Eine Woche ist es her, dass in der ICE Hockey League die letzte Partie über die Bühne gegangen war. Nun stünde eigentlich ein stets langatmig wirkender November-Spielplan inklusive Nationalteam-Pause bevor. Das Niveau wie die Intensität ließen zu diesem Zeitpunkt erfahrungsgemäß etwas nach. In normalen Jahren stünde allerdings nie zur Debatte, dass zumindest Eishockey gespielt wird. 2020 ist nichts mehr selbstverständlich.
Die gute Nachricht vorab: Die ICE Hockey League kann ihrer Richtung treu bleiben und möchte die Saison unter allen Umständen fortsetzen. Aufgrund der Corona-Maßnahmen der Bundesregierung darf Eishockey nur noch im Profi-Betrieb mit entsprechendem Präventionskonzept durchgeführt werden. Gestartet hat die Saison mit 1500 Fans, mittlerweile sind keine Zuschauer mehr gestattet. "Es gibt einen Beschluss aller Klubs, dass wir so viele Spiele wie möglich durchführen sollen. Der wurde immer wieder erneuert und bekräftigt", erklärt Liga-Geschäftsführer Christian Feichtinger.
Ob nun die ICE sofort Geisterspiele durchführt oder im November auf Zeit gespielt wird, konnte Feichtinger noch nicht beantworten. "Wir haben für Dienstag unsere Konferenz anberaumt. Da wird unter anderem auch dieses Thema behandelt. Die Entscheidung liegt bei den Eigentümern."
Ticketausfälle subventioniert
Die Spitzenklubs müssen jedenfalls mit weiteren Einbußen im Zuschauerbereich rechnen. Allerdings stellt der Bund eine Sportförderung in Aussicht. "So können Nettoeinnahmen-Ausfälle kompensiert werden. Das ist eine Rückversicherung für das Eishockey in Österreich", spricht Feichtinger die Verluste bei Ticketverkäufen an und ergänzt: "Nur so kann der Spitzensport überleben - durch Ausübung des Sports und finanzieller Sicherheit." Errechnet wird diese Förderung mit reduzierten Einnahmen abzüglich reduzierter Kosten. Als Rechengrundlage wird die Vorsaison bzw. die letzten drei Saisonen herangezogen.
Beim VSV rauchen derzeit die Köpfe. Mehr als 1000 Abonnenten dürfen nicht mehr in die Halle. "Das ist ein Desaster", spricht Vorstandssprecher Gerald Rauchenwald Klartext. "Es gibt natürlich Geschäftsbedingungen, wo alles geregelt ist. Die Leute haben Anspruch auf eine gewisse Anzahl an Spielen. Wir versorgen unsere Abonnenten jetzt mit Digital-Zugängen. Wir können nur hoffen, dass wir dieses eine Monat irgendwie überstehen", so der Villacher. Die Blau-weißen haben ja von DEG-Stürmer Maxi Kammerer verabschiedet, wie die aktuelle Situation bei Michael Raffl und Peter Schneider ist? "Das wird man sehen. Wir würden ihnen jedenfalls keinen Mitgliedsbeitrag verrechnen", so Rauchenwald schmunzelnd.
Zurück zur Liga: Aufgrund der neuen Situation könnte sich der Spielplan umfangreich verändern. Dann wäre Eishockey nicht auf Dienstag, Freitag, Samstag und Sonntag beschränkt, sondern könnte auch Montags oder Mittwochs stattfinden. Feichtinger kündigt an, dass neue Spieltage und neue Beginnzeiten diskutiert werden müssen. "Ich schließe nichts aus. Weil Zuschauer ja nicht mehr maßgeblich Teil des Betriebs sein. In den nächsten Wochen werden die Leute wohl viel Zeit haben."
Ausnahme für Sperrstunde?
Die ICE versucht bewusst, nicht allzu weit in die Zukunft zu blicken. Erst mitte Dezember soll eine Entscheidung getroffen werden, ob und in welcher Form die geplante Zwischenrunde vor dem Play-off stattfinden kann. Feichtinger: "Unsere Saison wird von einem 3-Phasen-Plan gestaltet: Erstens mit den 44 Runden im Grunddurchgang, zweitens eine Zwischenrunde mit fünf bis 10 Partien und drittens das Play-off, das zwischen Länge der Serie (Best-of-7 bis Best-of-3, Anm.) und Spielstätte (eine Bubble, Anm.) verändert werden kann."
Es wird seitens der Liga bewusst Zuversicht ausgestrahlt. Das große Aber lautet jedoch: Wann der Betrieb fortgesetzt werden kann, bleibt offen. Eine völlig konträre Überlegung lautet sogar, den Spielbetrieb während des November-Lockdowns ausfallen zu lassen und erst bei Entspannung der Lage wieder loszulegen. Fakt ist: Bevor an einen Spielbetrieb gedacht werden kann, müssen alle Teams corona-frei und gesund sein. Dem Eishockey stehen heikle Wochen bevor.