40 Minuten durften das ÖEHV-Team und die zahlreich nach Bratislava mitgereisten Fans zum WM-Auftakt gegen Lettland auf eine Überraschung spekulieren. Man ging in Unterzahl in Führung und heilt die Partie lange offen. Im Schlussabschnitt folgte ein völliger Einbruch, der mit Strafen und Gegentoren endete. Aber der Reihe nach:
Der Beginn war vielversprechend. Team Austria machte das Spiel gegen robuste Gegner, hatte auch früh die erste – nicht gewinnbringende – Überzahl. Schon davor war Dominique Heinrich erstmals von der Blauen Linie bei Kristers Gudlevskis im lettischen Tor vorstellig. Erst nach rund zehn Minuten bekam ÖEHV-Schlussmann David Kickert vermehrt etwas zu tun. Einmal musste er nach kollektiver Unaufmerksamkeit seiner Abwehr in höchster Not retten (9.), später avancierte er in fünfminütiger Unterzahl – Übeltäter Patrick Peter war zudem nach einem Check gegen den Kopf sogar des Spiels verwiesen worden – zum Hexer, parierte gleich mehrmals sehenswert.
Gleichzeitig sollte den Österreichern in dieser Unterzahl durch Michael Raffl sogar die Führung gelingen. Der Villacher tankte sich durch und hob die Scheibe mit der Rückhand zu seinem 20. Teamtreffer im 75. Spiel ins lange Eck. Nur 15 Sekunden später purzelte der Puck irgendwie zu Rudolfs Balcers, der das lange Überzahlspiel doch noch in den Ausgleichstreffer ummünzen konnte (15.). Es hätte jedoch weitaus schlimmer kommen können. Die Balten verbuchten zudem nämlich gleich zwei Schüsse ans Gestänge. Weil die Österreicher in der Folge auch ihre zweite Überzahl nicht nutzen konnten, ging es mit einem 1:1-Remis in die erste Pause.
Ein Abtasten im Mitteldrittel
Im Mitteldrittel bekamen die Letten oftmals mehr Raum von den ÖEHV-Cracks zugestanden. Dennoch kamen die Österreicher immer wieder gefährlich vor das Gehäuse des Gegners. Die besten Möglichkeiten vergaben Alexander Rauchenwald (26.) und Rafael Herburger (28.) im Konter. Fünf Minuten später konnte Konstantin Komarek nach perfekt vorgetragenem Angriff und Kombination mit Manuel Ganahl Gudlevskis nicht überwinden. In der Folge rettete Kickert seine Mannen einmal mehr in einer zweiminütigen Unterzahl vor dem zweiten Gegentreffer und hielt das Unentschieden entschlossen fest. Drei Minuten vor der Sirene rettete die Latte gegen Gintis Meija.
Tripleschlag im Schlussabschnitt
Weil die rot-weiß-roten Herren noch eine Strafe mit in den letzten Abschnitt nahmen, begann dieser auch denkbar schlecht. 23 Sekunden waren gespielt, da hämmerte Kapitän Lauris Darzins die Scheibe an Kickert vorbei in die Maschen. Nur fünf Minuten später erhöhte Rodrigo Abols mit einem punktgenauen Schlagschuss ins Kreuzeck. Selbiges Gelang Meija zwei Minuten später zum dritten Powerplay-Treffer und der Vorentscheidung zum 4:1 für die Favoriten. Österreich fand erst in Minute 54 wieder einmal offensiv statt, als Thomas Hundertpfund einen Zuckerpass von Dominic Zwerger aus dem Slot nicht über die Linie befördern konnte.
Vier Minuten vor dem Ende gelang Rafael Herburger ein für das Selbstvertrauen wohl wichtiges Tor. Das 2:4 war der erste Überzahltreffer des Turniers bei einem bis dahin äußerst ausbaufähigem Powerplayspiel. Postwendend setzte es allerdings durch Ronalds Kenins das 2:5 - wieder direkt ins Kreuzeck. Zwischen dem rot-weiß-roten Tor und dem lettischen Treffer zum Endstand lagen übrigens nur 16 Sekunden. "Wir müssen aus so einem Spiel lernen und nach Niederlagen wieder aufstehen. Wir wollte gewinnen, es sollte nicht sein. Gegen Russland müssen wir Moral zeigen und mit positiver Energie im WM-Turnier bleiben", so Kapitän Thomas Raffl.
Weiter geht es schon morgen Mittag (12.15 Uhr) gegen Russland. Wie lange Patrick Peter gesperrt wird, ob und wann Philipp Lindner als achter Verteidiger nachnominiert wird, werden die nächsten Stunden ergeben.