Hut ab vor den Villacher Adlern. Auf die bärenstarke Leistung im Viertelfinale gegen den KAC, die sich bereits in der Qualifikationsrunde abgezeichnet hatte, kann man im Lager der Blau-Weißen zurecht stolz sein. Das Team zeigte, trotz zahlreicher Ausfälle, spät aber doch Charakter, hielt gegen den Mitfavoriten um die Meisterschaft gut mit. Am Ende fehlte aber die Qualität und die Kadertiefe. Der positive Schlussspurt darf die Verantwortlichen aber keinesfalls über die insgesamt verkorkste Saison hinwegtäuschen. Wären in dieser Saison Zuschauer in den Hallen gestattet gewesen, hätte es wohl schon im Grunddurchgang lautstarke Proteste und unzählige Transparente der Fangemeinschaft gegeben.
Handlungsbedarf hat der VSV zu Genüge. Bis auf Martin Ulmer, Felix Maxa und Benjamin Lanzinger hat kein Spieler des bestehenden Teams mehr einen laufenden Vertrag. Als sicher gilt lediglich der Verbleib von Chris Collins. Mit Goalie Andreas Bernard (ITA) und Anton Karlsson, der bereits im letzten Jahr das VSV-Dress trug, konnte man zumindest zwei Neuzugänge vorzeitig fixieren. Jamie Fraser dürfte sein Karriere beenden. Einen adäquaten Ersatz zu finden, wird eine Mammutaufgabe werden. Ob Topscorer Scott Kosmachuk zu halten sein wird, ist fraglich.
Als gescheitert kann man das Experiment mit den beiden Deutschen mit österreichischer Lizenz, Julian Kornelli und Sebastian Zauner, bezeichnen. Auch wenn die beiden das Punktekontingent kaum belasteten, sind sie nicht ICE-Liga tauglich. Zudem verstellen sie heimischen Spielern wie Martin Urbanek oder Johannes Tschurnig einen möglichen Karriereweg. Sollte sich in dieser Hinsicht die Philosophie nicht ändern, wird es dem Verein früher oder später passieren, dass auch die letzten Nachwuchshoffnungen, wie bereits viele vor ihnen, abwandern oder ihre Eisschuhe mangels Perspektiven an den Nagel hängen. Die Frage bleibt jedoch, ob Rob Daum, der nicht gerade dafür bekannt ist, junge Spieler zu fördern, in der kommenden Saison mehr auf eigene Talente setzen wird. Seine sechs Jahre in Linz zeigen, dass der Kanadier Erfolg will, die Entwicklung des Nachwuchses steht nicht auf seiner Prioritätenliste.
Ein reges Kommen und Gehen herrschte in puncto Transferpolitik. Neben einem Trainerwechsel im Dezember standen insgesamt 16 Imports in dieser Saison unter Vertrag. Negativer Höhepunkt war der zweimalige Tausch auf der Goalieposition, wobei alle drei Torhüter Fehlgriffe waren. Die Verantwortlichen versuchten, sich den Erfolg zu erkaufen. Was noch selten gut gegangen ist. Am Ende ein Schritt zurück in der Entwicklung statt nach vorne. Es wurde verabsäumt, die Grundmauern zu festigen. Vor allem, weil den Adlern seit Jahren das österreichische Grundgerüst fehlt. Ohne starker Heimfraktion ist der Griff nach den Sternen doppelt so schwer. Unverständlich daher auch die letztjährige Ausbootung von Verteidiger Markus Schlacher.
Ein Manko bleibt das Fehlen eines AHL-Teams. Vorstand Andreas Schwab hat zwar bereits angekündigt, ein Farmteam nach dem Beispiel des KAC installieren zu wollen, wann genau, bleibt aber offen. Zu hoffen ist, dass der Vorstand aus seinen Fehlern lernen wird. Gerhard Unterluggauers Vertrag als Sportmanager wird nicht verlängert, für die Einkäufe wird Daum gemeinsam mit Andreas Schwab und Gerald Rauchenwald verantwortlich sein. Es ist davon auszugehen, dass der VSV auch in der nächsten Spielzeit das von der Liga erlaubte Punktekontingent voll ausschöpfen wird.
Er wäre aber gut beraten, sich auch am österreichischen Spielermarkt qualitativ zu verstärken. Gute Heimische kosten nicht nur Geld, man muss ihnen auch eine Perspektive bieten können. Sonst wird es, nach den letzten Jahren, schwer werden, sie in die Draustadt zu lotsen. Langfristig wird der Verein von dieser Investition aber mehr profitieren als von kurzfristig engagierten Imports. Denn, wie diese Saison beweist, führen Schnellschüsse nur selten zum gewünschten Ziel.