Wenn die Großtante ihren runden Geburtstag feiert, herrscht Anwesenheitspflicht. Es hilft kein Gezeter und kein Jammern. Dieser eine Tag ist also gelaufen. So ähnlich wird die Olympia-Qualifikation für das Eishockey-Turnier in Peking 2022 gesehen. Zudem sind Österreichs Erfolgsaussichten dementsprechend dünn.
ÖEHV-Teamchef Roger Bader war in den vergangenen Wochen damit beschäftigt, seine Truppe zusammenzustellen. Und musste dabei teilweise Überzeugungsarbeit leisten. Bei Spielern wie auch bei Klubs. Aktuell beginnt allerorts offiziell der Trainingsauftakt. Für einige Spieler der heimischen ICE wird der Rhythmus bereits nach kurzer Eingewöhnung für insgesamt zwei Wochen wieder unterbrochen.
NHL-Legionär Michael Raffl etwa, der seinen Haushalt von Philadelphia nach Dallas übersiedeln muss, sagte allerdings ab. Nachvollziehbar: Der Villacher verfügt lediglich über einen Ein-Jahres-Vertrag, will aber noch länger in der NHL spielen. Weniger nachvollziehbar: Schweiz-Legionär Fabio Hofer kehrte dem Nationalteam endgültig den Rücken.
Keine Einladung zu diesem Familientreffen erhielt Konstantin Komarek. Der Schweden-Legionär mit technischen Genieblitzen verfügt offenbar über ein gespaltenes Verhältnis zu einigen im Team. Andere Spieler, so hofft Bader, sollen sich jedoch vom Bratislava-Trauma der Eishockey-A-WM 2019 (Abstieg gegen Italien) rehabilitieren dürfen. In den anderen Gruppen wird in Riga (Lettland, Frankreich, Italien, Ungarn), sowie in Oslo (Norwegen, Dänemark, Südkorea, Slowenien) gespielt. Die Dänen mit KAC-Goalie Sebastian Dahm haben sehr gute Karten, ihr Olympia-Ticket zu lösen.
Auf Komareks Position verfügt Bader aber ohnehin über genügend Alternativen. Marco Rossi etwa. Der NHL-Erstrunden-Draft von 2020 hat zugesagt bzw. sein Klub Minnesota Wild hat die Freigabe erteilt. Und auch Lausanne-Legionär Benjamin Baumgartner steht bereit. Zusätzlich zu Routiniers wie Thomas Hundertpfund oder Raphael Herburger - und auch Lukas Haudum fühlt sich auf der Centerposition wohl. Auf der Torhüter-Position spricht alles für und nichts gegen David Kickert bzw. Bernhard Starkbaum. Die Defensive weist viel Routine vor. Thimo Nickl hätte den Altersschnitt deutlich gesenkt.
Im Gegensatz zu Minnesota verweigerte hingegen Schwedens Erstligist Rögle die vorzeitige Freigabe zum Team-Trainingscamp. Erst am 21. August hätten Nickl und Marco Kasper zum Nationalteam stoßen können. Zu spät für Bader, der bereits in der Woche davor seine Spieler auf (Olympia-)Kurs bringen will.
"Gute Mischung"
Wobei der Schweizer mit Blick auf Gegner wie Slowakei und Weißrussland (Polen sollte schlagbar sein) sofort relativiert: "Wir sind einmal mehr krasser Außenseiter. So eine Olympia-Quali findet ohnehin nur alle vier Jahre statt. Ich denke, wir verfügen über eine gute Mischung aus Routiniers und Spielern, die in Zukunft eine tragende Rolle spielen."
Obwohl sich niemand so richtig der zwölf Teams mit diesem Sommertermin für das Turnier anfreunden kann: Manchmal entwickeln sich quälende Geburtstagsfeiern überraschend gut und werden zu einem unterhaltsamen Fest. Auch für die Österreicher?