Wenn der Ferragosto die flächendeckende Urlaubszeit einläutet, ebbt die Geschäftigkeit in Italien rapide ab. Dann ist es völlig egal, ob in der Mannschaft des HC Bozen enorme personelle Lücken klaffen oder die Kaderlisten der EBEL-Konkurrenten bereits prall gefüllt sind. Es ist usus geworden, dass die Südtiroler ihr Team den Sommer über komplett umbauen (müssen).

Bozen gilt mittlerweile als primäre Anlaufstelle von nordamerikanischen Cracks, die in Europa Fuß fassen wollen. Und ihrer Rolle als Sprungbrett sind sich die Italiener bewusst. Selbst wenn es schmerzen mag, dass Entdeckungen nach einer Saison das Weite suchen. Aber: „In der Gehaltspolitik findet mit uns kein Bieterstreit statt“, hält Team-Manager Markus Meraner unmissverständlich fest. Nach wirtschaftlichen Turbulenzen infolge unvorhergesehenen Meisterprämien durch den sensationellen Titelgewinn 2014, herrscht in Bozen wieder finanzielle Stabilität. Mehr noch: Ihr Budget dürfte ins EBEL-Mittelfeld gerückt sein. „2,5 Millionen Euro“, beziffert Meraner die Mittel.

Präsident und Sportdirektor Dieter Knoll lässt es sich jedoch nicht nehmen, höchstpersönlich jeden Sommer den Markt zu durchkämmen. „Es ist sein Hobby, Spieler zu suchen, die zu uns passen. Er hat 30 Jahre Erfahrung. Seine guten Kontakte muss ich nicht extra erwähnen“, schildert Meraner. Bozen greift dabei auf Spieleragenturen zurück, die in Österreich weniger präsent sind. David Imonti mit Ex-EBEL-Profi Frank Banham beispielsweise. Ron Chipperfield, der eine der größten Agenturen Nordamerikas betreibt, sollte hingegen auch in Österreich ein Begriff sein.

Eingeschlagen haben mit ihrer Torgefährlichkeit heuer Alex Petan und Späteinkauf Mike Halm. Mit Ex-Innsbrucker Austin Smith haben sie bislang sagenhafte 62 Scorerpunkte gesammelt. Ihnen sollte heute die höchste Aufmerksamkeit des KAC (ohne Regehr, Robar, Harand, Strong sowie Manuel Geier) gelten.

Trotz dieser starken Einkäufe dürften Knoll, Meraner & Co. mit der sportlichen Situation nicht zufrieden sein. So war zum Saisonstart die Rede, dass heuer der „stärkste HCB aller Zeiten“ in der EBEL zu sehen sein wird. Trainer Pat Curcio geriet in die Kritik. Der Klub beschwichtigt: „Es braucht bei einem komplett neuen Team eben Zeit, bis sich alle akklimatisieren“, so Meraner. Allerdings wird es irgendwann auch in Bozen frostig. Spätestens dann, wenn „Dolcefarniente“ zu lange ausgereizt wurde.