Das Comeback für den VSV könnte einem Hollywood-Drehbuch entstammen. An Ihrem Geburtstag wartet am Dienstag das Duell gegen den KAC. Filmreif?
Unglaublich, oder? Ja, es spielt tatsächlich alles zusammen. Irgendwie perfekt. Ich finde es halt schade, dass es keine Fans in der Halle geben wird. Aber da geht es ja jedem gleich.
Als Villacher ist man doppelt motiviert?
Ich habe es schon als Kind geliebt, gegen die Roten zu spielen.
Welches Derby ruft besondere Erinnerungen bei Ihnen hervor?
Das Letzte, im Jahr 2011.
Also die Play-off-Serie?
Exakt. Sie endete 4:1. Wir siegten im ersten Spiel auswärts. Im fünften Spiel sind wir mit dem Bus wieder nach Hause, ich kann mich ganz genau erinnern.
Sie wissen alle Derbys Ihrer letzten VSV-Saison?
Tausendprozentig. Es war ja die Play-off-Serie, wir haben vier Spiele gegen den KAC in Folge verloren. Ich kann mich auch noch an eine Partie erinnern, als wir 1:0 vorne lagen. Dann erzielte Langfeld unser 2:0. Dieses wurde aber aberkannt, obwohl Chiodo (KAC-Torhüter, Anm.) das Tor absichtlich verschoben hatten. Ich bin noch heute sauer auf die Schiedsrichter.
Welches der 12 Derby-Tore war das Schönste?
Im Freiluft-Derby waren es damals zwei und im Play-off 2011 habe ich ja einen Hattrick erzielt.
Zurück zur Gegenwart. Die Philadelphia Flyers, Ihr NHL-Klub, hat einem Leihvertrag zugestimmt. Vorbehaltlos?
Ich hatte erst Angst, zu fragen. Aber zu meiner Überraschung waren Sie begeistert. Aus dem Management kam die Rückmeldung, dass ihnen das wirklich taugt, wenn ich zu Einsätzen komme. Die Flyers wollen allerdings, dass ich nicht erschöpft zurückkehre. Es könnte also sein, dass ich nicht jede Partie eingesetzt werden darf. Das gilt es noch zu klären. Aber für den VSV wäre es nicht leicht: Einmal ist er da, dann wieder nicht.
Normalerweise agieren NHL-Klubs ja eher vorsichtig, wenn es um ihre Spieler geht...
Sie wissen, dass es immer besser ist, ein Match zu spielen, als bloß zu trainieren. Das kann man nicht simulieren. Und es ist sicher kein Nachteil, ein paar Partien in den Beinen zu haben, bevor das da drüben losgeht.
Was nicht vergessen werden darf: Ihr NHL-Vertrag endet nach der kommenden Saison. Sie setzen sich einem hohen Risiko aus. Haben Sie keine Angst sich zu verletzen und dann womöglich ohne Vertrag dazustehen?
Hätte ich diese, dürfte ich nicht zum Nationalteam fahren, im Sommer mit dem Mountainbike die Downhillstrecken runterrasen oder Tennis spielen. Ich sitze gerade im Auto. Also wäre auch ein Autounfall möglich. Also nein.
Vor neun Jahren haben Sie Villach als junger Wilder verlassen. Jetzt kehren Sie als gestandener NHL-Veteran zurück. Ihre Gedanken?
Ich bin mit Sicherheit ein besserer Spieler geworden, als ich es damals war. Dass ich gerne für den VSV spiele, und dass ich gerne gewinne - daran hat sich nichts geändert.
Ein NHL-Spieler steht immer im Fokus. Jetzt kehrt Villachs Sohn, wenn auch nur kurzzeitig, zurück zu seinem Verein. Was darf man sich erwarten?
Vergessen wir nicht, dass alle anderen im Meisterschaftsmodus sind. Und ich bin ja nicht der Typ, der alleine durchfährt und 20 Tore schießt. Da muss ich gleich einmal zu große Erwartungen dämpfen. Denn das funktioniert nirgendwo auf der Welt. Aber ich kann bestimmt ein Team verbessern, und das werde ich auch mit allen Mitteln versuchen. Mir ist wichtiger zu gewinnen, als Tore zu schießen. Ich bin keinesfalls der Superstar.
Hat Ihnen VSV-Trainer Ceman bereits Ihre Aufgaben zugewiesen?
Nichts konkretes. Also keine Linienzuteilung oder so. Aber ich kenne die Burschen, war ja bei jedem Training dabei. Und jeder weiß, worin meine Stärken liegen.
