Marco Kasper ist längst in Schweden angekommen. Nicht nur was seine außergewöhnlichen Leistungen auf Europas wohl bestem Eishockey-Niveau betrifft. Unmittelbar nach seiner Gala beim 4:3-Sieg von Rögle gegen München in der Champions Hockey League (zwei Tore, ein Assist) wurde der 17-Jährige zum Interview gebeten. In fließendem Schwedisch folgten die Antworten des jungen Klagenfurters. Und zollt damit seiner vorübergehenden Wahlheimat Respekt.
Im Sommer 2020, als die Corona-Situation alles andere als stabil galt, verließ Kasper seine österreichische Heimat in Richtung Norden. Nach bereits zehn SHL-Spielen in der letzten Saison dürfte Trainer Cam Abbott heuer ab dem Start wohl nicht um das Talent aus dem KAC-Nachwuchs herumkommen. Vor allem nach seinen ersten beiden CHL-Aufstritten (vier Scorerpunkte). "Ich kann nur hart trainieren und immer mein Bestes geben. Ob ich dann U20 oder in der Ersten spiele entscheide nicht ich", lässt er ganz abgebrüht wissen.
Noch fällt er unter die Kategorie Junioren. Für seinen ersten Profi-Vertrag, der ihm gleichzeitig ein Mindestgehalt von etwa 1800 Euro netto sichert, fehlen ihm noch etwa zehn Minuten Eiszeit. Das nur ein Detail am Rande, das Kasper nicht lange allzu sehr beschäftigen sollte. Während in Österreich ein Gitterspieler jedoch für Aufsehen sorgen würde, gehören Spieler wie Kasper in einer der besten Ligen der Welt zum tagtäglichen Erscheinungsbild. So werden Kaspers Leistungen bei Portalen wie "Aftonbladet" oder "Expressen" zwar notiert, aber kein Lobgesang ausgestoßen. Auch um die Jungen vor zu intensivem medialen Wirbel zu schützen. "Es gibt hier so viele ausgezeichnete und junge Spieler. Eishockey hat in Schweden eben einen immensen Stellenwert", weiß Kasper zu berichten.
Im Duell gegen München, das aufgrund von Umbauarbeiten in der eigenen Halle in Halmstad stattgefunden hatte, komplettierte Kasper mit Ludvig Larsson und Philip Granath die vierte Angriffsformation. Nur nominell, denn produziert wurde mehr als die Top-Formation um Adam Tambellini (der aber sechs Sekunden vor Schluss einen Penalty zum Sieg verwandelte). Selbst im Powerplay wurde Kasper aufgeboten. "Es war eine richtig coole Partie. Wir haben stark gespielt, München war ein kräftiger Gegner. Und es macht Spaß, wenn bei so einem Spiel Fans dabei sind." Lob gab es danach natürlich von Trainer Abbott und seinen Team-Kollegen.
Ein Gedanke: "Besser werden"
Die kommende Saison könnte für Kasper richtungsweisend für seinen weiteren Karriereverlauf sein. Im NHL-Draft 2022 könnte er wie sein Freund und Rögle-Kollegen Thimo Nickl (2020 an 104. Position) ausgewählt werden. Kasper allerdings schiebt das Thema von sich weg: "Meine einzigen Gedanken drehen sich darum, besser zu werden. Ich muss körperlich zulegen, auf dem Eis spritziger und schneller werden sowie meinen Schuss verbessern. Also gibt es genügend zu tun." Ihm sei aber nicht entgangen, dass in Schweden die NHL-Scouts allgegenwärtig sind. Und die werden ihn früher oder später zu Interviews einladen.
Neben Schweden hätte sich im Vorjahr auch nordamerikanische Klubs sowie Colleges für Kasper interessiert. Für das Rotjacken-Talent stand allerdings Rögle, wo dank Eishockey-Gymnasium auch auf seine schulische Ausbildung viel Wert gelegt wird, den Vorzug. "Das war eine sehr gute Entscheidung. Hier wird die Entwicklung gefördert und gleichzeitig hart trainiert." Neben Nickl und Kasper ist in diesem Sommer mit Ian Scherzer ein dritter Kärntner nach Ängelholm übersiedelt. "Wir verbringen viel Zeit gemeinsam, gehen Essen und unterstützen uns. Nur bei FIFA21 gibt es keine Freundschaften", erzählt Kasper schmunzelnd.
Die Matura steht erst 2023 auf dem Programm. In dieser Zeit dürfte Kasper dem schwedischen Eishockey erhalten bleiben. Oder auch nicht? Viel wird jedoch beim jungen Klagenfurter davon abhängen, welche Entscheidungen die NHL-Klubs im nächsten Draft treffen.