Das Limit ausgeschöpft, der Bankomat ist leer. Für das Eishockey zumindest. Die Erste Bank wird ihr Liga-Sponsoring beenden. Seit Wochen sind in höchsten Eishockey-Kreisen entsprechende Gerüchte im Umlauf. Und seit Wochen werden Anfragen der Kleinen Zeitung im Hauptquartier der Erste Bank konsequent ignoriert. Der Spießruten-Lauf endete schließlich im Liga-Büro. "Stimmt, unser Liga-Hauptsponsor zieht sich zurück", bestätigt EBEL-Geschäftsführer Christian Feichtinger. Zumindest hier ist man um Sachlichkeit und Transparenz bemüht. Auch wenn der Schock tief sitzt.
Schließlich ist von kolportierten zwei Millionen Euro an finanzieller Unterstützung die Rede, die jährlich auf das Konto der Erste Bank Eishockey-Liga geflossen sein sollen. Und die jetzt natürlich Löcher in die Budgets der kleineren Klubs wie Dornbirn, Innsbruck und natürlich VSV reißen wird. Nach allen Abzügen dürften zwei Drittel davon auf die elf Klubs aufgeteilt worden sein. Bestätigen will diese Zahlen klarerweise niemand. Und auch der Österreichische Eishockey-Verband (ÖEHV) muss sich wohl auf den Sponsor-Ausstieg der Erste Bank vorbereiten.
Für einige Insider zeichnete sich das Ende bereits ab. ÖEHV-Präsident Gernot Mittendorfer musste als Vorstand der Bank Ende April seinen Sessel räumen. Damit war das Ende des Eishockey-Engagements, das bei der Bank den größten Teil des Sportsponsorings eingenommen hatte, eingeläutet. Und auch Andreas Treichl, den viele als eigentlichen Eishockey-Schirmherren der Bank vermuten, scheidet als Vorstandvorsitzender mit Jahresende aus und wechselt in den Aufsichtsrat. Seitdem wurden einige Positionen neu besetzt, eine neue Strategie ausgerufen. Und: Bei der Saisoneröffnungs-Pressekonferenz der EBEL auf dem Erste-Bank-Campus in Wien war kein einziger der hochdekorierten Banker vertreten.
Bank lässt Verlängerungsoption verstreichen
Klar ist, dass die EBEL bereits im September über diese neue Strategie hinsichtlich Sponsoring seitens der Bank informiert worden ist. Genauer gesagt: Die Erste Bank lässt die Option für eine dreijährige Verlängerung verstreichen. "Kommenden Mittwoch werden bei einem Liga-Forum die Klubs noch einmal über den aktuellen Status informiert. Grundsätzlich wissen alle Bescheid", schildert der Oberösterreicher. Für ihn stehe eine Übergangslösung mit der Bank ganz oben auf seiner Agenda: "Wir sind diesbezüglich noch in Gesprächen." Denn wenn auch die Vorlaufzeit bis zum nächsten Liga-Start noch etwa ein Jahr dauert - die Frage ist, ob so schnell ein so großer Sponsor gefunden werden kann.
Der weitere Zeitplan? Hitzige Gespräche werden bereits am Montag erwartet. Ohne EBEL-Verantwortliche haben sich die österreichischen Klubs zu einem Geheim-Gipfel verabredet, um die weitere Vorgehensweise abzustimmen. Irgendwie scheint noch gehofft zu werden, dass sich der Noch-Sponsor zumindest für ein weiteres Jahr überreden lässt. Und am Mittwoch findet das Liga-Forum dann in Salzburg statt. Feichtinger: "Wir sind vorbereitet und wir wissen, was wir zu tun haben. Es ist nichts, was mich auch auf persönlicher Ebene komplett in Agonie verfallen lässt. Oder Endzeitstimmung aufkommen lässt. Wir haben mit dieser Partnerschaft in den letzten Jahren ein starkes Produkt entwickeln können. Das ist im Sport nicht alltäglich."
ServusTV hört ebenfalls auf
Damit nicht genug: Auch ServusTV wird sich ab kommender Saison zurückziehen. "Stimmt", meint Feichtinger wortkarg. Seitens des Salzburger Senders waren am Samstag weder Christian Nehiba (ServusTV-Sportchef) noch Tom Schrefler (Eishockey-Projektleiter) erreichbar. Der Vertrag von Sky, vorerst einziger zukünftiger Mitstreiter auf dem Live-TV-Markt für EBEL-Eishockey, läuft noch bis 2021. Auch hier wartet viel Arbeit: "Wir müssen unserem zukünftigen Partner ein Komplett-Paket anbieten, auch was die Vermarktung im Free- wie Pay-TV betrifft." Feichtinger betont aber, dass die Gespräche sowohl mit Erste Bank wie auch ServusTV positiv seien. "Sie sind verantwortungsbewusste Partner."
Wer könnte nun der Erste Bank bzw. ServusTV folgen? Seitens Hauptsponsor hat der EBEL-Geschäftsführer Lösungen parat. "Es gibt potenziell Firmen, die sich so etwas leisten können. Und es gibt internationale Agenturen, die solche Buy-outs anbieten. Genau das wird auf der Agenda unseres Forums am Mittwoch stehen, um die zukünftige Strategie festzuzurren. Die Eigentümer müssen darüber bestimmen, wie weiter vorgegangen wird", skizziert Feichtinger. "Wir haben alles vorbereitet. Im Auftrag des Präsidiums haben wir Vorschläge für jeden Bereich ausgearbeitet."
Comeback des ORF?
Und wer Nachfolger von ServusTV sein könnte? Vielleicht kehrt die heimische Liga im ORF beim Sender "ORF Sport Plus" zurück ins Programm. Zumindest in abgespeckter Form hinsichtlich der Anzahl an Live-Spielen müsste auch Eishockey im Öffentlich-Rechtlichen von Interesse sein.
In letzter Zeit wurde mit großer Vehemenz darauf hingewiesen, die Liga mit vollem Namen zu bezeichnen. Vielleicht, weil das holprige "Erste Bank Eishockey-Liga" bald verschwinden wird.