Auch Salzburg war im Gespräch. Warum erhielt der VSV von Ihnen den Vorzug?
Ich bin mit meiner Familie jetzt in Villach. Und alle genießen es, Zeit miteinander zu verbringen. Das wollte ich nicht unterwandern. Umziehen oder nach Salzburg zu pendeln kam für mich nicht infrage. Wir haben hier endlich einmal Hilfe mit den beiden Kindern. Weil ja beide Großeltern-Teile immer gearbeitet haben, war meine Frau in den USA stets komplett auf sich alleine gestellt. Das ist jetzt einfach stimmig. Und die Freigabe wäre auch in Salzburg nicht früher gekommen.
Und Sie haben schließlich lange beim VSV auch mittrainiert. . .
Genau. Es ist ja auch nicht selbstverständlich, dass man jemanden in die Kabine, in das Herz einer Mannschaft lässt. Wie schlimm wäre es, wenn man nach zwei Wochen sagt: Danke Burschen, aber ich gehe jetzt zum Gegner und spiele nächste Woche gegen euch. Das bin ich nicht.
In den letzten Wochen lief es nicht rund. Herrschte Anspannung in der Kabine?
Ich habe schon voll mitgefiebert. Schließlich weiß ich ja genau, wie es sich anfühlt, wenn es nicht läuft. Es lacht niemand im Training, lustig war's also nicht. Da kann ich nicht den Clown spielen. Ich habe versucht, zu pushen und hart mit den Jungs zu trainieren, damit die Qualität des Trainings noch besser wird. Und ich musste mich selbst so vorbereiten, dass ich für Dienstag einsatzfähig bin.
Fühlt man sich dann als Fremdkörper, wenn man zwar zusammen in der Kabine sitzt, man aber bei Spielen nicht helfen kann?
Natürlich hat es gejuckt. Aber die Mannschaft ist eine lässige Truppe. Ich gehe jeden Tag gerne hin.
Sie haben in den letzten Wochen einige Liga-Spiele verfolgt. Wie schätzen Sie das Niveau ein?
Es ist gut und es steckt viel Qualität in den Mannschaften. Ich habe hier aber so viele Jahre nicht gespielt. Fragen Sie mich nach zwei, drei Partien. Dann kann ich dazu fundierter antworten.
Sie haben oft kritisiert, dass in der Liga viel zu viele Imports spielen. Der VSV weist aktuell elf auf?
Stimmt, ich habe dieses Thema intern schon angesprochen. Allerdings sind die vielen Imports ein Problem der gesamten Liga. Mir taugt aber, was in Klagenfurt passiert. Sie bringen Spieler hervor, die niemand auf dem Zettel hatte. Aber sind wir uns ehrlich: Sollten sie einmal keinen Erfolg haben, kommen auch dort sofort fünf Neue. Außerdem kann sich der VSV einen Haudum, Ganahl oder Koch schlichtweg nicht leisten.
Hat der VSV ein Nachwuchs-Problem?
Der derzeitige Weg ist sicher nicht richtig. Der Fokus muss auf dem Nachwuchs gerichtet sein. Aber man muss auch die Sichtweise des VSV verstehen: Der Klub hatte vier Jahre lang kaum Erfolg, dann baut sich Druck auf. Als Verlierer ist man immer der Trottel. So ist Österreich.
Wie stehen Sie zum Argument, dass es zu wenig österreichische Spieler auf Liga-Niveau gäbe?
Das ist doch völliger Blödsinn. Die Liga war einmal auf einem richtig guten Weg. Dann kam ein Pierre Pagé, der versprochen hatte, viele Spieler in die NHL zu bringen. Sogenannte junge, hungrige Ausländer wurden geholt. Und weil jeder gewinnen will, wurden immer mehr davon verpflichtet. Der VSV hat im Sommer einen Vorschlag eingebracht, der diese Entwicklung stoppt. Auch der KAC war beteiligt. Aber er wurde abgelehnt.
Der VSV hat am Samstag bloß die Nummer 12 auf Instagram und Facebook gepostet und damit Ihr Kommen angekündigt. Die Fans jubelten. Wie lange wird diese Cinderella-Story andauern?
Noch ist es nicht klar, wann die NHL startet. Ich hoffe, dass ich zu Weihnachten noch hier sein darf. Ich rechne aber, dass die Trainingscamps nicht vor Anfang Jänner starten.