Die Schweizer kennen keinen Neid. Es sei eine Unart, eine Charakterschwäche, mit der man sich nicht umgeben möchte. Und wohl genauso neidlos musste der KAC anerkennen, dass die ZSC Lions, die wohl noch zwei Gänge zulegen hätten können, Eishockey in einer anderen Liga vollführen. Mit einem klaren 5:1 fegten die Zürcher hinweg. Vielen Zaungästen stand dabei ein Staunen über die gezeigten Künste ins Gesicht geschrieben. Für die eisläuferische Qualität, das Spielverständnis, die Geradlinigkeit – dafür ist die Spielweise der Schweizer bekannt. Doch auch die Scheibenbehandlung, die Übersicht, die Technik sieht man hierzulande nur selten. Beim letzten Duell 2017 kurvte Pius Suter (jetzt Vancouver Canucks) durch den Klagenfurter Rink. Und vielleicht wird einer jener ZSC-Akteure ebenfalls bald in der NHL zu bewundern sein.
Unter all diesen Vorzeichen starteten die ersatzgeschwächten Rotjacken (u.a. ohne Bischofberger, Maier als Stürmer) nervös, fast hektisch in die Partie. Wenngleich Clemens Unterweger die erste Chance vorgefunden hatte (5.). Dann gab jedoch ZSC eine erste Kostprobe ab. Einen Querpass von Derek Grant verwertete Österreichs Legionär Vinzenz Rohrer zur 1:0-Führung. Und die Gäste zogen die Zügel noch straffer.
Für den Mittelabschnitt dürfte ZSC-Trainer Marc Crawford jedoch eine Verschärfung gefordert haben. Zürich trat noch vehementer auf, zeigte dennoch Spielwitz und Kreativität. Eine KAC-Strafe wurde schließlich doppelt bestraft und sorgte für klare Verhältnisse. Erst sorgte ZSC-Kapitän Grant höchstpersönlich nach einem Abstauber für das 2:0, kurz danach ließ es Andrighetto läuten. Bemerkenswert dabei: Der Ex-NHLer dirigierte Zürich-Talent Unstinkov kurz vor dem Bully, wohin er den Puck serviert haben möchte. Doch der Hunger der Eidgenossen war damit noch nicht gestillt. Im Getümmel fischte Alessandro Segafredo die Scheibe unter Dahm heraus und sorgte für die 4:0-Vorentscheidung. Ein Außenstangentreffer kurz vor der zweiten Drittelpause durch Thomas Hundertpfund blieb die einzige KAC-Auffälligkeit. Auch wenn sich Zweier-Keeper Robin Zumbühl lange gegen einen Gegentreffer wehrte, musste er sich Simeon Schwinger beugen, der bei aus dem Slot via Lattenkreuz das 1:4 erzielen konnte.
Ein kurzes Aufflackern, Zürich blieb konzentriert und antwortete durch Juho Lammikko zum 5:1-Schlusspunkt. Herzliche Gesten und wohl anerkennende Worte gab es für Rohrer bei der Verabschiedung seiner Nationalteam-Kollegen im KAC-Dress.