Wie eine Legende entsteht? Außerordentliche Fähigkeiten, die Aura eines Unbesiegbaren, enorme Popularität, ein wenig Geheimniskrämerei und ein unvermuteter Abgang. Torhüter Lars Haugen hat nun den KAC endgültig verlassen und ist in seine norwegische Heimat zurückgekehrt. Der Grund dafür? Seine Familie, mit der er ein neues Heim bei Oslo erschaffen hat. Und so hat Haugen das Kapitel in Klagenfurt für sich abgeschlossen. "Es fühlt sich gut an. Vergangene Woche war Schlüsselübergabe für unser neues Haus. Das ändert aber nichts daran, dass die Entscheidung schwierig gewesen ist. Ich liebte es in Klagenfurt", lässt der 33-Jährige wissen.
2018 konnte Haugen von den Rotjacken direkt von Färjestad (SHL) verpflichtet werden. Und legte eine fabelhafte Saison hin. Mit famosen Paraden und seinem obligatorischen Purzelbaum nach jedem Sieg setzte er die Fans in Ekstase resp. ließ die Gegner verzweifeln. Im Play-off 2019 legte er nochmals zu und war zu einem großen Teil dafür verantwortlich, dass der KAC die Trophäe für den 31. Meistertitel in der Klubgeschichte stemmen durfte.
Aus welchem Holz Haugen geschnitzt ist, unterstreichen die Anekdoten, für die er binnen kürzester Zeit gesorgt hatte. Dem unvergessenen Björn Skaare, seinem norwegischen Landsmann der 1981/82 das Rotjacken-Trikot überstreifte, zollte er auf seiner eigens kreierten Torhüter-Maske Tribut. "Leider brach der Helm und ich musste lange Zeit eine schwarze Maske tragen. Erst gegen Ende der Saison erhielt ich eine neu-designte." Mitstreiter und Kabinenkollegen schwärmten aber vor allem von der unaufgeregten Art, seiner Kameradschaft (etwa als Madlener den Vorzug erhalten hatte) und seiner vorbildlichen Einstellung.
Sein ganz spezielles Markenzeichen waren aber die Purzelbäume. Haugen: "Angefangen hat das bei einem der ersten Spiele in Salzburg. Dann haben es die Fans eingefordert. Es hat Spaß gemacht, mit ihnen auf diese Art zu feiern. Sie haben mir sehr viel Energie gegeben." In 73 Spielen für die Klagenfurter verhalf er zu 49 Siegen, in 15 Partien lieferte er ein Shut-out. Die Statistik: 1,80 Gegentorschnitt und 92,86 Prozent Fangquote - Haugen zählte in jedem Fall zu den besten Torhütern der KAC-Geschichte.
Während des Play-offs erhielt er den Namen "Hulk Haugen". Den Beinamen hatte der Keeper aber schon länger. "Als ich ein Kind war, nannte sich der stärkste Mann Norwegens so. Er hieß auch Haugen. Irgendwann erinnerte sich jemand daran", erzählte er schmunzelnd.
Schleichendes, unwürdiges Ende
Sein Ende in Klagenfurt erfolgte schleichend, fast unspektakulär. Im Herbst setzte ihm eine Formkrise zu. Später fand er zu gewohnter Stärke, erlitt aber eine Gehirnerschütterung. Von den Nachwehen erholte er sich nie richtig. "Es war irgendwann klar, dass ich nicht mehr in der nötigen Top-Form spielen kann. Im Gespräch mit Oliver Pilloni (General Manager des KAC, Anm.) haben wir uns geeinigt, dass ich abgemeldet werde. Ich sagte zu ihm, dass er einen Ersatz für mich benötigt." Für Haugen wurde jedoch der Schwede Jhonas Enroth verpflichtet, der höchstens als sündteurer Totalausfall in den Rotjacken-Chroniken Erwähnung finden darf.
Das Gesamtbild, das Haugen hinterlässt, wirkt trotz fluchtartigen Abgangs irgendwie stimmig. In Norwegen setzt er seine Karriere beim Erstligisten Manglerud in Oslo fort. Damit bleibt er auch in der Nähe seiner Familie (Ehefrau Mariann, Sohn Magnus). "So lange es Spaß macht, werde ich weiterhin Eishockey spielen", sagt Haugen.
Der "Mythos Lars Haugen" wird in Klagenfurt unverrückbar mit dem Meistertitel 2019, starken Leistungen auf dem Eis, mit hervorragender Einstellung, mit unheimlich viel Fan-Sympathie und einfach einer tollen Zeit haften bleiben. "Sobald es erlaubt ist, werde ich nach Klagenfurt kommen", verspricht Haugen seinen Fans.