"Das werden wir sehen", sagt Jens Gustafsson und lächelt. Es sind aktuell keine wirklich einfachen Tage für den Trainer der 99ers. Nach gut drei Wochen im Amt und einer anhaltenden Talfahrt ist ihm nun auch noch sein Einsergoalie Olivier Rodrigue abhandengekommen.Ben Bowns, der sich am 2. Oktober schwer am Knie verletzt hatte, hat sich zurückgemeldet und wird schon heute in Linz im Kader der Grazer sein. Ob er fit genug ist für 60 Minuten? Genau: "Das werden wir sehen." Seit zehn Tagen ist der Waliser zumindest wieder voll im Training und so schmerzt der Abschied des jungen Kanadiers zwar, er ist aber kein Weltuntergang.
Nach der 1:4-Niederlage gegen Bratislava hat ihn der Ruf der NHL ereilt. Bei seinem Stammverein, den Edmonton Oilers, werden seine Dienste aufgrund von Verletzungen benötigt und die Grazer ließen ihn ziehen – wiewohl sein Vertrag eigentlich bis zum Saisonende gelaufen wäre. Es sei eben ein "ungeschriebenes Gesetz" bei den Grazern, dass man einen Spieler ziehen lässt, der in der NHL auf das Eis gehen kann. "Es ist der Traum eines jeden Spielers, in der NHL zu spielen oder dort mitzutrainieren", sagt Manager Bernd Vollmann, "da stellen wir uns nicht in den Weg." Eine Forderung an die Oilers erging nicht. "Wir sind sehr froh, dass er bei uns gespielt hat. Der Anstand im Sport verlangt es, in so einer Situation nichts zu fordern." In einer Aussendung erklärten die 99ers: "Wie schnell alles über die Bühne ging, zeigte übrigens eines: Rodrigue musste bereits um 6 Uhr in der Früh ins Flugzeug Richtung Edmonton steigen, wurde um 2.30 Uhr in Graz abgeholt und Richtung Flughafen gebracht."
Gefordert ist aktuell das Nervenkostüm der Grazer. Der Frust sitzt tief, das Selbstvertrauen ist dahin. "Wir haben in dieser Saison viele Spiele verloren", sagt der Trainer, "und natürlich fehlt es an Selbstvertrauen. Das ist etwas, das man mit gutem Verhalten jeden Tag aufbaut. Aber ich kann ihnen das nicht geben – niemand kann einem anderen Menschen Selbstvertrauen geben. Das muss man für sich selbst aufbauen." Man müsse auch mit den kleinen Dingen glücklich sein und darauf aufbauen. Etwa auf einem guten Shift, auch wenn man nicht gepunktet hat.
Das ganz große Manko ist die fehlende Kontinuität, sagt Gustafsson. Trotz des 1:4 gegen Bratislava sah er eine Steigerung. "Ich weiß, es war eine Niederlage und wir werden keinem leidtun", sagt er, "aber wir müssen auf etwas aufbauen und so eine Leistung in fünf, sechs Spielen in Serie abliefern." Früher oder später werde mit guten Spielen und Leistungen das Selbstvertrauen wiederkommen und würden die Pucks, die knapp nicht hineingingen, auch im Tor sein.