In der Schweiz hat Joe Thornton seine Liebe gefunden. Die NHL-Legende lernte in den Davoser Bergen während des Lockouts 2004/05 seine Ehefrau Tabea kennen. Auch heuer, die NHL startet aufgrund von Corona verspätet, streift „Jumbo Joe“ oder „Big Joe“ – wie er genannt wird, das Trikot der Steinböcke über. Mittlerweile ist sein Bart deutlich grauer geworden. Wenige Tage nach dieser Verpflichtung stand fest, dass er bei den Toronto Maple Leafs eine weitere Saison anhängt – alles im zarten Alter von 41 Jahren.
Und damit ist er 21 Jahre älter als etwa Benjamin Baumgartner, dem österreichischen Nationalteam-Center. Der Salzburger mit Schweizer Lizenz schwärmt über seinen Teamkollegen: „Wir haben einen Superstar in der Kabine, der aber einer der nettesten Menschen ist, die ich kenne. Er trainiert so hart. Thornton ist vielleicht nicht mehr der Schnellste, aber seine Stocktechnik, sein Spielverständnis und seine Pässe – alles unglaublich gut“, lobt Baumgartner.
Respekt vor Thornton
Nicht nur in seiner eigenen Kabine hat der NHL-Star den Respekt sicher. Auch bei den gegnerischen Cracks herrscht Ehrfurcht. „Die Spieler verhalten sich automatisch anders, wenn er das Eis betritt.“ Einziges Manko: In einer Formation gemeinsam sind die beiden Center Baumgartner und Thornton jedoch noch nicht aufgetreten, obwohl der Österreicher zeitweise als Flügel eingesetzt worden ist. „Aber nach unserer zehntägigen Corona-Pause bin ich wieder ins Zentrum gerückt. Da fühle ich mich deutlich wohler.“
Die bisherige Ausbeute Baumgartners? Zwei Tore und vier Assists in neun Partien. Deutlich schlechter sieht es hingegen in der Tabelle für die Bündner aus. Davos hängt mit Ambri-Piotta (Dominic Zwerger), und Langnau im Tabellenkeller fest. An „Big Joe“ liegt es nicht. er hat bereits je fünf Tore und Assists am Konto.
Fällt die strenge Legionärsregel?
Im Schweizer Eishockey wird derzeit über Reform der Ausländer-Regel diskutiert. Wie Thornton spielen alle Österreicher mit Schweizer Lizenz (Baumgartner, Herburger, Stefan Ulmer, Zwerger, Wolf, Hofer etc.). Angedacht ist, das Ausländer-Kontingent aufzuweichen und zehn Imports zuzulassen. Derzeit sind lediglich vier erlaubt. Einige Klubs umschiffen die Regel mit sogenannten Lizenz-Schweizern, wie sämtliche Österreicher, die dort im Nachwuchs gespielt hatten. In der Eishockey-Szene wird eine solche Lizenz als goldenes Ticket gesehen. Zumindest für Österreicher.
Besonders SC Bern drängt hier auf eine Erhöhung der Imports. In der restlichen Schweiz stand man dem bislang eher skeptisch gegenüber. Aufgrund des Einflusses von Corona dürfte sich das nun ändern. Die damit einhergehenden wirtschaftlichen Einbußen der Schweizer Klubs, könnte für viele Ergänzungsspieler ein neues Terrain bedeuten. Bern-Boss Marc Lüthi erhofft sich dadurch auch Einsparungen bei den Schweizer Spielergehältern. Ob diese Rechnung jedoch aufgeht, ist fraglich.
Komarek hat in Riga keine Zukunft
Ein Fragezeichen steht auch hinter Konstantin Komarek. KHL-Klub Dinamo Riga, Stockletzter der Western Conference, hat dem 28-jährigen Wiener zuletzt signalisiert, dass er nicht mehr gebraucht werde und haben ihn für den KHL-Markt freigegeben (auf Waivers gesetzt). Die 48-stündige Frist ist bereits abgelaufen, der Center ist nun Free-Agent. "Ich war schon sehr überrascht. Vor allem, weil ich ja in der ersten Linie gespielt und auch im Powerplay gesetzt war. Ich war mit meiner Leistung nicht unzufrieden", erzählt Komarek, dessen Agent Martin Nilsson gerade mit Riga über das Vertrags-Buyout verhandelt.
