten.
Die Tür nach Amerika war damit offen. Vanek ging mit 14 Jahren alleine und mit nur sehr bescheidenen Englisch-Kenntnissen nach Übersee. Nach tollen Nachwuchserfolgen in Sioux Falls stand er vor einer beneidenswerten Qual der Wahl - in mehrfacher Hinsicht. Die Eishockey-Großmacht Slowakei zeigte Interesse an Vanek, dessen Mutter aus der Slowakei stammt, und lud ihn im Sommer 2001 zu einem Trainingslager ein. Doch das Talent blieb seiner Heimat Österreich treu.
Zudem wollten mehrere Unis Vanek, der sich schließlich für Minnesota entschied. Der Traditionsbruch der Uni, die mit dem Österreicher erstmals in ihrer Geschichte einen Europäer verpflichtet hatte, sollte sich auszahlen. Als "freshman" (Student im ersten Jahr) führte er die "Golden Gophers" 2002/03 zum College-Titel und wurde zum besten Spieler des Finalturniers in Buffalo gewählt. Auch privat wurde Minnesota entscheidend. Vanek ist mit seiner Uni-Liebe Ashley verheiratet, mit den drei Söhnen sind sie auch in Minnesota heimisch geworden.
Beim Uni-Finalturnier 2003 als Zuschauer auf der Tribüne: Lindy Ruff, Chefcoach des dort ansässigen NHL-Clubs Buffalo Sabres. Wenige Monate später sicherten sich die Sabres die Rechte an Vanek. Beim NHL-Draft am 21. Juni 2003 wählte Buffalo Vanek als Nummer fünf. Aufgrund des Gehaltsstreits (lockout) und des Ausfalls der gesamten NHL-Saison absolvierte Vanek sein erstes Profi-Jahr im Farmteam Rochester Americans, wo er ebenfalls voll einschlug.
Schließlich kam Vanek am 5. Oktober 2005 zu seinem Debüt in der NHL. Bereits in seinem zweiten Jahr wurde der Österreicher zu einem Star der Liga und mit 43 Toren fünftbester Torschütze. Die Edmonton Oilers wollten Vanek unbedingt holen und boten ihm einen Mega-Vertrag an. Doch Buffalo wollte seinen Jungstar nicht ziehen lassen und egalisierte den von den Oilers angebotenen 50-Millionen-Dollar-Vertrag. Vanek spielte schließlich bis 2013 in Buffalo, ehe er - oft ohne sein Wissen und Zutun - mehrmals transferiert wurde und schließlich für acht Clubs seine Tore erzielte.
"Die Buffalo-Jahre waren ein bisschen besser. Ich war in einer richtig guten Mannschaft, hatte super Mitspieler und war in einer super Position, wo die Chance da war, Tore zu schießen", meinte Vanek zur Frage nach seiner besten Zeit. 14 Jahre lang hat er seinen großen Traum gelebt, den ganz großen konnte sich Vanek aber nicht erfüllen. Dreimal stand er im NHL-Halbfinale (2005/06 und 2006/07 mit Buffalo und 2013/14 mit den Montreal Canadiens), für den Stanley Cup hat es nicht gereicht. "Es ist so schwer zu gewinnen. Ich war dreimal knapp dran", sagte Vanek.
Der Flügelstürmer absolvierte am 23. März des Vorjahres sein letztes NHL-Spiel, danach lief sein Vertrag bei den Detroit Red Wings aus. In der laufenden Saison war Vanek ohne Vertrag, nach Ablauf der Transferperiode am 24. Februar gab er nun sein Karriereende bekannt.
Dem Eishockey möchte Vanek aber erhalten bleiben. "Eishockey ist mein Leben. Ich kenne das in- und auswendig, ich liebe diesen Sport. Ich bin ein Mensch, der was machen muss, ich kann nicht nur zu Hause sitzen", erklärte er im Vorjahr der APA.