Wir blenden zurück, fast schon in die Steinzeit des Klagenfurter Eishockeys. Zumindest zurück zum Anfang der fast unverrückbaren Glanz-Ära des KAC. 1959 wurde mit der Eröffnung der ersten Kunsteisbahn in der Stadthalle Eishockey zum gesellschaftlichen Fixpunkt. Und 1963 begann der große KAC-Erfolgs-Run, mit elf Meistertiteln in Folge (1964-1974). In dieser Zeit machte der KAC auch auf internationaler Bühne Schlagzeilen. In Klagenfurt gastierten Lausanne, Langnau, Dynamo Weißwasser – und der finnische Meister Tampere wurde mit 4:2 besiegt (1960). In dieser Zeit hatte der KAC europäische Klubs der Extraklasse auf seiner „Abschussliste“. Es waren die Zeiten eines Tom Lemon, Guy LaFrance oder Dieter Kalt senior. Und ein gewisser blutjunger Sepp Puschnig schnupperte in der dritten Sturmreihe.

1965/66 stand erstmals der Europacup auf dem Programm, der Meisterpokal, der Vorläufer der Champions League. Der HC Bern wurde in vier Spielen eliminiert (10:3 in Klagenfurt!) danach Ungarns Meister Budapest. Im Semifinale war gegen Brünn Endstation, ebenso 66/67.

In dieser Formation trat der KAC 1969 im Europacup- Finale gegen ZSKA Moskau an. 3. Reihe von links: Koch, Wahlsten, Kenda, Schager, Gasser, H. Kakl. 2. Reihe von links: Del John, Possarnig, Samonig, Kaonpää, Schupp, Kalt. Vorne: Puschnig, Felfernig, Pregl, Golob, E. Romauch, W. König.
In dieser Formation trat der KAC 1969 im Europacup- Finale gegen ZSKA Moskau an. 3. Reihe von links: Koch, Wahlsten, Kenda, Schager, Gasser, H. Kakl. 2. Reihe von links: Del John, Possarnig, Samonig, Kaonpää, Schupp, Kalt. Vorne: Puschnig, Felfernig, Pregl, Golob, E. Romauch, W. König. © KK/KAC-ARCHIV

1967/68 war der KAC längst zu einem international anerkannten Klub avanciert. Mit zwei knappen Niederlagen (jeweils 5:6), wieder gegen ZKL Brünn, kam man auch übers Semifinale nicht hinaus. Aber 1968/69 holten die Rotjacken zum ganz großen Wurf aus. Neben Stammspieler Del John holte man aus Finnland Rejo Hakanen, aus den USA Don Ross. Über richtige Eishockey-Schlachten gegen den EV Füssen und La Chaux de Fonds, der Nummer-eins-Klub in der Schweiz, mit einem überragenden Charly Pregl im Tor, kam es zu einem unvergesslichen Finale gegen ZSKA Moskau.

Die Partien am 11. und 12. Oktober 1969 galten als „Spiele des Jahrhunderts“. ZSKA war das Größte im europäischen Klub-Hockey, 14-facher UdSSR-Champion. Gleich zehn Mann aus dem WM-Team, die Stars von damals waren Alexander Ragulin, Anatoli Firsow, der junge Tormann Wladislaw Tretjak und natürlich die Paradeformation der „Sbornaja“, des Nationalteams, mit Boris Michailow, Wladimir Petrow und Waleri Charlamow, der 1981 auf der Rückreise aus dem Urlaub bei einem Autounfall ums Leben kam. „Sein Talent war von Gott gegeben“, beschrieb später Tretjak das Spiel von Charlamow. Petrow und Michailow sind heute nach vielen Jahre im russischen Verband im Ruhestand.

Das erste Spiel ging mit 1:9, nicht zweistellig, verloren (Torschütze: Romauch), das zweite mit 3:14 (Tore: Puschnig, Samonig, Kalt). Auf europäischer Ebene wurde es in Folge ziemlich still. Es gab nur zaghafte Versuche. Alpencup, Continentalcup. Die Champions Hockey League soll wieder für Furore sorgen.

GERHARD HOFSTÄDTER