Langsam naht der Schulbeginn. Für viele 17-Jährige ist es der letzte Sommer gewesen, ausgiebig das süße Nichts-Tun zu genießen. Dem Schweden Rasmus Dahlin dürfte dies fremd sein. Seit seiner Kindheit in Trollhättan, einer 48.000-Einwohner-Stadt ungefähr eine Autostunde nördlich von Göteborg, feilt er an seiner Karriere als Eishockey-Profi. Er gilt als heißeste Aktie unter dem Wappen der Tre Kronor und als große Hoffnung der Eishockey-Nation Schweden.
Seit Jahren wird die Entwicklung des 1,89-Meter-Verteidigers unter die Lupe genommen. Das Urteil ist immer und immer wieder einhellig: Mitspieler und Trainer, Analysten und NHL-Scouts sowie Journalisten weltweit stimmen unübliche Lobgesänge an, wenn er auf dem Eis seine Darbietungen abliefert. Sie alle prophezeien ihm, demnächst einem prestigeträchtigen Kreis anzugehören. Wo Sidney Crosby, Mario Lemieux oder eben Landsmann Mats Sundin bereits warten – in der Liste der Nummer-eins-Picks des NHL-Drafts.
Jüngster Debütant seit 1960
Wie in den letzten Jahren von den Top-Talenten Auston Matthews, Patrik Laine oder Nico Hischier vorexerziert, erlebte auch Dahlin die vergangene Saison im Profi-Eishockey. Vor zwei Jahren übersiedelte der Verteidiger vom HC Lidköping (wo er mit 14 Jahren bereits gegen Erwachsene gespielt hatte) zu Frölunda Indians nach Göteborg. Ein Youtube-Video zeigt ihn gegen Erstligisten Brynäs, als er die komplette gegnerische Mannschaft austanzt und den Puck schließlich im Tor versenkt. Sogar Joel Lundqvist, der ansässige Kapitän und Zwillingsbruder von New-York-Rangers-Goalie Henrik Lundqvist, zeigte sich begeistert. „Ich habe noch nie mit einem größeren Talent gespielt“, entfuhr es dem dreifachen Weltmeister. Mit seiner späteren Einberufung ins Drei-Kronen-Team war er während der WM-Vorbereitung der jüngste Debütant seit den 60er-Jahren.
Besonders auffallend ist jedoch, dass sich die mit Weitblick agierenden Schweden auf die Produktion von defensiven Kräften fokussiert haben. Dahlin wird beispielsweise als beweglicher Zwei-Wege-Verteidiger beschrieben, dessen große Stärke an der blauen Linie angesiedelt ist. Vergleichbares Spieler-Material kann Österreich seit über zehn Jahren nicht mehr vorweisen.
Mit Frölunda trifft Dahlin heute in Klagenfurt ein. Am Donnerstag gibt es im Champions-Hockey-League-Duell gegen den KAC (ab 19.30 Uhr) die einzigartige Chance den Draft-Kandidaten live auf die Kufen zu blicken. Bevor der Schwede sein letztes Schuljahr in Schweden beginnt. Denn die Abschlussprüfung steht ihm wohl in der NHL bevor.