Als Segler hatten Sie bestimmt schon oft mit heftigem Seegang zu kämpfen. In diesen stürmischen Zeiten kam die ICE Hockey League einigermaßen glimpflich durch die Saison. Oder täuscht das?

Um in der Segelsprache zu bleiben: In einem Sturm heißt es "alle Hände an Deck". Alle Klubs haben ihren Teil dazu beigetragen, dass unser Hauptziel, eine Meisterschaft zu spielen, erfüllt werden konnte. Und alle waren dafür bereit.

40 Runden sind gespielt. Der Zeitplan wurde eingehalten. Klingt in Zeiten einer Pandemie eigentlich unglaublich, oder?

Wenn man sich international umschaut, ist das nicht so selbstverständlich. Wir haben unseren Fans versprochen zumindest 44 Spieltage „abzuliefern“ und das ist gelungen. Vorsichtig ausgedrückt hatten wir "Glück", dass uns alle das Virus im Oktober und November voll erwischt hatte. Die Verläufe blieben in den meisten Fällen zum Glück mild, hoffentlich greift noch lange die entstandene Immunität. Danach konnten wir den Spielplan ja durchziehen. Wir haben jedenfalls geliefert, sind schnell in den normalen Rhythmus gekommen - jetzt erfolgt die Draufgabe.

Was waren die größten Schwierigkeiten?

Eine Beginnzeit oder gar einen Spieltag zu verschieben war jahrelang ein großes Thema. Im Oktober haben wir es geschafft, binnen einer Stunde Spiele zu verschieben, Paarungen ändern und die Liga unterbrechen. Ohne Rückhalt des Liga-Präsidenten Jochen Pildner-Steinburg, dem "Return-to-play"-Konzept sowie der erstklassigen medizinischen Unterstützung von Christiane Loinig und unserem Ärzte-Komittee wäre das nicht möglich gewesen. Heikel war die Situation bei den 57 Referees, die ja aus fünf Ländern stammen. Sie bildeten den bewegten Teil der Liga, waren in keiner Bubble und haben trotzdem einen erstklassigen Job auch außerhalb der Eisfläche erledigt.

Viele Menschen leiden seit Monaten unter der Corona-Situation. Hatten Sie Bedenken, die Meisterschaft durchzuziehen?

Wir sind sehr verantwortungsbewusst mit der Situation umgegangen - wir haben keine negativen Rückmeldungen erhalten. Viele haben sich gefreut, Eishockey sehen zu können. Noch nie hatten wir so gute Werte bei TV und Medien. Die Berichterstattung hat sich auf Dinge fokussiert, die tatsächlich passieren.

Einige Klubs haben allen Widrigkeiten zum Trotz ein regelrechtes Wettrüsten veranstaltet. Sorgen Sie sich nicht, dass es ein böses Erwachen geben könnte?

Die wirtschaftliche Verantwortung liegt immer bei den Vereinen. Die Liga schafft lediglich die Rahmenbedingungen. Ich werde mich davor hüten, Transferaktivitäten zu kommentieren. Das ist nicht meine Aufgabe. Fakt ist, dass die Spielergehälter für Imports im Keller sind.

Aber wohl auch die Klub-Budgets. Haben Sie keine Angst, irgendwen zu verlieren?

Davon ist ja jede Liga betroffen. Ich werde keine Wasserstandsmeldungen dazu abgeben. Hier muss man wirklich positiv den COVID 19-Sportligenfonds des Sportministeriums und generell die professionelle Zusammenarbeit mit dem Sportministerium und dem Büro des Gesundheitsministers erwähnen. Ohne diese Unterstützung und den Willen der öffentlichen Stellen den Spielbetrieb auch in diesen schwierigen Zeiten zu ermöglichen hätten wir es nicht bis heute geschafft. Außerdem werten wir es als sehr gutes Signal, wenn fünf Teams mit Vehemenz in die Liga drängen und perspektivische Standorte sind. Bestehende Klubs gilt es immer abzusichern. Aber Klarheit haben wir am 25. Februar, wenn die bestehenden Clubs ihre Teilnahme für die Saison 2021/22 einmal grundsätzlich erklärt haben müssen. Im nächsten Schritt geht es dann um die Gesamtzahl an Teilnehmern. Unser Fokus gilt also der Liga als Ganzes.

In den letzten Jahren, zog sich die Thematik Teilnehmerfeld wie ein Strudelteig. Jetzt hört man heraus, dass sie die Teilnehmer 2021/22 schnell geklärt wissen möchten. . .

