Ein deutscher Philosoph sorgte für hitzige Gemüter. Wolfgang Eilenberger meinte unlängst, dass Fußball gar keine Stadionfans mehr benötige. Alles sei via TV und Internet erlebbar. Leere Arenen gehören mittlerweile zum gewohnten Bild. Leise besteht aber Hoffnung auf eine etappenweise Rückkehr. Besonders hart trifft das Sportarten, deren Überleben von Zuschauern gesichert wird. Wie beim heimischen Eishockey.
Mindestens ein Drittel der Etats stellt der Ticketverkauf dar. Auf eine alternative, flächendeckende und längst überfällige Vermarktungsschiene (Stichwort: Gamecenter, wo alle Spiele jedes Teams live zu sehen sind) wurde in der Vergangenheit teils zugunsten von Investitionen auf dem Spielermarkt verzichtet. Obwohl bereits 2014 über eine solche Plattform diskutiert worden ist. Später erarbeitete ServusTV/Red Bull Media House das sogenannte „Home of Hockey“. Doch so richtig konnten sich die Liga-Klubs nicht zum finalen Schritt durchringen, ihr mittlerweile für interne Zwecke verwendetes Gamecenter für Fans zu öffnen. Auch, weil dies die jeweiligen TV-Rechteinhaber bis dato nie zugelassen haben.
Zu einem Paradigmen-Wechsel hat offensichtlich die Corona-Pandemie geführt. So standen in den letzten Vorbereitungspartien nicht nur sportliche Tests im Fokus. KAC, VSV, Graz 99ers, Salzburg und Wien haben ein Streaming-Angebot zur Verfügung gestellt. Damit wurde ein neues Geschäftsmodell ins Leben gerufen – für jedes Spiel muss „Eintritt“ bezahlt werden. Auch um die Interessenslage zu überprüfen. Denn im Hintergrund bahnte sich ein Meilenstein an: TV-Rechteinhaber Sky scheint die Möglichkeit eingeräumt zu haben, jedes Meisterschaftsspiel auf Liga- und Klub-Seiten zu streamen.
Liga-Geschäftsführer Christian Feichtinger bestätigt auf Nachfrage diesbezügliche Entwicklungen: „Die an Sky verkauften Rechte wurden uns Anfang letzter Woche für die Zeit während Corona zur Verfügung gestellt. Klar ist, dass heuer weniger Zuschauer in die Hallen dürfen. So viele wie möglich sollen aber gerade jetzt Eishockey erleben.“ Neben den ohnehin vertraglich vereinbarten Partien, die auf Sky und Puls24 ausgestrahlt werden.
Sky verzichtet auf Exklusivität
Auf der Agenda steht, dass alle Klubs auf Linie gebracht werden sollen, um Streams zu einem gewissen Standard anbieten zu können. KAC, Salzburg und Wien verfügen seit Jahren über eine funktionierende Infrastruktur. Bozen und Fehervar verfügen über TV-Partner. Graz benötige kleine Adaptionen. Dornbirn, Innsbruck oder Villach müssen Investitionen vornehmen. „Es könnte auch ein Ein-Kamera-Stream sein“, verrät Feichtinger. Möglich ist das aber nur aufgrund der Unterstützung von Partner Sky. Denn eigentlich zielt die Philosophie des Pay-TV-Anbieters auf Exklusivität ab. Feichtinger: „Das ist ein riesengroßes Entgegenkommen. Es sorgt dafür, dass unser Produkt sichtbar ist und bleibt und Sponsoren wahrgenommen werden.“
Im Hintergrund laufen derzeit die Verhandlungen zu wichtigen Fakten: Ob die Spiele gratis zu sehen sein werden oder ob bezahlt werden muss, scheint noch nicht geklärt. Auch der Zeitpunkt ist offen: „Zum Liga-Start schaffen wir es noch nicht. Aber wir sprechen momentan von Wochen, nicht von Monaten“, lässt Feichtinger wissen. Aus technischer Sicht verfüge die neue Homepage bereits über die nötigen Voraussetzungen für ein Streaming-Angebot. „Das kann Stück für Stück dazugeschaltet werden.“
Die Devise der Liga ist jedenfalls klar: Eishalle, Wohnzimmer oder Smartphone – Hauptsache Eishockey.