Die Routine des Beiseiteschiebens verschwindet, wenn das Virus plötzlich inmitten des eigenen Alltags auftaucht. Die erste Welle in der „bet-at-home ICE Hockey League“ traf Bozen ab dem ersten Spieltag in der noch jungen Saison. Am Sonntagvormittag meldeten VSV und Graz neue Corona-Fälle. Ihre Spiele wurden kurzerhand verschoben.
Insgesamt sind in der Liga damit fünf Partien ausgefallen. Das wirkt derzeit noch aufregend, weil eher neu und ungewöhnlich. Zu befürchten haben die Mannschaften allerdings nichts. Eine mögliche Strafverifizierung hebelt ein Passus der ergänzenden Corona-Richtlinien aus. „Das dafür zuständige Spezial-Komittee trifft seine Entscheidungen im besten Interesse der Liga, um den Fortbestand zu sichern, anhand sportlicher und wirtschaftlicher Aspekte.“ Was gleichermaßen bedeutet, dass kein Klub während dieser Corona-Krise mit seinen Problemen im Stich gelassen wird. Und Geschäftsführer Christian Feichtinger ergänzt: „Wir wollen alle Spiele austragen und müssen heuer eben mit Verschiebungen umgehen lernen. Die Liga aufgrund dessen vorzeitig zu beenden, ist derzeit sicher kein Thema.“
Beim VSV lösten Schnelltests Alarm aus. Das Ergebnis der offiziell gültigen PCR-Tests steht noch aus. Klar ist, dass sich zu den zwei bisherigen Corona-Positiven weitere Spieler gesellen werden. Und wenn innerhalb der Blase Kontakt geherrscht hatte, wovon auszugehen ist, dürfte es nicht bei diesen wenigen Fällen bleiben.
Auch in der Schweiz wird Eishockey im Corona-Modus gespielt. Und ebenfalls wurden hier Partien abgesagt. Doch die Aufregung hält sich in Grenzen. „Alle sind froh, dass überhaupt gespielt werden kann“, berichtet Blick-Journalist Dino Kessler. So weilten zuletzt im Schlager ZSC gegen Bern rund 7500 im Züricher Hallenstadion. Allerdings verschärften einzelne Kantone nun ihre Maßnahmen, die Klubs hadern mit den regionalen Unterschieden.
Der Rettung der Liga wird in der Schweiz dennoch alles untergeordnet. Ein Abbruch hätte weitreichende wirtschaftliche Folgen. Auch der traditionelle Spengler Cup fiel bekanntlich der Pandemie zum Opfer. Und nun dürfte selbst der Schweizer Verband auf die ansonsten heiligen Nationalteam-Pausen verzichten. So weit ist es in Österreich noch nicht, gilt allerdings als unausweichlich. Team Austria hätte in der ersten November-Woche mit Belarus, Frankreich und Gastgeber Slowenien in Bled gastiert. Allerdings hat sich die Situation im Nachbarland dermaßen verschärft, dass dort mittlerweile sogar auf „Contact Tracing“ verzichtet wird.
Zurück zur ICE – vielen ist es derzeit ein Rätsel, warum die Ansteckungsgefahr in einer Eishockey-Kabine offenbar größer ist als beim Fußball. Die exakte Anzahl der positiv Getesteten behält die Liga unter Verschluss. An der Einhaltung der selbst definierten verschärften Maßnahmen hat sich jedoch nichts geändert. Permanent erfolgen Tests sowie Adaptionen im Regelwerk, schildert Feichtinger. Nun wird auch beraten, ob ein „Contact Tracing“ stattfinden soll. Schließlich kam der VSV zuletzt mit Gegner Fehervar auf dem Eis in Kontakt. „Wir gehen mit dem Thema Corona verantwortungsbewusst um“, versichert Feichtinger.
Das erfordert gewissermaßen auch Routine in den ständigen Anpassungen während dieser Ausnahme-Saison. Mit Sicherheit jedoch waren die Spielabsagen vom Sonntag nicht die letzten.