Die Landkarte der internationalen Eishockey-Liga wird neu gezeichnet. Erstmals in der Geschichte beinhaltet sie die Rekordteilnehmeranzahl von 14 Mannschaften. Acht Klubs aus Österreich (KAC, VSV, Graz, Wien, Salzburg, Linz, Innsbruck, Dornbirn), zwei italienische Vertreter (Bozen, Pustertal), Olimpija Ljubljana (Slowenien), Orli Znojmo (Tschechien), Bratislava Capitals (Slowakei) sowie Fehervar (Ungarn). Erinnert ein bisschen an Alpenliga-Zeiten, allerdings mit deutlich mehr Professionalität und größerer Vielfalt.
Drei Klubs haben mit einem Schlag das Elfer-Teilnehmerfeld erweitert: Orli Znojmo darf mit Verspätung alle Anforderungen erfüllen, kehrt nach einem Jahr Abstinenz zurück (einstimmig). HC Pustertal und Olimpija Ljubljana haben mit ihren Bewerbungen nachhaltigen Eindruck hinterlassen und die nötige Zwei-Drittel-Hürde locker passiert. Sportlich gesehen müssen zu hohe Erwartungen an die Neulinge aber im Vorhinein gedämpft werden, allein aus budgetären Gründen. Bestenfalls darf man sich ein dichteres Mittelfeld in der Liga erhoffen. Und bereits vor der Abstimmung ist Kandidat EHV Linz K.o. gegangen. Die abgespaltene Gruppe der Black Wings Linz löste sich nach kurzfristigem Absprung aller Sponsoren in Luft auf.
Mit einer klar ablehnenden Haltung sah sich hingegen VEU Feldkirch, der einzige Bewerber aus Österreich, konfrontiert. Die stärksten Argumente der zehn stimmberechtigten Klubs sowie Präsident Jochen Pildner-Steinburg für das "Nein": Sie befürchteten offenbar einen weiteren Mitbewerber, der Druck auf den ohnehin dünnen österreichischen Spielermarkt erzeugt. Zudem würde ein weiterer Klub aus Vorarlberg den Standort Dornbirn nachhaltig gefährden. Die infrastrukturellen Mängel in Feldkirch (Hallenbeleuchtung, Kabinen), die ins Spiel gebracht worden sind, können beim besten Willen nicht den Ausschlag gegeben haben. Somit bleiben Dornbirn und Innsbruck die letzten aufgenommenen österreichischen Liga-Klubs (2012).
Heftige Kritik
Aus der Deckung wagte sich der VSV. Für Vorstand Andreas Schwab ist die Nichtaufnahme Feldkirchs eine Farce: "Das ist eine Schande für den österreichischen Eishockeysport", rechnet er mit dem Stimmverhalten seiner Kollegen ab. Die Entscheidung veranlasste sogar ÖEHV-Präsident Klaus Hartmann zu einer Stellungnahme, in der er die Aufnahmeentscheidung der Liga scharf kritisiert. Bloß Säbelrasseln oder ernsthafte Drohung? Die Frage wird sein, ob diese Reaktion für nachhaltige Spannungen zwischen Verband und Liga sorgt. Schließlich sollte im April ein neuer Kooperationsvertrag ausgearbeitet werden.
Ob die VEU jedoch Österreichs Eishockey nachhaltig gerettet hätte? Zu bezweifeln. Vielleicht würden heimische Spieler kurzfristig tatsächlich eine zusätzliche Perspektive erhalten. Nichtsdestotrotz: Den Hausbau mit dem Dach zu beginnen war noch nie eine gute Idee. Schließlich ändert es am grundsätzlichen Problem nichts: Es mangelt an der Basis, der Spieler- und Trainerausbildung. Und dieses Problem muss an anderer Stelle gelöst werden - und nicht in die höchsten Profi-Spielklasse verschoben. Positiv: Feldkirch hat versichert, sich weiterhin um ICE-Aufnahme zu bemühen.
Red Bull gibt Einfluss auf
Zurück zur Generalversammlung: Nur am Rande erwähnt, aber doch viel Interpretationsspielraum beinhaltet die Zurücklegung des Mandats als Vize-Präsident von Rene Dimter. Über ein Jahrzehnt war der Red Bull-Mann eine treibende Kraft im Liga- und damit im österreichischen Eishockey. Mit Dimter kehrt der letzte Mann des ehemaligen Dreigestirns mit Gernot Mittendorfer (ÖEHV) und Peter Mennel (EBEL-Präsident) der Liga den Rücken.
Dieser Abschied kündigte sich an. Eingeläutet wurde die Neuordnung der Machtverhältnisse mit der Wahl Jochen Pildner-Steinburgs zum Liga-Präsidenten im Vorjahr. Resultierend aus einer starken Achse Wien-Graz-Klagenfurt-Fehervar. Und so überrascht es auch nicht, dass Vienna- Capitals-Manager Franz Kalla für Dimter nachrückt.
Thema "Doppelstaatsbürger" vertagt
Einige Punkte sind hingegen offen geblieben bzw. werden demnächst im Detail vom Sportausschuss behandelt (Vorsitz: Oliver Pilloni): der zukünftige Modus (Pre-Play-off und/oder Zwischenrunde) und die Kaderregeln. Letztere könnten zum Tanz auf der Rasierklinge werden. Ein Lösungsvorschlag im Umgang mit Doppelstaatsbürgern liegt bereits vor: pro Klub soll nur einer erlaubt sein, der Rest zählt als Import. Auch „Doppelstaatsbürger“ sollen künftig genauer erfasst werden: Um keine Angriffsfläche zu bieten, will man sich an der IIHF-Regelung orientieren (ein Nationalspieler muss 18 Monate im jeweiligen Land gespielt haben).
Fazit: Früh, sogar sehr früh, wurden die Leitplanken für kommende Saison eingeschlagen. Eine Saison mit erhöhter Teilnehmeranzahl sowie Olympia-Qualifikation und üblicherweise früh terminierter B-WM könnte zum Nadelöhr werden. Und auch, ob im Herbst tatsächlich alle 14 Klubs dabei sind, bleibt abzuwarten. Denn wenn die Geldflüsse aus den öffentlichen Corona-Subventionen und -Hilfen versiegen, könnte es für den einen oder anderen noch einmal eng werden.