Achterbahnfahrten drücken nicht nur auf den Magen, sondern auch auf das Gemüt. Die abrupten Stimmungswechsel plagten die Rotjacken bereits während der gesamten Saison. Kaum schien sich ein positiver Trend abzuzeichnen, erfolgte eine Vollbremsung. Eine Form des sportlichen Masochismus? Möglich. Denn einige Spieler geben zu, dass ohne all diese Demütigungen darauffolgende Kraftakte kaum denkbar gewesen wären. Zumindest erklärt das, warum der KAC, der vor wenigen Tagen noch sang- und klanglos gegen den VSV untergegangen ist, nur 72 Stunden später in Villach zurückschlagen konnte. Doch es steckt noch mehr dahinter:

Spielverlauf. Ein Spiel wird nie in den ersten Minuten entschieden. Ausnahmen bestätigen die KAC-Regel. Lediglich fünf Mal gelang es den Rotjacken vor heimischer Kulisse, ein 0:1 in einen Sieg zu verwandeln. Einen neuerlichen Rückstand nach 69 Sekunden hätte der KAC wohl nicht verkraftet. In Villach kontrollierten sie hingegen zwei Drittel des Spiels. Wobei der VSV sein Niveau hoch hielt, die Rotjacken in einigen Situationen das Glück erzwungen hatten.

Torhüter-Leistung. Egal, welcher der drei KAC-Goalies zwischen den Pfosten gestanden war, er erwies sich nicht immer als Rückhalt. In Villach zeigte Bernd Brückler jedoch seine beste Saisonleistung. Er blieb zwar anfällig für Nachschüsse, doch dieses Mal ließen ihn zumindest seine Kollegen nicht im Stich.

Einstellung. Von wegen Achterbahn. In einigen Partien wirkten die Mienen versteinert wie nach einem Geisterbahn-Besuch. In Villach war wieder Energie statt Lethargie spürbar. „Die Mannschaft zeigte Spannung. Schon vor der Partie“, meinte KAC-Trainer Alexander Mellitzer.

Spielstil. Der dritte, teils gelupfte Pass im Spielaufbau lässt nicht nur Mellitzer erstarren. Dass hingegen bei geradliniger Spielweise Tore fallen können, hat Thomas Koch beim 1:0 in Villach bewiesen. Die Rotjacken trafen viele richtige Entscheidungen. Bei den Toren wie auch in der Defensive. Angriff bleibt beim KAC aber die beste Verteidigung.

Fan-Kulisse. In Villach peitschte ein prall gefüllter KAC-Sektor das Team an, sorgte für unvergleichliche Stimmung. Spätestens die zwölfte Heimniederlage dürfte die Atmosphäre in Klagenfurt vergiftet haben. Eine breite Rückendeckung des Heimpublikums fehlt hier seit Jahren.

Abzuwarten bleibt, welchen Streckenverlauf die Achterbahn heute gegen Laibach nimmt. Auf Prognosen sollten selbst kühnste Optimisten verzichten. Sogar, wenn die Slowenen mit einer halben Junioren-Auswahl (insgesamt 18 Kaderpunkte) anreisen.

MARTIN QUENDLER