Der Kampf um das Amt des ÖEHV-Präsidenten ist entfacht. Im Juni 2020 wird in Klagenfurt bei der Generalversammlung des Verbandes gewählt. Viele rechneten nach dem Ausstieg der Erste Bank auch mit einem Abgang von Gernot Mittendorfer, der vom Institut installiert worden ist. Nach seinem langen Urlaub ist der Oberösterreicher zurück, und nun klingt alles ein wenig anders:
Herr Präsident, wenn Sie sich die aktuelle Situation im österreichischen Eishockey ansehen - wären Sie nicht lieber gleich im Urlaub geblieben?
Gernot Mittendorfer: (lacht) Überhaupt nicht. Schließlich gab es sich über einen Aufstieg der U20-Mannschaft zu freuen.
Waren Sie in Minsk?
Nein. Wer weiß, ob ich Glück gebracht hätte. Das Team hat sich auch ohne mich gefreut. Ich will betonen, dass jeder Anteil an diesem Erfolg hatte. Auch die EBEL-Klubs. Die Liga-Strukturen haben sich in den vergangenen Jahren verändert. Das spielte sicher ebenfalls eine Rolle für den Aufstieg.
Viel Lob für die Liga. Jeder weiß, wenn man als ÖEHV-Präsident gewählt werden möchte, braucht man auch die Unterstützung der EBEL-Klubs. Beginnt also schon der Wahlkampf?
Traditionell wird im ersten Quartal des Jahres ein Wahlvorschlag erteilt. Also werden von meiner Seite erst einmal Gespräche mit den Landespräsidenten geführt.
Aus den Landesverbänden ist zu hören, dass das Team Ösze/Praschl eine breite Unterstützung erhalten könnte. Wer sind dann Ihre Unterstützer?
Es hat im Präsidium einige personelle Veränderungen gegeben. Für mich zählt in erster Linie, dass man sich auf inhaltliche Themen einigt. Die Personen dahinter sind zweitrangig. Jene, die nicht das Alterslimit erreicht haben (Peter Schramm scheidet aus, Anm.), teilten mir mit, dass sie wieder zur Verfügung stehen. Vielleicht braucht es aber eine Ergänzung von ein bis zwei Kandidaten.
Das bedeutet?
Unser Präsidium muss Aufgaben abdecken, die aus den Statuten des IIHF (Internationaler Eishockey Verband, Anm.) hervorgehen. Es benötigt also jemanden für rechtliche Angelegenheiten, für den sportlichen Bereich, für das Finanzielle und möglicherweise jemanden zusätzlich für die Agenden in PR und Marketing.
Wenn aber die Mehrheit der Verbände sich auf Ösze/Praschl verständigt, wie wollen Sie dagegen ankämpfen?
Jeder einzelne Verein ist Mitglied im ÖEHV und daher stimmberechtigt. Das Wort von EBEL- oder Alps-Hockey-League-Klubs zählt natürlich etwas mehr. Für mich liegt das Hauptaugenmerk, einen breiten Konsens für die Entwicklung des Eishockeys zu finden. Das wichtigste für einen zukünftigen Präsidenten ist also der Inhalt seines Programms.
Andreas Ösze ist Wiener Eishockey-Präsident. Wissen Sie, wer seine Unterstützer sind?
Man darf nicht glauben, dass es im Eishockey-Verband ohne Diskussionen abläuft. Die gibt es immer wieder. Derzeit hatten ich mit Ösze nur via Whatsapp Kontakt, als ich von seinen Absichten erfahren hatte. Schlechtes Timing - als ich zurück bin, ist er in den Urlaub. Für mich ist klar, dass andere Ideen kein Beinbruch sind. Ich bin für vieles offen.
Ihr Sportdirektor und Teamchef Roger Bader ist für viele ein rotes Tuch. Es ist zu hören, dass die Landesverbände klar gegen Bader sind. Hieße es: Mittendorfer kann bleiben unter der Bedingung, dass Bader geht. Was tun Sie?
Nocheinmal. Ich denke nicht in Personen, sondern in Inhalten. Um einen Headcoach des Nationalteams zu bestimmen, braucht es einen einstimmigen Beschluss im Präsidium. Ich halte nichts davon, jemanden infrage zu stellen, mit dem es eine klare vertragliche Vereinbarung gibt. Baders Vertrag erstreckt sich noch bis zur Olympia-Qualifikation. Sollte diese geschafft werden, stellt sich die Frage ohnehin nicht. Wir haben diesbezüglich, wie Olympia, im Vier-Jahres-Zyklus geplant.