Für die Villacher Adler ist der Meisterschaftsabbruch mitten in der Viertelfinalserie bitter. Nicht nur aus finanzieller, sondern vor allem aus sportlicher Sicht. Nach drei Jahren Abstinenz feierte der VSV heuer völlig verdient den Einzug in das Play-off, schrammte im Grunddurchgang nur haarscharf an den Top fünf vorbei. Durch die gute Performance schafften es die Adler, die in den letzten Jahren stets sinkenden Zuschauerzahlen drastisch zu verbessern. Im Schnitt besuchten 2900 Fans die Heimspiele des VSV - eine Steigerung um fast 400 gegenüber der Vorsaison.

Der vor einem Jahr vollzogene Neustart wurde konsequent umgesetzt. Der neue Vorstand schaffte es, das VSV-Schiff nach etlichen turbulenten Jahren in ruhiges Fahrwasser zu steuern. Viele Entscheidungen wurden zum richtigen Zeitpunkt getroffen und auf einer sehr sachlichen Ebene behandelt. Mit Jyrki Aho wurde nicht nur einen neuen Trainer geholt, sondern auch qualitativ bessere Imports als in den Jahren zuvor. Auch die Entscheidung Goalie Dan Bakkala noch vor dem Meisterschaftsbeginn abzumelden, war im Nachhinein die richtige. Mit Brandon Maxwell wurde ein mehr als adäquater Nachfolger gefunden.

Der beinharte Führungsstil von Trainer Aho, der die Mannschaft im Training stets an ihre körperlichen und auch mentalen Grenzen brachte, forderte allerdings auch seine Opfer. Patrick Spannring zerbrach unter dem Finnen und verließ zur Jahreswende den Verein. Ab diesem Zeitpunkt wurde auch der Unmut der Spieler und des Vorstandes immer spürbarer. In der Zwischenrunde wurde darauf reagiert und mit Rob Daum ein erfahrener Trainerfuchs engagiert, der ohne große Probleme den Play-off-Einzug schaffte. Wie viel der Kanadier tatsächlich dazu beitrug, bleibt Spekulation. Die starken Auftritte in den drei Duellen gegen Salzburg sprechen aber klar für den „Eishockey-Professor“.

Alleine aufgrund seiner Erfahrung und den nachweisbaren Erfolgen von Daum, vor allem mit Linz, wäre eine Vertragsverlängerung nicht überraschend. Auch mit Chris Collins, der sich im Lauf der Saison gewaltig steigern konnte, dürften in den nächsten Tagen Gespräche geführt werden. Obwohl Brodie Reid und Anton Karlsson im Grunddurchgang gute Leistungen zeigten, musste man feststellen, dass gerade in der Zwischenrunde und dem Play-off die Formkurve nach unten ging. Besonders Reid tauchte in der entscheidenden Phase der Meisterschaft immer mehr ab, wirkte körperlich alles andere als fit.

Neben den beiden Dauerbrennern Jamie Fraser und Jerry Pollastrone wussten vor allem Patrick Bjorkstrand und Mark Cundari zu überzeugen. Sie lieferten konstante Leistungen ab, wurden aber beide durch Verletzungen unter der Saison zurückgeworfen. Etwas unter dem Radar lief Miika Lahti, der in der dritten Linie zwar viel „Drecksarbeit“ erledigte, allerdings phasenweise zu langsam wirkte.

Der dünne Kader wurde während der Meisterschaft des Öfteren zum Problem, daran gilt es in den kommenden Monaten zu arbeiten. Maxwell musste beispielsweise 50 von insgesamt 53 Spielen absolvieren, eine Verletzung des Goalies blieb den Villachern glücklicherweise erspart. Was die Verpflichtung österreichischer Akteure betrifft, sollte der VSV rasch tätig werden. Bereits im Vorjahr stand Emilio Romig (Dornbirn) auf der Wunschliste von Gerald Rauchenwald, auch Daniel Woger (in Linz abgemeldet) könnte eventuell gut in das Anforderungsprofil der Villacher passen. Mit Martin Ulmer wurde schon im Dezember eine wichtige österreichische Personalie an den Verein gebunden, er könnte zum Zugpferd für viele heimische Spieler werden.