Wer auf der Homepage der Philadelphia Flyers unterwegs ist, stößt immer wieder auf „Raffl Videos“. Können Sie sich erklären warum?
MICHAEL RAFFL: Mit mir wird’s eben nie fad (lacht). Ich bin in der Kabine so, wie ich beim VSV war. Hier sind alle Spieler immer so konzentriert und fokussiert. Ein bisschen Spaß muss schon sein. Das kennen die nicht. Aber eigentlich taugt es ihnen.

Langsam wird es in der NHL richtig ernst. Für die Philadelphia Flyers scheint es schwierig, das Play-off-Ticket zu lösen. Warum?
RAFFL: Wir haben die gesamte Saison zu viele knappe Partien verloren. Ob in der Verlängerung oder im Penaltyschießen. Auch die wichtigen Spiele gegen direkte Konkurrenten um die Play-off-Plätze haben wir leichtfertig aus der Hand gegeben.

Gibt es auch Positives, wenn Sie bilanzieren müssen? Sind Sie mit Ihrer Entwicklung zufrieden?
RAFFL: Es war ein weiteres Jahr in der besten Eishockey-Liga der Welt. Es gelang mir, mich wieder einen Schritt vorwärts zu bewegen. Alles funktioniert mittlerweile besser und schneller. Doch man darf sich niemals ausruhen.

Sie hat eine lästige Verletzung geplagt. Dazu kam eine schwere Erkrankung. Wie geht man damit als Sportler um?
RAFFL: Es war eine total schwierige Situation für mich. Ich habe noch nie zwei Partien am Stück krankheitsbedingt gefehlt. Bei so einer Lungenentzündung fühlt man sich komplett machtlos.

Sie mussten oft zwischen den Sturmlinien variieren, hatten dabei unterschiedliche Aufgaben. Ist es dadurch schwierig den Rhythmus zu behalten?
RAFFL: Man muss es nehmen, wie es kommt. Es hört sich zwar super an, mit den Top-Stars wie Claude Giroux und Jakub Voracek zu spielen. Aber sobald die einen Fuß aufs Eis setzen, schickt der gegnerische Trainer seine besten Verteidiger raus. Oder man spielt eben in einer defensiveren Linie gegen die besten Stürmer. Es bleibt keine Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Jeder hat seinen Job zu erledigen, sonst spielt sofort jemand anders.

Für den Fall, dass die Flyers das Play-off nicht erreichen: Werden Sie bei der Eishockey-WM in Prag einlaufen?
RAFFL: Klar würde ich gerne wieder im Nationalteam spielen. Vorausgesetzt natürlich, dass ich gesund bin. Das hat nach einer so langen Saison Vorrang.

Wie schätzen Sie die Play-off-Chancen von Michael Grabner und den New York Islanders ein?
RAFFL: Die haben heuer schon gezeigt, wie stark sie sind. Ihr Kader umfasst richtig gute Spieler und Jaroslav Halak (Islanders-Goalie, Anm.) hält sensationell. Ich glaube, dass sie im Play-off eine wichtige Rolle spielen können.

Und bei Thomas Vanek?
RAFFL: Minnesota muss einfach das Play-off erreichen. Da reicht ein Blick auf die Kaderliste . . .

Der VSV ist im Play-off gegen Red Bull Salzburg und ihren Bruder (Thomas Raffl, Anm.) ausgeschieden. Haben Sie das verfolgt?
RAFFL: Natürlich. Ich habe mir fast immer die Spiele via Livestream angesehen. Ob im Bus, im Flugzeug oder im Hotel.

INTERVIEW: MARTIN QUENDLER