In Personalfragen betreffend KAC-Defensive herrschte zuletzt beinahe Stillstand. Hinter den Kulissen trägt der Grund aber einen Namen: Lubomir Visnovsky. Seit zwei Monaten verhandeln die Rotjacken mit dem NHL-Star. Bis vor wenigen Wochen stand der 38-jährige Slowake sogar noch mit den New York Islanders des Villachers Michael Grabner im Play-off. Ehe ein harter Check von Washington Capitals-Stürmer Tom Wilson den beweglichen Verteidiger am 21. April außer Gefecht gesetzt hatte. Davor spielte der Slowake in der ersten Powerplay-Formation und wurde als dritter Verteidiger eingesetzt. Aber für Visnovsky sollte es nach dieser Attacke die letzte NHL-Partie gewesen sein.

Rückblick: Mitte März schrillten beim KAC die Alarmglocken. Es wurde bekannt, dass Visnovsky nach 14 Saisonen, 911 Spielen, 128 Toren, 375 Assists und +45 der besten Eishockey-Liga der Welt den Rücken kehren wird. Er wolle zurück nach Europa, um in der Nähe seiner Heimat Eishockey zu spielen. Etwa zeitgleich mit Bekanntwerden dieser Wechsel-Ambitionen weilte KAC-Vorstand Johannes Schwaiger in New York und führte die ersten Gespräche mit Visnovsky. Der Slowake zeigte sich über den KAC sowie Klagenfurt bestens informiert. Und begeistert. „Das Gefühl war sofort positiv“, berichtet Manager Oliver Pilloni, betont aber zugleich: „Es geht ihm nicht ums Geld.“ Kein Wunder. Denn auf Long Island verdiente der 38-Jährige vergangene Saison rund 6 Millionen US-Dollar. Was erst wie ein Eishockey-Märchen geklungen hat, wurde schnell zur Realität. Und die Verhandlungen intensivierten sich.

Jegliche Skepsis seines Alters betreffend lösten sich aus dem Tenor der positiven Rückmeldungen in Luft auf. Denn selbst in der NHL stach der Slowake mit seiner hohen Spielkultur hervor. „Ein unglaublich starker Eisläufer mit toller Übersicht und hartem Schuss“, attestieren ihm auch einzelne österreichische Team-Cracks, die ihn schon bei der Eishockey-WM 2011 beobachten konnten. Außerdem: „NHL-Spieler unter 30 Jahren sind für die EBEL ohnehin Utopie“, erklärt Pilloni.

Von seiner Gehirnerschütterung hat sich Visnovsky mittlerweile erholt (die Ärzte erteilten ihm grünes Licht). Kommende Woche wird der Slowake in Klagenfurt eintreffen und seine Wohnung am Wörthersee inspizieren. Eine mündliche Zusage für einen Zwei-Jahres-Vertrag soll seitens des NHL-Verteidigers bereits erfolgt sein. Damit würde er legendären Rotjacken wie Jan Mertzig, Dave Emma, Richard Zemlak, Dave Shand, Jim McGeough folgen. Sie sind ebenfalls direkt aus der NHL nach Österreich gewechselt. Keiner davon spielte dort jedoch so eine tragende Rolle wie Visnovsky.

Grabner: "Er ist extrem gut"

Drei Saisonen haben Michael Grabner und Lubomir Visnovsky gemeinsam bei den New York Islanders verbracht. Mehrere Treffer des schnellen Stürmers hat der Routinier in diesen drei Jahren vorbereitet. Der Villacher, der seit knapp zwei Wochen wieder auf Heimaturlaub mit seiner Familie in Kärnten ist, kann über den slowakischen Routinier nur das Beste berichten. „Bei den Islanders war er in der heurigen Saison der Nummer-eins-Verteidiger im Powerplay“, erzählt Grabner.

Der 27-Jährige ist überzeugt, dass Visnovsky, der verheiratet ist und zwei Kinder hat, mit Abstand der beste Verteidiger in der Liga sein wird. „Lubomir kann noch mehrere Jahre in Österreich spielen und wird zu den Ausnahmekönnern gehören.“

Beeindruckt ist der Villacher auch vom Auftreten des 38-Jährigen auf und abseits der Eisfläche. „Er ist ein super Kerl, der extrem gut Eishockey spielen kann. Lubomir hat eine total nette Art, sein Wort zählt auch in der Kabine etwas“, erzählt Grabner. Er war es auch, der ihm die österreichische Liga empfohlen hat. „In der EBEL geht es nicht annähernd so körperbetont wie in der NHL zu, daher ist es für ihn die optimale Liga“, so der Kärntner, der sich vor seiner Rückreise aus den Vereinigten Staaten bei einem Spezialisten in St. Louis an der Leiste operieren ließ. Der Heilungsprozess verläuft super, Grabner hat keine Schmerzen.

MARTIN QUENDLER, MARIO KLEINBERGER