Der KAC ist im wahrsten Sinne des Wortes ein rotes Tuch für die Grazer und ihre Fans – und nun kommt es ab Freitag im Halbfinale zum großen Hit gegen die Rotjacken vom Wörthersee. Kann es etwas Aufregenderes geben? Wohl kaum!
Zum bislang letzten Mal in einer Play-off-Serie standen sich die 99ers und der Rekordmeister (30 Titel) in der Saison 2012/13 gegenüber. Der KAC setzte sich im Viertelfinale mit 4:1 Siegen durch und wurde dann auch Meister.
Verteidigungsminister Mario Kunasek, der den entscheidenden 3:2-Sieg der Grazer in Linz im TV verfolgt hat, traut den 99ers den Finaleinzug zu, warnt aber: „Der KAC ist der KAC. Um die Klagenfurter zu eliminieren, ist eine Weiterentwicklung notwendig.“ Wie man den KAC besiegen kann, hat der Herr Minister heuer schon erlebt. „Graz lag in einer Partie des Grunddurchgangs mit 0:3 zurück und ging schlussendlich als 6:3-Sieger vom Eis. Die Truppe hat gezeigt, dass sie Moral besitzt.“
„Jetzt der KAC und dann die Capitals im Finale. Das ist doch perfekt für die Fans“, sagt 99ers-Stürmer Kevin Moderer mit einem Lachen. Der 29-jährige Grazer war auch schon in der Saison 2012/13 dabei und hat in der 1:4-Serie auch einen Treffer erzielt. Dass es emotional wird, steht für ihn fest. „Ich kann mich noch gut erinnern. Der Iberer Hias hat dem Jamie Lundmark einen Schwinger verpasst, dass er umgefallen ist, und der kleine Jean-Michel Daoust hat den Mike Siklenka von den Schlittschuhen geholt und sich auf ihn geworfen. Er war nicht der Größte, aber er hatte Herz.“
Herz wird man auch diesmal brauchen. „Wir spielen gegen den KAC um den Finaleinzug – das klingt nicht schlecht“, sagt 99ers-Präsident Jochen Pildner-Steinburg schmunzelnd. Dass die Truppe von Doug Mason den Rekordmeister in dieser Saison bereits fünf Mal in die Knie zwingen konnte, sieht Pildner-Steinburg nicht als Vorteil. „Es geht von null los. Der KAC hat die Niederlagen gegen uns längst weggesteckt. Wer den längeren Atem hat, wird die Serie gewinnen“, ist der 99ers-Boss überzeugt und ergänzt: „Für mich gibt es auch keinen Favoriten. Die Chancen stehen 50:50. Was für uns ein kleines Plus ist? Bei einem Entscheidungsspiel hätten wir Heimvorteil.“
„Für mich ist es keine Überraschung, dass Graz ins Semifinale eingezogen ist. Die Mannschaft hat einen guten Kern und zeigt viel Charakter. Es macht Freude, den 99ers zuzuschauen. Das ist wirklich kultiviertes Eishockey. Darum sind die 99ers für mich auch gegen den KAC der Favorit“, erzählt Ex-Profi Peter Znenahlik. Der Hauptgrund für ihn: „Graz tut sich bei Auswärtsspielen leichter“, sagt „Znene“ und fügt an: „Wie geil wäre es, wenn Graz wieder ein Finale erleben würde!“ Znenahlik stand mit dem EC Graz in den 90er-Jahren dreimal (zweimal Feldkirch, einmal Villach) im Endspiel. „Leider haben wir alle drei Serien verloren.“
KAC-Urgestein Tommy Cijan sieht das Chancenverhältnis bei 60:40 für die Grazer, wenn „sie ihren Teamspirit aufrechterhalten. Die Frage ist, ob die Klagenfurter den Kampf aufnehmen oder es spielerisch versuchen. Dann wird es aber richtig schwer für den KAC.“ Er selbst kennt das Gefühl eines Play-off-Sieges über die Rotjacken. 1993/94 triumphierte Cijan mit den Grazer „Elefanten“ im fünften Spiel des Halbfinales. „Das war unglaublich. Aber dieses Duell hat ohnehin immer sehr viele Emotionen.“ Für die Eishockey-Legende ist Mason ein „Trainerfuchs“. Das sagt auch Manuel Ganahl: „Man hat schon im Grunddurchgang gesehen, welche Priorität er den Duellen mit dem KAC eingeräumt hat.“ Der Bludenzer spielte 2012/13 im Play-off für Graz, wechselte drei Saisonen später an den Wörthersee. Für ihn sind allerdings die Rotjacken der Favorit.
Und was sagt Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, der sich erneut als echter 99ers-Fan outet? „Zum ersten Mal in der Klubgeschichte im Halbfinale – das ist ein großartiger Erfolg. Das Linzer Kipferl hat uns schon ganz gut geschmeckt in der Viertelfinalrunde. Mit dem KAC steht uns im Halbfinale jetzt der österreichische Rekordmeister gegenüber. Das wird eine schwere Serie, aber wir werden die Daumen drücken und wer weiß, was alles möglich ist. Steirerblut ist bekanntlich ja kein Himbeersaft. Und die Kärntner Kasnudeln gehören ja auch mitunter zu meinen Leibspeisen. Ich freue mich auf spannende Halbfinalspiele.“