Die Vollzugsmeldung kam rasch, in der Schweiz werden keine Gefangenen gemacht. Raphael Herburger wurde erst vor wenigen Tagen als Neuzugang des eidgenössischen Erstligisten HC Lugano präsentiert. Der 30-jährige Stürmer, der seit heuer auch im Klub-Eishockey wieder als Center eingesetzt wird, unterschrieb gleich für zwei Jahren. Alles bitten und betteln von Red Bull Salzburg half nichts, die, im Gegensatz zum betuchten Fußball-Bruder mit ihren Verträgen stets ein Mysterium bleiben.

Jetzt haben die Bianco-Neri aus dem Kanton Tessino/Ticino den nächsten Österreicher im Visier: VSV-Verteidiger Bernd Wolf dürfte kommende Saison für die Truppe um Trainer Sami Kapanen verteidigen. Neun Saisonen lang war dort übrigens Stefan Ulmer engagiert, Bruder von Martin Ulmer, der ja vor wenigen Tagen seine Vertragsverlängerung in Villach unterzeichnet hatte. Die kam übrigens ebenfalls überraschend, der VSV dürfte bei den Verhandlungen wohl ein Ass aus dem Ärmel gezogen haben. Ulmer stand auch bei anderen Teams auf der Short-List.

Wolf gilt als "Schweizer"

Zurück zu Bernd Wolf. Der gebürtige Wiener spielt derzeit die zweite Saison für die Blau-Weißen. Zuvor durchlief er sieben Jahre den Schweizer Nachwuchs bei Bern. Mit 19 Jahren wurde er an SC Langenthal (NLB) verliehen, in der darauffolgenden Saison feierte er sein NLA-Debüt bei Bern. In der teilweise desaströsen VSV-Saison 2018/19 verbuchte Wolf elf Scorerpunkte und war trotz -11 nicht das Problem der Adler-Defensive. Im Gegenteil: Wolf war einer der Verlässlichsten im blau-weißen Aufgebot. Aufgrund einer langwierigen Verletzung (Bettruhe und Sportverbot) musste er für die A-WM in Bratislava absagen.

Der 22-Jährige hält sich dazu klarerweise bedeckt: "Es gab schon vergangene Saison Interesse von diversen Klubs, auch aus der Schweiz. Nächste Woche gibt es ein Gespräch mit dem VSV. Es ist alles offen", bekräftigt der Verteidiger, der aber die Gerüchte weder dementiert noch bestätigt. Fakt ist, dass der Vertrag mit den Villachern zwar bis 2021 läuft. "Aber es gibt eine Ausstiegsklausel für die NLA", sagt VSV-Vorstand Andreas Schwab, der jedoch auf ein Gespräch hinweist, das kommenden Mittwoch über die Bühne gehen soll. "Er ist ein sehr interessanter Spieler. Und wir würden ihn gerne weiterhin in Villach sehen."

Für den VSV wäre Wolf ein schmerzlicher Abgang, weil Österreicher. Für Lugano ein riesiger Plus-Punkt, da er über eine Schweizer Lizenz verfügt. Wie übrigens sechs der aktuell sieben heimischen Exports, die bei den Eidgenossen engagiert sind. Benjamin Baumgartner, Julian Payr, Dominic Zwerger, Fabio Hofer, Stefan Ulmer, Lugano-Torhüter Stefan Müller (und natürlich Herburger) gelten als Schweizer, Peter Schneider kämpft als einziger "echter" Import in der National League.

Im vergangenen Jahr wurde übrigens eine Erhöhung der Importspieler in der Schweiz abgelehnt. Wer aber lange den Nachwuchs durchläuft, erhält als unbezahlbaren Bonus die Schweizer Lizenz und zählt nicht als Ausländer (maximal vier Imports auf dem Spielbericht). Nun dürften die eidgenössischen Klubs alle ihre "alten" Lizenzspieler durchforsten und greifen dabei auch auf viele Österreicher zurück. Johannes Bischofberger verfügt übrigens ebenfalls über eine Schweizer Lizenz, sein Vertrag beim KAC läuft mit Saisonende aus.

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