Torwart zu sein, egal, in welcher Sportart, ist nicht leicht. Schon gar nicht im Eishockey. Abgesehen davon, dass über 30 Schüsse aufs Tor keine Seltenheit sind, müssen sowohl die körperlichen, aber vor allem auch die psychischen Voraussetzungen gegeben sein. Patzer sind verboten, jeder Fehler führt unvermeidlich zu einem Gegentreffer. Währenddessen ein Ungeschick eines Feldspielers wesentlich weniger ins Gewicht fällt.

"Die mentale Anstrengung ist für einen Goalie um ein Vielfaches höher als bei einem Feldspieler", erklärt Ex-VSV-Schlussmann Gert Prohaska. Betrachtet man die Anzahl der Spiele, die Sebastian Dahm und auch JP Lamoureux heuer bereits in den Beinen, aber auch im Kopf haben, haben die beiden bereits eine Mammutaufgabe hinter sich. Und die ist längst nicht mehr zeitgemäß.

Dahm absolvierte bisher 45 von 48 Grunddurchgangsspielen (93,75 Prozent), sein Gegenüber immer noch 41 Partien (85,42 Prozent). In anderen Topligen ist dieses Pensum undenkbar. Darcy Kuemper von Stanley-Cup-Sieger Colorado bestritt in der letzten Saison 69,51 Prozent der Spiele, Deutschlands regierender Meistergoalie Mathias Niederberger kam auf eine Quote von 66,07 Prozent. In der Schweiz, Finnland und Schweden verhalten sich die Quoten kaum über 70 Prozent.

"Durch die hohe Belastung sollte ein Keeper im Schnitt fast jedes dritte Spiel pausieren, vor allem im Hinblick auf das Play-off. Denn jetzt muss man die beste Leistung abrufen. Und das geht fast immer nur dann, wenn der Goalie körperlich und geistig ausgeruht ist. Was größtenteils in Österreich passiert, hat daher eher mit Old-School-Hockey zu tun", versteht auch Prohaska die nicht vorhandene Arbeitsteilung der Goalies bei KAC und VSV nicht. Es gibt jedoch auch positive Beispiele in der ICE-Liga. Salzburg etwa setzte Back-up David Kickert in 21 Spielen ein und auch Wiens "Zweier" Stefan Steen erhielt 20 Starts.