Damit dürfte das Thema KHL für den Stürmer vorerst beendet sein. "In Helsinki oder Minsk wird niemand gebraucht. Kasachstan und Russland verfügen über strenge Einreise-Bestimmungen. Ich werde sicher nicht ohne meine Familie irgendwohin gehen." Interesse an Komarek soll bereits von seiner letzten SHL-Station Lulea eingelangt sein. "Ich habe noch nichts", versichert der Wiener. "Derzeit ist alles ungewiss, der Transfermarkt aufgrund von Corona sehr speziell. Vielleicht ergibt sich in Schweden oder in der Schweiz etwas Gutes."
Eine Rückkehr nach Österreich ist ausgeschlossen? "Keineswegs. Für mich zählt in erster Linie, dass der jeweilige Verein mich haben will, an mich glaubt und dass es für meine Familie passt."
In der tschechischen Extraliga scheint Peter Schneider bei Kometa Brno förmlich zu explodieren. Zu seinen bisherigen elf Treffern und drei Assists in 14 Partien gesellten sich beim 5:1-Sieg gegen Olomouc drei weitere Tore.
Thalers Zukunft liegt in Schweden
Österreichs U20-Nationalteam trifft am Sonntag in St. Pölten zusammen. Neben den Top-Talenten Marco Rossi, Thimo Nickl, Senna Peeters oder Marco Kasper ist auch Lucas Thaler für die WM-Kader in Kanada vorgesehen (ab 25. Dezember). Der 18-jährige Villacher, der mittlerweile fließend schwedisch spricht, zeigte sich trotz kleinerer Verletzung bereits in Form. Fünf Scorerpunkte verbuchte der Flügel. „Ich habe mir eine Schulterverletzung zugezogen. Passiert ist das ganze nach einem Check in die Bande in Lulea. Ich war kurz nicht aufmerksam, da ist es schon passiert." Allerdings spielte es Thaler in die Karten, dass in den letzten Wochen keine Spiele aufgrund von Corona ausgetragen worden sind. "So konnte ich mich gut erholen.“ Erst nach der Junioren-WM soll die höchste schwedische U20-Spielklasse fortgesetzt werden. Genauer gesagt ab 7. Jänner.
Der Trainerwechsel im U20-Nationalteam (Marco Pewal erhielt vom VSV keine Freigabe, Roger Bader übernimmt) war bei den Spielern natürlich ein großes Thema. "Mit Pewal haben wir schließlich den Aufstieg geschafft, wir waren mit ihm sehr verbunden. Er hat wirklich einen guten Job gemacht", streut Thaler Rosen. Im Kader ortet der Villacher viel Qualität. "Einige haben im Ausland bereits Erfahrung gesammelt, verfügen über einen anderen Blickwinkel für das Eishockey."
Attraktive Perspektiven bietet Thaler jedoch nicht nur die bevorstehende U20-WM. Bei Mora steht der Villacher vor dem Sprung in die Erste Mannschaft, die in der 2. Liga (Allsvenskan) spielt. "Ich durfte schon an Trainings teilnehmen und die Trainer haben mir in Aussicht gestellt, dass ich noch in dieser Saison getestet werden soll." Seiner Einschätzung nach ist das Eishockey in Schweden schlauer, härter und schneller - auch was das Lesen des Spiels betrifft. "Mein großes Ziel lautet ja NHL. Aber das ist natürlich extrem schwierig." Und wie die Chancen für eine Rückkehr zum VSV stehen? "Zur Zeit ist das kein Thema."
Brücklers Brücke
Ebenfalls zwischenzeitlich nach Österreich zurückgekehrt ist der Grazer Jan Kienberger. Der 16-jährige Stürmer wagte heuer den Sprung nach Finnland, auch mit Unterstützung von Bernd Brückler. Karhu-Kissat gab ihm eine Chance, sich auf internationalem Terrain zu beweisen. "Es war eine große Umstellung", gesteht Kienberger. "Besonders in der defensive wird strenge taktische Disziplin eingefordert. Alles ist schneller", beschreibt er seine Eindrücke.
Bisher habe er gutes Feedback von seinen Trainern erhalten, und wurde gelobt, dass er sich schnell eingefunden habe. Die Schulausbildung kommt allerdings trotz des intensiven Trainingsrhythmus nicht zu kurz. "Das Borg Monsberger bietet Online-Unterricht an, und dass die Schularbeiten nachgeschrieben werden können."