Es wirkte fast ehrfürchtig. Als die nagelneue Heidi Horten-Arena ihre Tore geöffnet hatte, traten die Menschen staunend und zögerlich ins Innere des Eisrinks. Und weil das gesamte Innenleben ausgemistet worden ist, gingen auch die alten Gewohnheiten, die Automatismen über die Bauphase verloren. Die Rotjacken-Fans mussten sich erst zurechtfinden. Und ähnlich erging es dem KAC in seiner Heimstätte.

Als die Rotjacken das erste Mal das Eis betreten hatten, wurden sie lautstark begrüßt. Goalie Sebastian Dahm jubelte ihnen ebenfalls zu - wohl ein Gänsehaut-Moment für den Dänen sowie seine Teamkollegen. Allerdings ebbte die Begeisterung der Rotjacken-Fans nicht ab, als die Linzer zum Aufwärmen auf das Eis gekommen sind. Martin Schumnig, KAC-Urgestein wurde mit Sprechchören und Transparenten würdig von "seinen" Anhängern empfangen.

Bevor allerdings das erste Bully eingeworfen worden ist, wurde jener Frau gedacht, die das alles erst ermöglichte: die verstorbene KAC-Mäzenin Heidi Goess-Horten, deren Name die neue Arena auch trägt. In ungewohntem Weiß begrüßten die Rotjacken die Black Wings Linz und die Partie startete in den ersten 20 Minuten turbulent.

109 Sekunden zeigte die Uhr, als der neue Eispalast völlig aus dem Häuschen war. Lukas Haudum brach links durch und zirkelte den Puck ins lange Kreuzeck. Ansatzlos. Doch die Antwort folgte auf dem Fuß infolge eines Doppelschlages. Erst verwertete Marco Brucker aus kurzer Distanz einen Rebound, dann zog Emilio Romig auf und davon - 1:2. Der KAC glich durch Obersteiner erneut aus und beinahe hätte Haudum (auffälligster KAC-Akteur) die Führung erzielt - Querlatte.

Vier Gegentore in 15 Minuten

Die Hausherren wirkten präsenter und spielerisch überlegen. Doch wieder wurden sie kalt erwischt. Stefan Gaffal zeigte sich im Powerplay eiskalt und einen langen Pass auf Michael Haga verwertete der Linz-Stürmer zum 2:4. Binnen 15 Minuten war dies der vierte Gegentreffer, den die Rotjacken in ihrer neuen Umgebung hinnehmen mussten. Zumindest gelang es Nick Petersen noch vor der Drittelpause zu verkürzen.

Besonders die Defensive muss einiges auf ihre Kappe nehmen. Paul Postma und Jesper Jensen Aabo sind erschreckend fehleranfällig, wirken unkonzentriert, sind schwach in Zweikämpfen und sorgen mit Fehlpässen für unnötige Unruhe. Vor allem im Powerplay nehmen sie anderen Eiszeit weg. Aber auch KAC-Goalie Sebastian Dahm erhält Tore, die so gar nicht zu ihm passen. Da zählt es auch nicht, dass viel Schnee auf dem Eis gegen Drittelende das Spiel beeinflusst hatte.

Nach dem ersten Abschnitt kamen die Rotjacken wieder mit neuen Dressen auf das Eis. Mit den regulären Auswärtsdressen. Und strukturierter, kompakter und dosierter in ihrer Spielweise. Die Rotjacken kamen zwar nicht in die Nähe eines Treffers, vermieden jedoch gleichzeitig ein weiteres Gegentor. Somit blieb dem Publikum genügend Zeit, die neue Hallenatmosphäre zu genießen.

Nach Wiederbeginn erhöhte der KAC die Schlagzahl und drückte auf den Ausgleich. Die Truppe von Linz-Trainer Philipp Lukas hielt aber gut dagegen, zeigte sich immer wieder brandgefährlich im Konter (vor allem wenn Jensen Aabo oder Postma auf dem Eis gestanden sind). Die Zeit lief erbarmungslos gegen die Rotjacken. Zwei Mal scheiterte Tičar trotz leerem Tor. Und so kam es wie es kommen musste. Koch wanderte auf die Strafbank, in einem langen Shift gelang es den Rotjacken nicht sich zu befreien und Brian Lebler setzte vor den Augen seines Papas Eddy Lebler den Schlusspunkt. Und irgendwie erinnerte das Spiel von der Symbolik her an die beiden Freiluft-Derbys, die der KAC gegen den VSV bekanntlich ebenfalls verloren hatte.

Fazit: Ein Sieg wäre zur Einweihung der Halle schön gewesen. Die neuen KAC-Becher an den Kiosken, die Rotjacken-Legenden zieren, sind ein nettes Detail. Zum Ärgernis vieler Zuschauer, zeigt der KAC allerdings die eigenen Treffer am neuen, teuren HD-Videowürfel nicht. Offenbar aus Angst vor einer Coaches-Challenge. Fragwürdig. Denn das bedeutet gleichzeitig, lieber bekommt man einen irregulären Treffer zugesprochen. Und das passt so gar nicht weder zum KAC, noch zur modernsten Halle Österreichs.