Nach ein paar Wochen als Co-Trainer unter Fabian Dahlem wurde Gerhard Unterluggauer im Februar 2017 zum Cheftrainer von DEL2-Klub Heilbronner Falken bestellt. Heuer startete die Villacher Eishockey-Legende in seine erste Saison als Headcoach. Die Baden-Württemberger hinken in der Tabelle derzeit hinterher, konnten aber gegen Schlusslicht Bad Tölz (Andre Lakos) am Freitag beim 3:4 n. V. zumindest punkten.
Herr Unterluggauer, als Spieler standen sie oft in brenzligen Situationen auf dem Eis. Wie gehen Sie als Trainer damit um?
Es ist ein komplett anderes Leben. Als Spieler bekommt man gewisse Dinge gar nicht erst mit. Da kann man sich im Grunde einzig und allein auf die Geschehnisse auf dem Eis konzentrieren. Als Trainer kannst du es nie allen recht machen. Wenn jemand die Rolle nicht so erfüllt, wie du es dir vorstellst, muss man als Coach Konsequenzen ziehen. Im Trainerstab von Heilbronn sprechen wir oft über die unterschiedliche Sicht der Dinge.
Zu welchem Schluss gelangen Sie dann?
Wenn wir als Spieler über Eishockey das gewusst hätten, was wir nun als Trainer wissen - das wäre überaus wertvoll gewesen. Man sieht Entscheidungen, die einem als Spieler widerfahren sind nun komplett anders.
Wie finden Sie sich in Ihrem Job zurecht?
Es macht mir irrsinnig viel Spaß. Jeder Tag bietet eine neue Herausforderung. Bei mir gab es ja keine längere Entwicklung sondern ich war von Null auf 100 plötzlich mitten im Geschäft. Und bin für alles zuständig - Trainer und Sportdirektor in Personalunion. Allerdings bietet mir das eine umfassende Ausbildung und ist eine gute Schule. So lernt man gleich alles. Für mich war es neu, so viel Verantwortung zu tragen und dass meine Entscheidungen unmittelbare Auswirkungen haben.
In Heilbronn wird Ihnen aber nichts geschenkt. . .
Die Situation ist sicher nicht einfach. Wir haben zwar ein gutes Team, Kleinigkeiten stimmen aber noch nicht. Daran müssen wir arbeiten. Auch wenn die Resultate nicht passen, stimmen mich jedoch einige Statistiken zuversichtlich. Ich bin ein junger Coach und mache sicher auch Fehler. Aber daraus gilt es zu lernen.
Wie gehen die ansässigen Medien damit um?
Sie behandeln mich fair. Das Klima in Deutschland ist aber anders als in Österreich. Hier muss man ständig funktionieren. Ich versuche authentisch zu sein und beschönige nichts.
Der Weg vom Spieler zum Trainer - was war für Sie am Schwierigsten?
Man muss damit so schnell wie möglich abschließen, wie man selbst als Spieler gewesen ist. Ein Trainer darf nichts voraussetzen und muss seine Instruktionen auf das Einfachster herunterbrechen. Ansonsten fragen sich die Spieler: "Wovon redet der?"
Haben Sie zu Ihrer Arbeit bereits Feedback erhalten?
Andere Trainer haben meine Arbeit gelobt, speziell meine Idee vom Eishockey. Für mich zählen Aggressivität, Eislaufen und Speed. Es ist zwar eine alte Floskel - aber es braucht für ein Team Zeit, um zu wachsen. Auch bei uns. Schließlich habe ich in Heilbronn das halbe Team ausgetauscht.
Sie wissen nun selbst: Ein Trainer ist meistens das schwächste Glied der Kette. Wie nehmen Sie die Situation beim VSV wahr?
Der VSV ist beeindruckend in die Saison gestartet. Aber Villach ist eben Villach. Die Leute haben hohe Erwartungen, es gibt jedoch viele Faktoren für den Erfolg. Das sehen einige nicht. Die Top-Einheimischen spielen eben nicht in Villach. Das Finanzielle spielt dabei immer eine große Rolle, das darf man den Jungs gar nicht vorwerfen. Der Verein wird sich jetzt darum kümmern müssen, junge Österreicher zu bekommen. Auch auf die Gefahr hin, dass sie später reichere Klubs abwerben. Darauf müssen sich die Villacher einstellen.