Im NHL-Play-off kennen die knochenharten Eishockey-Profis keine Angst. Nicht vor Niederlagen, vor Verletzungen und schon gar nicht vor dem Gegner. Was ihnen jedoch Unbehagen bereitet, ist der Begriff Momentum. Denn dieses oft zitierte Wort kann rapide wechseln. Wie die Serie der New York Rangers gegen Ottawa Senators derzeit beweist.
2:0 haben die Kanadier nach ihren beiden Heimspielen zum Auftakt des Conference-Halbfinales bereits geführt. Anders als in Europa, genießt in der NHL ein Team mit Heimrecht einen echten Vorteil. Eine Serie startet mit zwei Partien vor heimischer Kulisse, gefolgt von zwei Auswärtspartien, ehe ein abwechselnder Rhythmus eintritt. Obwohl das Momentum klar den Senators zuzuordnen war, haben sich die „Broadway Blueshirts“ selbst nach der 5:6-Niederlage in der Verlängerung (83. Minute) von Spiel zwei unbeeindruckt gezeigt.
New-York-Effekt
Mit der Rückkehr nach New York stach Michael Grabner gut hervor. Einmal als Vollstrecker und das zweite Mal als Vorbereiter jeweils zum spielentscheidenden Tor bei den 4:1-Siegen. Da nützten selbst Härteeinlagen der Kanadier nichts. Die bisherige Bilanz des 29-jährigen Villachers liest sich ausgezeichnet – vier Tore, ein Assist, +3. „Wir haben viel Selbstvertrauen und halten uns an die Taktik“, gewährt der pfeilschnelle Stürmer Einblicke und fügt hinzu: „Wenn man die letzten Stanley-Cup-Sieger genauer betrachtet, haben stets Teams gewonnen, die von Torschützen aus der dritten und vierten Linie profitieren.“
Federers Einfluss
Als weiterer Dreh- und Angelpunkt gilt Rangers-Goalie Henrik Lundqvist. Der Schwede parierte zuletzt in Hochform. Sein kurzfristiges Tief im Winter habe er dank mentaler Hilfestellung von keinem Geringeren als Tennis-Maestro Roger Federer überwunden: „Ich habe mit Roger viel über sein Training und seine Herangehensweise gesprochen“, erzählte Lundqvist der „New York Post“. Federer beschwichtigte zwar, doch die nackten Zahlen lügen nicht. Erstmals seit acht Jahren war die Fangquote des 35-Jährigen auf unter 92 Prozent gesunken. Im Play-off markiert er mit 93,7 Prozent allerdings wieder beste Haltungsnoten.
Bei Ottawa wirkte Goalie Craig Anderson hingegen alles andere als sattelfest. Noch dazu droht Kapitän und Strippenzieher Erik Karlsson auszufallen. Irgendwie schleicht sich also das Gefühl ein, als ob das Momentum vor dem heutigen Duell (21 Uhr MEZ) zu Michael Grabner und seinen Rangers gewandert wäre.