17 Jahre nach Thomas Vanek führt wieder ein Top-Ten-Draftpick Österreichs Eishockey-Junioren bei einer U20-A-WM an. Marco Rossi, das größte Talent seit dem im März zurückgetretenen Vanek, will sich mit dem ÖEHV-Team beim Turnier in Edmonton gegen nach Papierform übermächtige Konkurrenz gut präsentieren. Danach geht es für den 19-jährigen Center im Camp der Minnesota Wild um einen Kaderplatz für die am 13. Jänner beginnende NHL-Saison.
Rossi weiß wie kein anderer, was auf die jungen Österreicher in den nächsten Tagen zukommt, hat er doch in den vergangenen zwei Saisonen für die Ottawa 67s gegen die weltbesten Talente gespielt. "Wir dürfen keine Angst zeigen. Ziel ist, dass die Topnationen wissen, wo Österreich ist, dass sie uns nicht mit Australien verwechseln", ist seine Devise vor den Partien gegen die drei Medaillenkandidaten USA (27.12., 3.30 Uhr MEZ), Schweden (29.12., 0.00/live ORF Sport +) und Russland (30.12., 3.30) sowie Tschechien (31.12., 20.00/live ORF Sport +). Von Spiel zu Spiel verbessern und gegen Tschechien einen Sensationssieg anstreben, so der Plan.
Dazu kommt die kleinere Eisfläche, auf die sich seine Kollegen einstellen müssen. "Das Eis ist komplett anders als das europäische, kleine Fehler werden sofort bestraft. Du hast weniger Zeit, kürzere Laufwege, es gibt viele Zweikämpfe und danach hast du schnell die Möglichkeit zu einer guten Torchance. Der Puck ist immer um das Tor herum, daher ist es wichtig, dass wir den Topnationen wenig Zeit geben, sonst machen wir es ihnen leicht", erklärte der Vorarlberger die Unterschiede.
Auch wenn die normalerweise Tausenden Zuschauer in der Halle und die rund 250 NHL-Scouts diesmal fehlen und nur via TV dabei sein können, ist eine U20-A-WM, noch dazu im Mutterland des Eishockey, noch immer der größte Event, bei dem sich Talente präsentieren können. Das sollen die jungen Österreicher aber tunlichst ausblenden. "Wichtig ist, sich nicht auf die Scouts zu konzentrieren, sondern auf die Mannschaft. Dass man das richtige Spiel macht, auch nicht zu viel will, sonst kommen unnötige Fehler dazu. Einfach spielen und das Beste geben", so der Ratschlag des Kapitäns.
Für ihn selbst ist das am Freitag (25.12.) beginnende Turnier der Abschied vom Juniorensport und "eine sehr große Bühne, um sich nochmal zu beweisen". Danach geht es für Rossi nach St. Paul, wo voraussichtlich am 3. Jänner das kurze Vorbereitungscamp der Minnesota Wild für die neue NHL-Saison beginnt. Dem Center wird zugetraut, als eines von wenigen Talenten des heurigen Drafts gleich den Sprung in die stärkste Liga der Welt zu schaffen. Minnesota hat Rossi an Nummer neun gedraftet, mittlerweile hat er einen Dreijahresvertrag unterschrieben, der ihm laut capfriendly.com jährlich 925.000 Dollar (755.780,70 Euro) bringt.
Spekulationen und NHL-Träume schiebt er in den nächsten Tagen aber beiseite. "Nach der WM geht es nach Minnesota, dann startet das Camp - das ist das einzige, das ich weiß", erklärte er. "Ich konzentriere mich immer auf das, wo ich gerade bin, das ist jetzt das Nationalteam. Unser Ziel ist, dass wir gut spielen und uns gut präsentieren", betonte Rossi, der im Herbst eigentlich bei den Zürich Lions in der Schweizer Topliga Spielpraxis bei den Erwachsenen sammeln sollte, aber nur eine Partie absolvierte, ehe ihn ein positiver Coronatest stoppte.