Die mentale Stärke der KAC-Spieler im Play-off war bisher Extraklasse. In den bisherigen sechs Partien gingen die Klagenfurter drei Mal in die Verlängerung und drei Mal verließen sie als Sieger das Eis. Zuletzt am Freitag beim viertlängsten EBEL-Spiel in der Geschichte.
Liivik hitzig
In der 97. Minute war es Siim Liivik, der mit dem einzigen Treffer des Abends für die Entscheidung sorgte. Nach dem Treffer fuhr der Finne auf Oliver Setzinger zu und attackierte den Graz-Kapitän verbal. „Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, was ich ihm gesagt habe. Es war schon einiges, es ist einfach ein Teil meines Spieles“, erklärt Liivik, der in seiner Heimat unter den Namen „Markasimo“ auch als Rapper bekannt ist.
Im Grunddurchgang wurde der Finne oft hinterfragt, ob seine Position nicht auch ein einheimischer Spieler bekleiden könnte. Da sein Stil nicht durch Brillanz oder feine Technik glänzt, sondern durch intensive Arbeit, harte Checks und Stichelein, die dem Gegner nicht schmecken. Alles auf dem Eis wird dem Mannschaftserfolg untergeordnet. Diese Qualitäten können in der entscheidenden Phase der Meisterschaft Gold wert sein. „Ich liebe das Play-off, da kann ich meine Stärken ausspielen, sind viele Emotionen mit im Spiel“, sagt Liivik. Diese Liebe spiegelt sich auch in der Statistik wider. Mit einem Tor und drei Assists liegt er teamintern auf Rang sechs. Wobei er mit seinen Linienkollegen Marcel Witting und Niki Kraus die Aufgabe hat, den Gegnern das Leben so schwer wie möglich zu machen.
Schnelle Reaktion
Liivik hätte fast nicht zum Helden in Spiel eins mutieren können, wenn da nicht Clemens Unterweger in der ersten Verlängerung eine unglaubliche Rettungstat vollbracht hätte. Zintis Zusevics hatte das leere Tor vor sich, war gedanklich wohl schon beim Jubeln, als der KAC-Verteidiger in aller höchster Not gegen einen seiner besten Freunde die Entscheidung verhindern konnte. „Im Sommer war ich ihn in Lettland besuchen, wir haben in Graz wirklich viel gemeinsam unternommen“, erzählt Unterweger und fügt hinzu: „Nach der Partie hat er nicht die nettesten Worte für mich gefunden.“
Diese sind heute schon wieder vergessen, wenn die Grazer in der Stadthalle gastieren. Die Steirer haben schon lange nicht mehr auf Klagenfurter Eis verloren, konnten die letzten sieben Begegnungen für sich entscheiden. „Wir müssen ihnen wieder Zeit und Raum wegnehmen und hinten kompakt stehen, dann sollte es auch heute klappen“, meint Unterweger. Die 99ers knabbern an der Chancenauswertung, konnten Lars Haugen schon 171,23 Minuten kein Tor mehr schießen. Der Norweger agierte am Freitag wieder in Höchstform, war der gewohnt starke Rückhalt. „Als Team haben wir vieles richtig gemacht. Natürlich gibt es Bereiche, in denen wir uns noch verbessern können und werden, aber wir sind eine kompakte und geschlossene Einheit, das steht fest“, sagt der 32-Jährige.
Rückkehr
Diese kompakte Einheit dürfte heute eine weitere Verstärkung erhalten. Robin Gartner hat seine Verletzung überwunden, absolvierte gestern wieder eine intensive Trainingseinheit auf dem Eis. Da war zur Überraschung auch Johannes Bischofberger dabei, der aber noch ausfallen wird.
Mario Kleinberger