Es war ein Nervenkitzel. Nicht nur der Play-off-Pick, so wird die Wahl des Viertelfinal-Gegners in der ICE Hockey League genannt. Die ersten drei Teams der Platzierungsrunde dürfen sich ihre nächste Hürde aussuchen, der Vierte (Wien) muss nehmen, was übrig geblieben ist. Aber der Reihe nach. Einige Tage erzählen so viele Geschichten, dass man sie am besten chronologisch aufarbeitet. Für den VSV war am späten Sonntag Nachmittag die Saison schon eher zu Ende, eine Meisterschafts-Fortsetzung war nach dem 1:4 in Dornbirn in weite Ferne gerückt. Ausgerechnet der Villacher Eigenbau-Torhüter Ali Schmidt behielt die Nerven und hievte die Blau-Weißen mit überragenden Paraden ins Play-off. Er war der letzte Strohhalm, zuvor siegte Linz in Graz mit 5:3. Und die Leistung seiner Vorderleute war lange keine Offenbarung.
Der KAC ließ auch bei seinem letzten Auftritt des verlängerten Grunddurchgangs keine Zweifel aufkommen. Fehervar wurde mit 4:2 bezwungen. Bozen, die Rotjacken und Salzburg standen in dieser Reihenfolge als Wähler fest. Die Südtiroler entschieden sich für Bratislava Capitals und untermauerten einmal mehr die These: die Anreise ist ihnen herzlich egal.
Und dann sprach KAC-General Manager Oliver Pilloni bestimmt die entscheidenden Worte aus, die nach Bozens Wahl auf der Hand gelegen sind: „Trainer, Spieler und ich haben uns dafür entschieden, den nach dem ersten Pick den am schlechtest platzierten Gegner auszusuchen: in diesem Fall ist es der VSV.“ Ein KAC, der nach System spielt, wählte also in dieser Art auch den VSV. „Wir schauen nur auf uns, wollen unser bestes Eishockey jetzt abrufen“, bleibt KAC-Kapitän Manuel Ganahl vage. Wer im Vorteil ist? „Wir wollen keine Favoritenrolle und auch nicht darüber sprechen. Der VSV ist stärker geworden und hat Selbstvertrauen getankt. Aber das haben auch wir.“ Somit stehen sich Klagenfurt und Villach erstmals seit der Halbfinale 2010/11 (4:1 für KAC) in einer Play-off-Serie wieder gegenüber. Erinngerungen dürften bei Thomas Hundertpfund, Martin Schumnig (verletzt) sowie Stefan und Manuel Geier bzw. Stefan Bacher wach werden, die vor zehn Jahren dieses Duell hautnah miterleben durften.
In einer ersten Reaktion meinte ein, noch vom Krimi in Dornbirn sichtlich gefesselter VSV-Trainer Rob Daum: „Ein leichter Vorteil für uns kann sein, dass wir uns seit 10 Spielen im Play-off-Modus befinden. Vielleicht kann das etwas für uns sprechen“ Und der Villacher Held des Tages ergänzte: „Wir waren zuerst irgendwie enttäuscht, weil ja keine Fans dabei sein können. Aber trotzdem ist es super, gegen den KAC im Play-off zu spielen“, so Schmidt. Auch wenn die bisherigen Saisonduelle für die Klagenfurter sprechen (3:1-Siege, 12:6-Torverhältnis), sieht der Keeper keinen Favoriten: „So etwas gibt es im Play-off nicht. Ok, vielleicht sind wir der Außenseiter, aber wir haben heuer schon gezeigt, dass wir gegen den KAC gut mitspielen können“, bekräftigt der 21-Jährige.
Damit war der wichtigste Teil des Viertelfinal-Picks in der ICE eigentlich vorüber. Salzburg wählte in der Folge noch Dornbirn und den Vienna Capitals blieb wie erwartet nur noch Fehervar übrig.