Ein Trainer, der eine längerfristige Karriere anstrebt und seinen Job behalten will, wählt seine Stationen sehr sorgfältig. Alexander Mellitzer kam in Klagenfurt immer wieder in die Verlegenheit, Suggestivfragen beantworten zu müssen. Und so fungierte der damalige KAC-Nachwuchstrainer 2014 als Übergangslösung von Stloukal zu Mason, und 2016 als roter Feuerwehrmann nach Mason-Rauswurf. Er konnte nicht ablehnen. Viele hätten sich den eloquenten, unbekümmerten Ex-KAC-Verteidiger als zukünftigen Headcoach gewünscht.
Doch Mellitzer bewegt sich auf diesem glatten Terrain smart. Und er erkannte, dass seine Trainerkarriere erst beginnt. Gemeinsam mit Peter Kasper (Vater von Marco Kasper) bildete er ein kongeniales Trainergespann. Dieses Team sorgte nicht nur für Erfolge auf dem Eis. Sie erteilten vielen Cracks eine gesamtheitliche Ausbildung, die einige von ihnen zumindest bis in die ICE Hockey League führen wird.
Einen persönlich wichtigen Schritt unternahm Mellitzer mit dem Traineramt bei den Heilbronner Falken (das den Sportdirektor inkludierte). Vergangenen Sommer übersiedelte er zu Langnau in die Schweiz. Eigentlich als U20-Trainer - bereits das gilt bei eidgenössischen Erstligisten als Ritterschlag. Schließlich sollen dort Spieler für die NL vorbereitet werden, sofern sie zukünftig Platz haben. Denn: Die Klub-Bosse haben kürzlich für eine Erhöhung der Imports auf sieben pro Verein (keine Lizenzschweizer - wovon auch einige Österreicher betroffen sind) gestimmt. Doch das letzte Wort scheint da noch nicht gesprochen.
Der gute Onkel
Mellitzer sorgte mit seiner Arbeit bei Langnau für Aufsehen. Immer wieder konsultierten ihn die Emmentaler, bei einigen Spielen des NL-Teams stand er sogar auf der Bank. Zuletzt verkündeten die SCL Tigers, dass er kommendes Jahr als Assistent von Jason O'Leary (vormals St. Pölten Akademie) werken soll. "Ein Teil meiner Aufgabe war es, für eine Verbindung zu sorgen. Nicht falsch verstehen: Ich bin nicht der gute Onkel für die Jungs. Aber ich erkenne Potenzial. Und jeder benötigt für den Schritt in die Erste jemanden, der ein gutes Wort einlegt." Der 41-jährige Klagenfurter soll jetzt einen Umbruch zu forcieren, der exakt darauf abzielt. "Der Vorstand ist auf mich zugekommen. Und ich fühle mich natürlich geehrt, mitgestalten zu dürfen", so Mellitzer.
In einer Klub-Aussendung erklärte SCL-Verwaltungsratspräsident Peter Jakob die Details: "Wir sind überzeugt, dass die Zukunft nur mit einer klaren und kompromisslosen Positionierung als ambitionierter Ausbildungsklub sportlich und wirtschaftlich erfolgreich gestaltet werden kann. Umso wichtiger ist es, die Weichen hierfür bereits zum jetzigen Zeitpunkt und auch unabhängig von der weiteren Entwicklung der Liga-Reform zu stellen." Weiters hält der Verein fest, dass mit dieser "Top down"-Ausrichtung von der 1. Mannschaft bis in die U9 der Ausbildungsgedanke zähle, sowie eine "Tigers DNA" gefestigt bzw. implementiert werden soll. Ein Konzept, dass sich so mancher heimischer Liga-Klub zu Gemüte führen könnte, anstatt jeden verfügbaren Groschen mit Imports zu verpulvern.
Die Zusammenarbeit mit O'Leary hat für Mellitzer bereits begonnen. "Er ist der gleiche Eishockey-Verrückte wie ich. Wir schreiben jetzt schon über Spieler, Systeme und so weiter. Möglich ist das alles, weil sich auch die Familie in der Schweiz wohlfühlt, betont der Klagenfurter. "Wir wohnen gleich neben der Eishalle. Die Kids stehen ständig auf dem Eis." Und das dürfte wohl dieser ominösen Langnau-DNA entsprechen.