In einem Video werden Spieler der Philadelphia Flyers gefragt, wer Probleme hätte, seine Weihnachtsgeschenke einzupacken. Dabei wird Ihr Name am häufigsten genannt. Wieso?
Michael Raffl: Ok, das hat mich schon etwas irritiert. Dabei versuche ich, für unsere interne Feier immer äußerst kreativ zu sein. Außerdem zählt ja, was sich unter der Verpackung verbirgt.
Sie sind nun die fünfte Saison bei den Flyers engagiert und haben schon einiges erlebt. Wie entspannt ist die diesjährige verlaufen?
Vielleicht besser, als viele denken würden. Bis Anfang Dezember reichte eine Serie von zehn Niederlagen in Folge. Es waren aber viele knappe Partien dabei. In jedem einzelnen Spiel sahen wir jedoch besser aus als im Vorjahr, als wir einmal zehn Partien in Folge gewonnen hatten.
36 von 82 Spielen im Grunddurchgang sind absolviert. Ziehen Sie eine kurze Zwischenbilanz.
Es war wohl der beste Saisonstart, den ich bisher hier erleben durfte. Wir hatten anfangs sogar die stärkeren Teams im Griff. Aber plötzlich schlichen sich Fehler und Konzentrationsschwächen ein. Wir schafften es, uns selbst zu befreien. Und plötzlich haben wir nach zehn verlorenen Partien wieder sechs Mal gewonnen. Nur vier Punkte trennen uns momentan von einem Play-off-Platz.
Entwarnung also?
Nicht ganz. Bis zum Play-off ist noch viel Eishockey zu spielen. In 50 Partien kann viel passieren. Niederlagen-Serien dürfen wir uns allerdings keine mehr erlauben.
Wenn Sie vom besten Saisonstart sprechen, schließen Sie sich selbst da mit ein?
Es kann immer besser laufen. Natürlich will man beim Eishockey lieber Tore schießen, als ständig gegen die ersten Linien der anderen Mannschaften zu spielen und welche zu verhindern. In solchen Phasen bekommt man dann auch nicht viele Chancen, selbst abzudrücken. Aber das ist in diesen Situationen unser Job. Und ehrlich gesagt, ist uns das wirklich gut gelungen.
Hat es Ihnen überhaupt nichts ausgemacht, 42 Partien lang kein Tor zu schießen?
Ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass so etwas spurlos an einem vorübergeht. Für mich war es nicht ganz einfach. Vor allem, nachdem ich in der Vorbereitung wirklich gute Leistungen abgeliefert und auch getroffen hatte. Diese Flaute war für mich dann wirklich schlimmer als sonst.
Woran hat es gehapert?
Es war eben die andere Rolle. Es bleibt dann nichts anderes übrig, als zu akzeptieren, dass man möglicherweise das beste Eishockey seines Lebens spielt, aber keine Gelegenheit hat, ein Tor zu erzielen. Nachdem ich weniger Eiszeit erhalten hatte, bin ich eben öfters in die Kraftkammer gegangen. Ich habe den Blick nach vorne gerichtet und an mir gearbeitet. Und im Vordergrund steht ja stets, dass das Team gewinnt.
Als Sie im November erstmals getroffen hatten, schien es, als würde sich die gesamte Bank mit Ihnen aufatmen?
Der Schmäh ist in der Kabine natürlich gelaufen. Vor allem, weil mich vor dem Spiel Flyers-Präsident Paul Holmgren zur Seite geholt hat. Es war ein positives Gespräch. Vielleicht ist dadurch der Knoten geplatzt.
Sie produzieren derzeit eifrig Tore und Assists. Es gab sogar eine Phase, als sie neun Punkte in zehn Partien erzielt hatten. War der mit dem Wechsel vom vierten Block zu den Sturmpartner Jakub Voracek und Valtteri Filppula dafür verantwortlich?
Schon, es lastet gleichzeitig jedoch mehr Druck auf uns, etwas Zählbares zu leisten. Voracek bringt unglaublich viel Energie auf das Eis. Als ich damals in die NHL gekommen bin, war er in gewisser Weise mein Vorbild.
Inwiefern?
Er behauptet den Puck, die Pässe kommen direkt aufs Schlägerblatt und er öffnet Räume. Oft musste ich seine Arbeit in den hinteren Linien erledigen. Ich versuche zwar immer gleich zu spielen. Mit Voracek ist es aber deutlich einfacher.
Ihre Freundin Kerstin ist in Philadelphia. Zum letzten Mal feiern Sie zu zweit. . .
Wir freuen uns schon sehr auf unser Baby und wir sind schon sehr gespannt, was alles auf uns zukommen wird. Es wird hier in den USA auf die Welt kommen. Noch wissen wir nicht, ob es ein Bub oder ein Mädchen wird. Vielleicht verrät es uns das Christkind.