Enthusiastisch wurde im Herbst der „Viertelfinaleinzug mit Blick nach oben“ als Saisonziel vom VSV ausgerufen. Jetzt, vier Runden vor dem Ende des Grunddurchgangs, finden sich die Adler am vorletzten Tabellenplatz wieder. Villach befindet sich im freien Fall - vor allem sportlich. Aber auch die wirtschaftliche Situation könnte sich zuspitzen. Der Vorstand, der sich offenbar auf Tauchstation befindet, hüllt sich in Schweigen. Dazu kommt Stagnation im Nachwuchs, aus dem bereits die Talente Neal Unterluggauer, Ian Scherzer, Lorenz Lindner und Johannes Neumann das Weite suchten und beim KAC anheuerten. Die Perspektiven beim Erzrivalen sind einfach nicht mit jenen der Adler zu vergleichen, alleine schon wegen dem rot-weißen AHL-Team. Für eine diesbezügliche Kooperation wollten die Villacher jedoch kein Geld springen lassen.

Stattdessen wurden im Sommer, zumindest nach dem Dafürhalten der Verantwortlichen, „hochkarätige“ Imports verpflichtet. Wirklich seiner Rolle gerecht wurde bislang aber kein einziger der zuvor hochgelobten Akteure. Die Blau-Weißen agierten nicht, sondern reagierten. Verspätete, zusätzliche Spielerverpflichtungen mitten in der Saison und ein Trainerwechsel waren Entscheidungen, die aus der Emotion heraus getroffen wurden und unter die Rubrik „Aktionismus“ fallen. Höhepunkt war die Verpflichtung des alles andere als fitten Goalies Tyler Beskorowany, der gleich zu Beginn durch Kristers Gudlevskis ersetzt wurde. Aber auch vom Letten kommt bis jetzt nur ansatzweise jener Output, den man sich erhofft hatte. Einen roten Faden oder eine langfristigen Strategie blieben Vorstandssprecher Gerald Rauchenwald und Co. seit ihrer Vereins-Übernahme im Dezember 2018 schuldig.

Die heurige Saison zeigt, dass Erfolg im Spitzensport eben nicht planbar ist, man eine erfolgreiche Mannschaft nicht von heute auf morgen am Reißbrett zusammenstellen kann. Es dauert etliche Jahre, bis die einzelnen Puzzlestücke ineinandergreifen. Trainer Rob Daum, der erst im Dezember geholt wurde, trifft dabei am wenigsten Schuld.
Alleine der Umstand, dass beim letzten, richtungsweisenden Spiel (1:5-Pleite gegen Bratislava) keine einzige Strafe gezogen wurde, sagt schon viel aus. Das „blaue Bluat“, das Kämpferherz und der unbändige Wille, der die Blau-Weißen über Jahrzehnte ausgezeichnet hat, findet sich seit Jahren nur noch in den Geschichtsbüchern wider. So wird das Minimalziel Play-off nicht zu erreichen sein – zum vierten Mal in den letzten fünf Jahren.

Wirtschaftlich befindet sich der VSV, wie auch viele andere Vereine in dieser schwierigen Saison, auf einer Gratwanderung. Fehlende Zuschauereinnahmen, 1200 zu Saisonbeginnverkaufte Abos, die noch rückerstattet werden sollten und nicht geringer werdende Ausgaben für die „Erste“ könnte eine Abwärtsspirale beschleunigen. Bei einem Nichterreichen des Play-offs würden sich die Adler zumindest Spielerprämien sparen, für die Reputation im Hinblick auf die Sponsoren wäre es aber eine Katastrophe.