Sagen wir so: So richtig Mut hatten die bisherigen Ergebnisse der Graz99ers in der Vorbereitung nicht gemacht, das konnte man bei den Gesprächen der Fans vor Spielbeginn in der Kantine heraushören. Doch so schlimm war es dann am Freitag zum Auftakt der Energie-Steiermark-Trophy im Bunker dann gar nicht. Auch wenn sich die Mannschaft von Johan Pennerborn den Nürnberg Ice Tigers letztlich klar mit 0:3 (0:0, 0:3, 0:0) geschlagen geben musste. Am Samstag geht es in Liebenau weiter: Und da haben nach der Partie zwischen Nürnberg und Nittra (16) die Legenden das Wort, die nach der offiziellen Teampräsentation ihr Comeback im Bunker feiern (20).
Davor kann man sich die neue Mannschaft der 99ers, die heuer in ihre 25. Saison gehen, bei der Präsentation anschauen. Die, die schon am Freitag da waren, sahen ein Team mit Potenzial. Was offensichtlich war: Die neue erste Linie mit dem neuen Kapitän Taylor Matson, Daniel Viksten und Anthony Salinitri etwa wird diese Saison viel Verantwortung haben und oft auf dem Eis sein. Was auch zu sehen war: Vor allem mit schnellen Breaks verschaffte sich gerade diese Linie im ersten Drittel gegen den DEL-Klub aus Deutschland Chancen, Salinitri (10., 14.), und Viksten (19.) vergaben aber die dicksten. Und die hatten die Grazer, auch wenn Nürnberg das Spiel dominierte, die 99ers oft im eigenen Drittel einschnürte. Doch große Chancen hatten sie kaum - und wenn, dann war Lars Volden zur Stelle.
Das änderte sich auch im zweiten Drittel lange nicht, die 99ers traten da sogar ein wenig besser auf, hielten die Partie lange offen. Doch dann kamen gar füchterliche drei Minuten: Zunächst traf Jake Ustorf (14:10), nur 43 Sekunden später schlug Volsten eine Scheibe nach Abwehr unglücklich genau Leonhardt vor den Schläger, der trocken einschob. Und weitere 100 Sekunden später stellte Karrer gar auf 3:0.
Das Fazit der ersten Partie vor den eigenen Fans: Ja, die Saison wird nicht leicht, das Play-off ist alles andere als ein Selbstläufer. Doch gab etwa die Leistung in Unterzahl Anlass zur Hoffnung, das große Manko war die Chancenauswertung. Die 99ers müssen lernen, ihre wenigen Chancen effizienter zu Ende zu spielen. Was es noch brauchen wird: Die jungen Österreicher, die auch gezwungenermaßen ihre Chance bekommen, müssen schnell mit der Aufgabe wachsen.
Am Samstag wird's legendär
„Die meisten Geschichten kannst ja gar nicht erzählen", sagt Kevin Moderer und muss lachen. Seit Ende der vergangenen Saison ist der 33-Jährige „Eishockey-Pensionist“ – zumindest als Profi. Am Samstag gibt es aber eine Rückkehr ins 99ers-Trikot und ins Merkur Eisstadion - um 20 Uhr als Kapitän des „Team Moderer“, mit zahlreichen Ex-99ers. Logischerweise schwelgt man da in Erinnerungen. „Ich habe Greg (Day, Anm.) und Guillaume (Lefebvre, Anm.) vom Flughafen abgeholt und wir mussten gleich besprechen, wie uns Trainer Matikainen nach einem schwachen Spiel noch einmal zum Eislaufen aufs Eis geschickt hat“, sagt Moderer, der sich auf ein „gemütliches Legendenspiel“ freut: „Es geht um den Spaß.“
Als Grillmeister („Ich habe Cevapcici besorgt“) hat Moderer das Wochenende mit den alten Weggefährten gemütlich eingeläutet. „Es ist schön, viele ehemalige Mitspieler da zu haben, die du ewig nicht gesehen hast.“ Den Kader hat er selbst zusammengestellt, er und Daniel Oberkofler durften wie in einem Draft auswählen. „Ganz offensichtlich bin ich der bessere Teammanager“, sagt Moderer zwinkernd.
Dabei kann sich auch der Kader von „Obi“ sehen lassen. Auch er zog mit 35 einen Schlussstrich und sagt: „Der Körper dankt es mir schon. Die letzten zwei Jahre habe ich gemerkt, dass es viele Spiele als Leistungssportler waren.“ Seit Donnerstag ist Oberkofler aber wieder auf dem Eis, wird kommende Saison wie Moderer in der dritten Liga für Kapfenberg spielen. „Und wenn ich mich entscheide, dort zu spielen, muss ich auch zum Training gehen.“ Die Belastung und Intensität sei aber eine andere, auch die zeitliche Beanspruchung geringer. Beim ersten Test der Kapfenberg wird Oberkofler heute aber fehlen: „Zwei Spiele an einem Tag gehen nicht.“ Auch Moderer wird „nur“ beim Legendenmatch dabei sein. „Aber ich möchte mit Kapfenberg ordentlich Gas geben. Wenn ich wo zusage, will ich es auch richtig machen.“ So wie am Samstag; denn „gemütlich“ hin oder her: Langweilig wird das Legendenspiel mit Sicherheit nicht.