Es gibt Rennpferde im Eishockey. Zumindest bezeichnen sie einander selbst so. Damit sind Spielertypen gemeint, die es kaum erwarten können, das Eis zu betreten und Tore zu schießen. Es tut ihnen im Herzen weh, wenn ihnen dies aus diversen Gründen verwehrt bleibt. Einer solcher Typen ist Rotjacken-Torjäger Jamie Lundmark. Man glaubt ihm, ohne mit der Wimper zu zucken, wenn er zähneknirschend meint, dass es hart gewesen sei, als er in die Zuschauerrolle schlüpfen musste. Über Details dazu schweigt er sich in weiser Voraussicht hingegen aus: „Oberkörper“, so sein Kommentar. Zugezogen dürfte er es sich im Testspiel gegen Bystrica haben. Wenig verwunderlich: Beim 5:3-Sieg gegen die Slowaken in Marburg erzielte er einen Treffer.
Ähnliche Erwartungen hegt KAC-Trainer Steve Walker erst gar nicht. Auch wenn er weiß, dass die Chancenauswertung zu Wünschen übrig lässt. Mit einer Torausbeute von 6,58 Prozent aller Schüsse rangieren die Rotjacken, die mit 228 Torschüssen die meisten aller EBEL-Teams abgegeben haben, am Ende. „Wir werden Jamie nicht unter Druck setzen. Seine Pause war fast ein halbes Jahr. Es muss Zeit sein, dass er zu seinem Spiel findet“, stellt Walker klar.
Hohes Tempo und Timing
Ein einzelner mag zwar Tore schießen, doch Siege schafft nur ein Team. Und so impfte der Kanadier auch diese Trainingswoche vermehrt Spielzüge ein. „Es waren ständige Wiederholungen, die auf Timing abzielen“, schildert Walker, der dabei auf überfallsartige Angriffe setzt. „Fast alle Teams bewegen sich in der neutralen Zone gleich. Wir wollen, dass uns die Flügel mit hohem Tempo Räume öffnen“, erklärt er, um hinzuzufügen: „Das ist etwas anders als letztes Jahr und dauert daher eine Weile, bis es in Fleisch und Blut übergeht.“ Genau vor dieser Problematik steht nun auch Lundmark.
Einerseits fehlt es ihm an Spielpraxis und zusätzlich wird eine neue taktische Haltung abverlangt. Doch die Qualitäten dieses Pferdes liegen nicht nur auf der Rennbahn, sondern auch im Stall. „Führungsqualitäten“, beschreibt Walker, was er heute gegen Linz liefern kann. So sieht es auch der Routinier selbst. „Ich will in erster Linie meinem Team helfen.“ Und dafür wird der KAC-Torjäger an der Seite von Thomas Koch und Stefan Geier stürmen. Fehlen werden hingegen Jon Rheault und Richie Regehr.
Lundmark wäre aber kein Rennpferd, wenn er nicht wüsste, wann es zu beschleunigen gilt. Oder wann eher ein langer Atem gefragt ist.