Sie gehen heute in Ihr 175. Pflichtspiel als Trainer der Graz 99ers. Haben Sie 2016, als sie Ivo Jan abgelöst haben, gedacht, dass es so viele und noch mehr werden?
Doug Mason: Man hofft natürlich immer, dass man so lange wie möglich bleiben kann. Ich bin ja auch nach Graz gekommen, um etwas aufzubauen und Erfolg zu haben. Ich hatte in meiner Karriere das Glück, bei den meisten Vereinen bis zu drei Jahre gewesen zu sein. 175 Spiele sind ein Meilenstein für einen Trainer und großartig – aber ich will noch zulegen.
Wie viele Spiele sollten am Ende in Ihrem Lebenslauf stehen?
Mason: Sagen wir 300 oder 400. Wir werden sehen.
300 Partien haben Sie in Iserlohn mit 299 knapp verpasst ...
Mason: Dann hätte ich also einen neuen Rekord, wenn ich es schaffe.
Die Situation ist dennoch nicht einfach. Fünf Spiele in Serie wurden verloren und Platz fünf ist neun Punkte entfernt ...
Mason: Wenn man auf die Tabelle schaut, ist das nicht das, was wir wollten. Wir hatten die Erwartung, weiter oben zu spielen, und das haben wir zu Beginn ja auch getan. Nach sieben Runden waren wir vorne. Dann haben die Verletzungen begonnen, das hat uns den Rhythmus genommen. Die Spieler hatten keine Chance, mit ihren Linienpartnern oder auch nur in derselben Powerplay-Formation zu trainieren.
Waren Sie mit der Leistung in allen Spielen zufrieden?
Mason: Die vergangenen fünf Spiele hätten wir auch gewinnen können. Man kann sich darüber beklagen, dass wir verloren haben, ja. Aber sicher nicht über die Art, wie wir gespielt haben, oder über unsere Energie, den Kampfgeist oder den Ehrgeiz.
Was ist die Lösung?
Mason: Es ist nur eine Frage der Genesung. Jede Woche verletzt sich einer mehr oder einer wird krank. Das geht seit dem Champions-League-Spiel zu Hause gegen Frölunda so. Aber ich bin nicht gestresst oder nervös. Ich wäre aufgebracht, wenn wir schlecht spielen oder die Jungs nicht hart arbeiten würden.
Was kann der Trainerstab tun?
Mason: Wir müssen die Spieler unterstützen und pushen. Und wenn wir alle wieder auf dem Eis haben, werden wir durchstarten.
Oft gehen Verletzungen mit einer zu hohen Belastung einher ...
Mason: Letztes Jahr hatten wir mit Daniel Natter noch einen 13. Stürmer. Heuer haben wir zwölf, dazu sechs Verteidiger. Darunter sind junge Spieler, die ein paar Shifts, aber nicht ein ganzes Spiel auf Liga-Niveau spielen können. Faktum ist, dass Geld eine Rolle spielt: Klagenfurt hat 16 Stürmer und zehn Verteidiger unter Vertrag. Wenn sie einen Spieler verlieren, haben sie noch immer mehr, als sie einsetzen können. Das haben wir nicht und wenn man mit zehn Stürmern und fünf Verteidigern spielt, ist das schon eine Extrabelastung, klar.
Die Belastung nimmt nicht ab.
Mason: Es wird für uns daher auch schwierig, überhaupt alle gesund zu bekommen. Charlie Dodero zum Beispiel hat eine Verletzung, mit der wir ihn normalerweise drei, vier Wochen nicht einsetzen würden. Aber er will spielen und uns helfen. Wir können die Situation nicht ändern und das müssen die Menschen hinter den Kulissen auch erkennen. Letztes Jahr ist alles gut gegangen, wir hatten meist nur einen Verletzten, Natter spielte eine gute Saison. Heuer läuft es nicht. Wir haben bis zu elf Spieler teilweise für Wochen verloren: Nihlstorp, Yellow Horn, Grafenthin, Garbowsky, Collberg ... Das kann man nicht kompensieren, egal was man tut. Man kann die Spieler nur bitten, alles zu geben. Und das tun sie.
Gegen Salzburg hatte Ihr Team 42 Torschüsse, traf aber nur drei Mal. Warum?
Mason: Im Moment läuft es nicht und die Jungs werden frustriert. Dann greifst du den Schläger fester an und bist nicht mehr so locker. Du bist nicht kaltblütig, sondern nervös. Wir brauchen Tore, um das Selbstvertrauen wieder aufzubauen.
Kommt da Schlusslicht Dornbirn gerade recht?
Mason: Das hoffe ich und es wäre großartig, wenn jeder unserer Stürmer zwei Tore schießt und sie sich damit aufbauen. Aber die Chancen dafür sind nicht groß. Wichtig ist es, das Spiel zu gewinnen. Wir brauchen das! Jeder Einzelne muss sich auf dem Eis gut fühlen.
Besteht die Gefahr, dass in so einer Phase die Stimmung in der Kabine kippt?
Mason: Wenn du schlecht spielst und verlierst? Ja. Aber das tun wir nicht, wir spielen gut. Die Jungs sind enttäuscht, aber sie haben eine gute Stimmung.
Wie schwierig ist es, bei so vielen Verletzten die Linien zusammenzustellen?
Mason: Damit muss man leben. Man muss sicherstellen, dass du die beste Lösung für den Abend findest, und notfalls muss man im Spiel umstellen oder nachjustieren. Das ist für die Spieler schlimmer als für die Trainer.
Was muss in den kommenden Wochen passieren, damit die Top fünf noch zu erreichen sind?
Mason: Im Moment ist meine Hauptaufgabe, dass ich die Spieler motiviert halte. Mein Ziel zu Saisonende war es, die Meisterschaft zu gewinnen. Ob wir das als Dritter, Erster oder Achter des Grunddurchgangs machen, ist mir egal. Jetzt muss die Mannschaft einmal wieder fit werden und dann werden wir am Ende des Jahres laut sein. Jeder Gegner weiß, dass wir jetzt gerade mit den Verletzungen zu kämpfen haben. Spielen aber alle, werden wir sehr schwer zu schlagen sein.
Die Top fünf würden den Weg zum Titel einfacher machen, den Druck mindern, oder?
Mason: Sicher. Druck ist wunderschön und motiviert. Stress tötet ab, aber Druck ist herrlich. Wenn man damit als Spieler oder Trainer nicht umgehen kann, sollte man es lassen.
Sind Sie gerade gestresst?
Mason: Überhaupt nicht. Höchstens bei Interviews (lacht).