Korrekt. Ziel unserer turnusmäßigen Generalversammlung Anfang März ist es zu entscheiden, wer nächste Saison dabei ist. Je früher, desto besser. Alle Aspiranten (Orli Znnojmo, VEU Feldkirch, EHV Linz, Olimpija Ljubljana, Pustertal, Anm.) arbeiten mit Hochdruck an Ihren Bewerbungen.

Heuer spielten elf Teams. Wie viele Mannschaften sollen es zukünftig sein?

In unseren Liga-Planungen wurden seit Jahren auch Szenarien für mehrere teilnehmende Mannschaften berücksichtigt. Gut wäre eine gerade Anzahl. Die endgültige Entscheidung, ob 12, 14 oder 16 Mannschaften in der kommenden Spielzeit um den Meistertitel kämpfen und wie gespielt wird, treffen die Eigentümer.

Wenn zu den bestehenden acht Teams weitere, sagen wir, zwei österreichische Mannschaften dazukommen, würde das den ohnehin dünnen Markt an österreichischen Spielern anspannen. Wird das berücksichtigt? Ist der Plan "Reduzierung der Imports" dahin?

Wir haben heuer eine Regelung, mit der wir trotz der Pandemie bis jetzt gut durch die Saison gekommen sind. Man hat heuer gesehen, dass die Österreicher ihren Platz in der Liga haben.

Sie haben viele Jahre mit dem ÖEHV zusammengearbeitet. Was könnte mit dem neuen Präsidium hinsichtlich Kooperationsvertrag passieren?

Wir werden uns hinsetzen und miteinander reden und versuchen hier bestmögliche Rahmenbedingungen für das Eishockey in seiner Gesamtheit in unserem Land festzulegen. Derzeit geht es für uns im operativen Bereich viel mehr darum, den Meisterschaftsbetrieb bis zum letzten Spieltag der heurigen Spielzeit einmal sicherzustellen und durchzubringen. Ich bin mir sicher, dass die Präsidenten und Präsidien von Liga und Verband hier gemeinsam gute Vorgehensweisen für die Zukunft ausverhandeln und festlegen werden.

Die Olympia-Qualifikation findet Ende August statt. Mitten in der wichtigen Phase der Saisonvorbereitung und gleichzeitig mit den ersten beiden Spieltagen der Champions Hockey League. Sind hier nicht Konflikte zwischen ÖEHV und Klubs vorprogrammiert?

Der internationale Eishockeyterminplan liegt nicht in der Verantwortung und Entscheidung des ÖEHV und deshalb sehe ich auch keinen Platz oder Anlass für einen Konflikt zwischen ICE Hockey League und Verband. Auch hier müssen wir gemeinsam die beste Lösung für alle Beteiligten finden. Die Präsidenten Jochen Pildner-Steinburg und Klaus Hartmann haben im Zuge der Absage der Nationalteam-Aktivitäten im Februar Break vereinbart, die detaillierte Vorgehensweise für die Olympiaquali im April zu besprechen. Dann sollte schon klarer erkennbar sein was, wie und wann tatsächlich gespielt wird. Eine Olympiateilnahme vom Team Austria wäre natürlich eine großartige Sache, hätte aber auch große Auswirkungen auf den Liga-Betrieb und den Liga-Beginn. In Deutschland etwa rechnet man mit einer drei bis vierwöchigen Olympia-Pause.

Der Grunddurchgang zu Ende, nach der Zwischenrunde startet das Play-off. Wie endet die Meisterschaft?

Hoffentlich mit einem siebentem Finalspiel. Ursprünglich war der 28. April als letztmöglicher Termin vorgesehen. Uns setzt aber keine WM unter Druck. Auch Bozen, obwohl Italien WM-Teilnehmer, signalisiert uns, dass es - sofern Spiele verschoben werden müssten - bis 10. Mai laufen könnte. Hier geht es aber vor allem um die Verfügbarkeit der Eishallen. Die Anzahl der Play-off-Runden ist ein weiterer Puffer den wir haben, aber hoffentlich nicht ausnutzen müssen. Wir haben in dieser Saison gelernt Schritt für Schritt vorzugehen. Jetzt gilt der volle Fokus der Zwischenrunde und dann legen wir den Terminplan für die Play-offs fest.

Letzte Frage: Überlebt das Eishockey und die Liga eine weitere Saison ohne Zuschauer?

Wir haben die schwierigste Saison seit Bestehen überstanden. Wenn es die selben Werkzeuge, also das Sicherheitsnetz der Bundesregierung gibt, dann ja.