Der Weg zum Profisportler wird bei vielen Talenten in sehr jungen Jahren vorgezeichnet. Bereits im Teenager-Alter wird dem Sport alles untergeordnet, der freiwillige Verzicht auf Ausbildung, Freunde und Ähnliches wird hingenommen. Dass man bereits im zarten Alter von 13 Jahren seinen ersten Vertrag mit einem Management unterschreibt, hat jedoch Seltenheitswert – vor allem im Eishockey. Bei VSV-Verteidiger Simon Després war exakt das der Fall. Er setzte alles auf eine Karte, das große und auch einzige Ziel hieß NHL. Plan B gab es keinen.
Mit 16 Jahren wurde Després an erster Stelle des QMJHL-Drafts (kanadische Juniorenliga) von den Saint John Sea Dogs gepickt, mit denen er 2011 auch den Memorial Cup gewann und zudem auch zum besten Verteidiger des Jahres gewählt wurde. Im NHL-Draft 2009 wurde er an 30. Stelle von den Pittsburgh Penguins gezogen, für die er 150 Mal einlief. Nach vier Saisonen folgte schließlich ein Wechsel zu den Anaheim Mighty Ducks. Die nächsten zwei Jahre waren jedoch von hartnäckigen Verletzungen (Gehirnerschütterungen) geprägt, dennoch unterschrieb er bei den Ducks einen Fünfjahresvertrag, der ihm eigentlich 18 Millionen Dollar zusichern sollte.
Nach nur einem Spiel entschloss sich das NHL-Team aus Kalifornien jedoch überraschend für ein „Buy-Out“, das in ganz Nordamerika für Aufsehen sorgte. Die Verletzungshistorie des Verteidigers wurde den Ducks offensichtlich etwas zu heikel. Immerhin wurden Després nach nur einem Spiel seines Vertrages acht Millionen Dollar ausgezahlt. Trotz des unvorhersehbaren „Geldregens“ fiel der damals 25-jährige in ein tiefes Loch.
„Ich habe danach alle Einladungen zu NHL-Trainingscamps abgelehnt, bestand bei allen Gesprächen auf einen fixen Vertrag“, erzählt Després. Daraus wurde allerdings nichts. Die Angebote blieben aus, der Verteidiger hatte sich verspekuliert. Sein Weg führte schließlich in die KHL. Doch auch bei Slovan Bratislava fand der Frankokanadier nicht die Erfüllung. Verspätete und gar keine Gagenzahlungen führten ihn schließlich nach Köln, Oskarshamn (SWE) und Berlin, ehe er im Sommer beim VSV landete. „Ich habe alle meine Entscheidungen mit bestem Wissen und Gewissen getroffen“, erklärt der 31-jährige, der trotz des abrupten Endes seiner NHL-Karriere keine Reue empfindet. „Natürlich war ich teilweise zu naiv und habe einige Chancen nicht genützt, doch manchmal lernt man aus einem Misserfolg mehr als nach einem Erfolg.“
Erfolgreich ist Després mittlerweile neben seiner Sportkarriere mit seiner eigenen Immobilienfirma in Quebec, die er Schritt für Schritt als zweites Standbein aufgebaut hat. Seine Priorität liegt aber nach wie vor im Eishockey. „Ich bin nicht in Villach, weil ich Geld verdienen muss, sondern, weil ich das Spiel einfach liebe. Ich habe noch einige gute Jahre vor mir.“